Nackenschmerzen (Zervikalgie, HWS-Syndrom, Nackenverspannung)

Quelle: TCS MyMed

Nackenschmerzen sind weit verbreitet. Sie betreffen Frauen häufiger als Männer und können in jeder Altersgruppe auftreten. Oft sind sie harmlos, aber sie können auch Hinweise auf ernstere Erkrankungen liefern – besonders wenn Warnzeichen hinzukommen wie Taubheitsgefühle, Lähmungen oder Fieber.

Definition

Nackenschmerzen bezeichnen unangenehme oder schmerzhafte Empfindungen im Bereich zwischen Kopf und Schultern. Sie entstehen durch Reizungen, Verspannungen oder Veränderungen der Muskeln, Wirbelgelenke, Bandscheiben oder Nerven im Bereich der Halswirbelsäule. Die Schmerzen können lokal begrenzt bleiben oder bis in Schultern, Arme oder Kopf ausstrahlen.

Symptombild

Typisch sind ziehende, drückende oder stechende Schmerzen im Nacken, oft begleitet von eingeschränkter Beweglichkeit – besonders beim Drehen oder Neigen des Kopfes. Die Beschwerden können plötzlich auftreten oder sich langsam entwickeln.

Manchmal kommen Begleitbeschwerden hinzu wie:

  • Kopfschmerzen, vor allem im Hinterkopf
  • Schwindel, Übelkeit, Sehstörungen
  • Kribbeln oder Taubheitsgefühle in den Armen
  • Muskelverspannungen und -verhärtungen
  • Schlafprobleme oder Abgeschlagenheit

Die Schmerzen können akut (bis drei Wochen), subakut (bis zwölf Wochen) oder chronisch (mehr als drei Monate) verlaufen. Sie treten auch oft in Schüben auf.

Ursachen – Welche Krankheiten können dahinterstecken?

Die meisten Nackenschmerzen entstehen durch Muskelverspannungen – ausgelöst etwa durch schlechte Haltung, langes Sitzen am Computer, Stress, Kälte oder Zugluft. Auch ein «Handy-Nacken» durch ständiges Herabblicken aufs Smartphone ist heute häufig.

Weitere mögliche Ursachen:

  • Abnutzung der Halswirbel (Arthrose, Bandscheibenverschleiss)
  • Bandscheibenvorfall mit Druck auf Nerven
  • Wirbelblockaden
  • Unfälle (z. B. Schleudertrauma)
  • Entzündungen, z. B. Rheuma oder Infektionen
  • Tumoren oder Metastasen (sehr selten)
  • Psychische Belastungen wie Angst oder Depression

Begleitsymptome / Komplikationen

Besondere Aufmerksamkeit verdienen Begleitsymptome wie:

  • Ausstrahlende Schmerzen in Arme oder Hände
  • Kribbeln, Taubheit oder Muskelschwäche
  • Gangunsicherheit oder Koordinationsprobleme
  • Probleme mit Blase oder Darm

Auch Symptome wie Fieber, nächtliche Schweissausbrüche, plötzlicher Gewichtsverlust oder Nackensteifigkeit können auf ernsthafte Ursachen hindeuten und müssen ärztlich abgeklärt werden.

Unbehandelte oder chronische Nackenschmerzen können zu Folgeschäden führen – z. B. dauerhafte Bewegungseinschränkungen, chronische Kopfschmerzen oder psychische Belastungen.

Selbsthilfe & Erste-Hilfe-Massnahmen

Leichte Nackenschmerzen lassen sich oft gut selbst lindern:

  • Bewegung hilft: sanfte Spaziergänge, Schulterkreisen oder Dehnübungen
  • Wärme entspannt die Muskulatur (Wärmflasche, Rotlicht, Bad)
  • Achten Sie auf eine aufrechte Körperhaltung – auch am Arbeitsplatz
  • Regelmässige Pausen bei Bildschirmarbeit
  • Entspannungstechniken (z. B. Yoga, progressive Muskelentspannung)
  • Ein ergonomisches Kopfkissen kann helfen

Bei akuten Verletzungen (z. B. nach einem Unfall) gilt: ruhigstellen und sofort medizinisch abklären lassen.

