Welt-Autismus-Tag: Wir wollen sensibilisieren

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Welt-Autismus-Tag
Welt-Autismus-Tag
Quelle: TCS MyMed

Heute ist der Welt-Autismus-Tag. Doch was ist Autismus überhaupt? Was steckt dahinter und wie geht es den Betroffenen mit Autismus im Alltag? as – autismus schweiz, der Verein für Angehörige, Betroffene und Fachleute – beantwortet im Interview wichtige Fragen zum Thema.

Was ist das Ziel dieses Tages?
Das Ziel dieses Tages ist es, Aufmerksamkeit für das Thema Autismus zu gewinnen, die Gesellschaft für das Thema und die Bedürfnisse von Betroffenen zu sensibilisieren und das Wissen darüber zu vergrössern. ads nutzt den Tag jeweils, um mit einer Social-Media-Kampagne auf das Thema aufmerksam zu machen. Dieses Jahr zeigen wir die vielen Alltagsherausforderungen von Betroffenen und Familien mit Kindern mit Autismus mithilfe von Bildern unserer Mitglieder auf. Weltweit gibt es auch die Bewegung «Light it Up Blue» – an diesem Tag werden bekannte Gebäude blau beleuchtet. Leider ist es in der Deutschschweiz sehr schwierig, gewichtige Partner dafür zu finden.

Was versteht man unter der Diagnose «Autismus»?
Autismus ist eine angeborene und lebenslange Entwicklungsdiversität. Die betroffenen Personen haben oft Schwierigkeiten, mit anderen Personen zu kommunizieren sowie zu ihnen Beziehungen aufzubauen, und haben eine andere Wahrnehmung der Welt. Ihre intensivere Wahrnehmung von Reizen, denen wir alle ständig ausgesetzt sind, macht den Alltag für sie sehr anstrengend.

Wie viele Menschen in der Schweiz sind davon betroffen und wie hat sich diese Zahl in den letzten Jahren verändert?
Es gibt in der Schweiz keine offizielle Statistik zu Autismus-Diagnosen. Es wird von einem Prozent Betroffener ausgegangen. Statistiken aus dem Ausland deuten jedoch darauf hin, dass eine grössere Anzahl Personen betroffen ist.

Typische Kernsymptome sind:

  • Schwierigkeiten im sozialen Kontext
  • Beeinträchtigte Sprach- und Kommunikationsfähigkeit
  • Stereotype Verhaltensweisen
  • Spezialinteressen

Was sind mögliche erste Anzeichen dieser Entwicklungsdiversität?
Die Autismus-Diagnostik ist aufwendig und komplex. Es gibt keinen schnellen Test, mit dem die Diagnose einer Autismus-Spektrum-Störung gestellt werden kann. Vielmehr beruht die Diagnose auf genauen Angaben zur bisherigen Entwicklung und zum aktuellen Befinden und Verhalten der Person. Diagnosen aus dem Autismus-Spektrum können nur von erfahrenen Spezialisten gestellt werden. Leider muss man oft lange Wartezeiten in Kauf nehmen.

Wie schränkt die Autismus-Spektrum-Störung die Betroffenen in ihrem Alltag ein?
Betroffene haben oft grosse Mühe mit Veränderungen und Übergängen jeglicher Art. Deshalb entstehen häufig Stresssituationen. Zudem haben viele Betroffene Schwierigkeiten im sozialen Kontext. Ironie und Sarkasmus können für sie schwierig zu verstehen sein, weil sie alles wörtlich nehmen. Über- und Unterempfindlichkeiten in allen Sinnesbereichen können zusätzlich einen grossen Stress im Alltag auslösen. Regen auf der Haut schmerzt (er kann für einige aber auch sehr angenehm sein), die Möglichkeit, Gehörtes zu filtern, fehlt, wodurch die Belastung durch «Lärm» schnell zu gross wird, Berührungen sind sehr unangenehm – es gäbe noch unzählige Beispiele in dem Bereich. Jede Person mit Autismus muss zusammen mit ihrem Umfeld für sich selbst herausfinden, wo die grossen Stressfaktoren liegen.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Es werden diverse therapeutische Behandlungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Autismus-Spektrum angeboten. Je nach Art des Autismus können auch andere Therapien bei der Förderung unterstützen. Durch Therapien und Medikamente kann eine Linderung der Begleiterscheinungen erreicht werden. Förderansätze helfen, sich besser in der neurotypischen Welt zurechtzufinden und mit den Symptomen des Autismus umzugehen.

Worauf soll im Umgang mit autistischen Menschen geachtet werden?
Jede Person mit Autismus möchte genauso selbstbestimmt leben wie alle anderen Menschen auch. Sie möchten vollwertige Mitglieder der Gesellschaft sein und auch so behandelt werden. Auf eine klare Kommunikation, auf eine möglichst hohe Voraussehbarkeit des Kommenden und auf möglichst wenig unerwartete Veränderungen sollte geachtet werden. Ebenso auf die Reduktion möglicher Reize und das Schaffen einer möglichst «ruhigen» Umgebung mit Rückzugsmöglichkeiten.

Welche Angebote bietet autismus schweiz (as) für Betroffene und deren Angehörige?

  • Auskunft für alle am Thema Interessierten durch die Mitarbeitenden der Geschäftsstelle von ads
  • Individuelle, tiefer gehende Beratung für die Mitglieder von ads durch die kostenlose Beratungsstelle
  • Weiterbildungen für Fachpersonen, Eltern, Angehörige, Interessierte und Selbstbetroffene
  • Vernetzung von allen, welche selbst betroffen oder im Umfeld von autistischen Personen sind
  • Autismusgerechte Anlässe, an welchen die Stressfaktoren stark vermindert werden
  • Sensibilisierung des gesamten Umfeldes (Politik, Wirtschaft, Ausbildung, Arbeit, Freizeit etc.)
  • Unterschiedlichste Informationsmaterialien zu diversen Themen für das ganze Autismus-Spektrum und alle Altersstufen
  • Eine Informationsplattform und Angaben zu Fachstellen und Unterstützung auf der Website www.autismus.ch

Quelle und in Zusammenarbeit: autismus schweiz (www.autismus.ch).

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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