Notfall-/Alarmzeichen

Sofort in die Notaufnahme oder den Notruf (112) wählen bei:

  • Plötzlicher, sehr starker Nacken- oder Kopfschmerz
  • Nackensteifigkeit mit Fieber und Verwirrtheit (Verdacht auf Meningitis)
  • Lähmungen oder Gefühlsstörungen in Armen/Beinen
  • Kontrollverlust über Blase oder Darm
  • Atemnot oder Brustschmerzen mit Ausstrahlung in den Nacken (möglicher Herzinfarkt)
  • Sprach-, Seh- oder Schluckstörungen

Wann zum Arzt und welcher Arzt ist zuständig?

Ein Arztbesuch ist ratsam:

  • wenn die Schmerzen länger als ein paar Tage anhalten
  • wenn sich die Beschwerden trotz Hausmitteln nicht bessern
  • wenn die Schmerzen regelmässig wiederkehren
  • bei neurologischen Symptomen wie Kribbeln oder Taubheit
  • nach einem Unfall, auch wenn zunächst keine starken Beschwerden vorliegen
  • wenn zusätzlich Fieber, Gewichtsverlust oder starke Erschöpfung auftreten

Die erste Anlaufstelle ist meist der Hausarzt. Je nach Ursache können weitere Fachärzte beteiligt sein:

  • Orthopäde – bei Problemen mit Wirbeln, Gelenken oder Bandscheiben
  • Neurologe – bei ausstrahlenden Schmerzen oder Gefühlsstörungen
  • Rheumatologe – bei Verdacht auf entzündliche Erkrankungen
  • Neurochirurg – bei schwerwiegenden Veränderungen, z. B. Bandscheibenvorfall mit Lähmung
  • Physiotherapeut – für gezielte Übungen und Haltungsschulung

Abklärung beim Arzt (Diagnostik)

Zunächst befragt der Arzt ausführlich zu Beschwerden, Dauer, Intensität, auslösenden Faktoren und Vorerkrankungen. Es folgt eine körperliche Untersuchung: Beweglichkeit, Muskelspannung und neurologische Funktionen werden geprüft. Bei Verdacht auf eine ernste Ursache kommen bildgebende Verfahren wie Röntgen, MRT oder CT zum Einsatz. Auch Blutuntersuchungen oder Nervenmessungen können nötig sein.

Ärztliche Behandlung / Therapieoptionen

In den meisten Fällen helfen konservative Therapien:

  • Schmerzmittel (z. B. Ibuprofen, Paracetamol)
  • Wärmeanwendungen
  • Physiotherapie und gezielte Bewegung
  • Muskelentspannende Medikamente
  • Entspannungstechniken, Verhaltenstherapie bei chronischen Schmerzen

In schweren Fällen – z. B. bei Bandscheibenvorfall mit Lähmungserscheinungen – kann eine Operation notwendig sein. Dabei wird z. B. eingeklemmtes Gewebe entfernt oder ein Wirbel stabilisiert.

Verlauf & Prognose

Akute Nackenschmerzen verschwinden oft von selbst innerhalb weniger Tage bis Wochen. Auch nach einem Schleudertrauma ist in den meisten Fällen mit einer vollständigen Erholung zu rechnen. Wenn Nackenschmerzen jedoch chronisch werden, ist die Behandlung oft langwieriger. Besonders dann, wenn psychische Belastungen oder Fehlhaltungen bestehen bleiben. Wichtig ist daher eine frühzeitige Behandlung und ein aktiver Umgang mit den Beschwerden.

Vorbeugung / Prävention

Eine gesunde Lebensweise ist der beste Schutz:

  • Regelmässige Bewegung, besonders Kräftigungs- und Dehnübungen für den oberen Rücken
  • Eine gute Haltung – beim Sitzen, Stehen, Arbeiten und Schlafen
  • Ergonomischer Arbeitsplatz (richtige Bildschirmhöhe, Sitzposition)
  • Stressabbau durch Entspannungstechniken
  • Ausgewogene Ernährung, genug trinken, nicht rauchen

Mit diesen Massnahmen können Sie das Risiko für Nackenschmerzen deutlich senken – und Rückfällen vorbeugen.

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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