Durchfall selbst behandeln: Was viele falsch machen und wie man es besser macht

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Durchfall
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Quelle: TCS MyMed

Durchfall kann schnell zu einem unangenehmen Gesundheitsproblem werden, doch viele greifen in der Selbstbehandlung zu den falschen Mitteln. Prof. Dr. med. Stephan Vavricka erklärt, warum Medikamente wie Loperamid und eine unzureichende Flüssigkeitsaufnahme die Symptome verschlechtern können und welche Nahrungsmittel besser geeignet sind. Lernen Sie, wie Sie Durchfall effektiv behandeln und wann Sie unbedingt ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen sollten.

Herr Vavricka, welche typischen Fehler begehen Menschen bei der Selbstbehandlung von Durchfall und welche Risiken sind damit verbunden?
Viele Menschen neigen dazu, bei Durchfall zu schnell zu Medikamenten wie beispielsweise Loperamid zu greifen. Diese Medikamente verlangsamen die Darmbewegung, was problematisch ist, wenn der Durchfall durch eine Infektion verursacht wird, da Krankheitserreger länger im Körper bleiben. Ein weiterer häufiger Fehler ist die unzureichende Flüssigkeitsaufnahme – viele trinken nur Wasser und vergessen Elektrolyte. Durchfall führt jedoch zu erheblichem Flüssigkeits- und Elektrolytverlust, und ohne entsprechenden Ausgleich kann es zu Dehydrierung und Muskelschwäche kommen.

Ein weiterer Fehler ist die falsche Ernährung: Viele Betroffene essen entweder gar nichts oder greifen zu schwer verdaulichen Lebensmitteln, was die Beschwerden verschärfen kann. Empfehlenswert sind leichte Kost wie Zwieback, geriebener Apfel oder Bananen. Auch der zu frühe Wiedereinstieg in eine normale Ernährung, vor allem fettige oder ballaststoffreiche Speisen, kann den Darm belasten. Er ist nach dem Durchfall noch empfindlich, und schwere Kost kann die Beschwerden erneut auslösen. Eine schrittweise Rückkehr zur normalen Ernährung ist sinnvoll.

Unsachgemässe Hausmittel wie Cola und Salzstangen sind zudem problematisch – Cola verstärkt den Wasserverlust, während Salzstangen nur Natrium liefern, jedoch keine wichtigen Elektrolyte.
Ein Fehler, den viele begehen, ist das Ignorieren von Warnzeichen. Bei schwerem Durchfall, hohem Fieber oder blutigem Stuhl sollte frühzeitig ärztliche Hilfe gesucht werden.

Unter welchen Umständen stellt Durchfall eine ernsthafte gesundheitliche Gefahr dar und erfordert ärztliche Abklärung?
Es gibt bestimmte Warnzeichen, bei denen Durchfall eine ernsthafte gesundheitliche Gefahr darstellt. Starke Dehydrierung, die sich durch Symptome wie starken Durst, trockenen Mund, wenig oder kein Urin (dunkelgelb), Schwindel, Kreislaufprobleme und eingesunkene Augen oder trockene Haut äussert, ist besonders gefährlich, vor allem bei Kindern, älteren Menschen und immungeschwächten Personen. Blut im Stuhl ist ein weiteres alarmierendes Zeichen, das auf bakterielle Infektionen, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen sowie Darmtumore oder Hämorrhagien hindeuten kann.

Wenn der Durchfall länger als 3–4 Tage anhält, mit mehr als 10 wässrigen Stühlen pro Tag, ohne dass ein Flüssigkeitsausgleich möglich ist, sollte sofort ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden. Auch hohes Fieber über 39 °C, starke Bauchschmerzen oder Krämpfe, die auf einen Darmverschluss oder eine Blinddarmentzündung hinweisen, sowie der Verdacht auf eine Vergiftung oder Tropenkrankheiten sind ein Anlass, einen Arzt aufzusuchen. Besonders gefährdete Gruppen wie Babys, ältere Menschen, Schwangere und immungeschwächte Personen sollten frühzeitig ärztlichen Rat einholen.

Ein Arztbesuch ist ratsam, wenn Durchfall lange anhält, von Blut, hohem Fieber oder starken Schmerzen begleitet wird oder zu starker Dehydration führt. Besonders gefährdete Personen sollten frühzeitig ärztlichen Rat einholen.

Inwiefern kann Durchfall auf chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder sogar auf Darmkrebs hinweisen?
Durchfall kann ein Symptom für eine ernsthafte Erkrankung wie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) oder sogar Darmkrebs sein. Bei CED, wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, sind die Symptome meist langanhaltend. Morbus Crohn betrifft den gesamten Verdauungstrakt und führt häufig zu krampfartigen Schmerzen und Fettstühlen. Colitis ulcerosa betrifft nur den Dickdarm und zeigt sich häufig mit blutigem, schleimigem Durchfall. Beide Erkrankungen sind mit Symptomen wie starkem Gewichtsverlust, Müdigkeit und Gelenkschmerzen verbunden.

Durchfall kann auch ein frühes Anzeichen für Darmkrebs sein, insbesondere wenn es zu einem Wechsel zwischen Durchfall und Verstopfung kommt oder blutiger Stuhl auftritt. Auch plötzlicher Gewichtsverlust sowie Blähungen, Völlegefühl oder krampfartige Schmerzen oder Müdigkeit und Leistungsschwäche (durch Blutarmut) sind mögliche Hinweise auf Darmkrebs. Besonders gefährdet sind Personen mit folgenden Risikofaktoren:

  • Über 50 Jahre alt
  • Familiäre Vorbelastung (Darmkrebsfälle in der Familie)
  • Ballaststoffarme, fettreiche Ernährung
  • Chronische Entzündungen im Darm (z. B. durch CED)

Chronischer Durchfall mit Blut, Schmerzen oder Gewichtsverlust sollte immer ärztlich abgeklärt werden! Bei anhaltenden Symptomen über Wochen kann eine Darmspiegelung sinnvoll sein, um CED oder Darmkrebs auszuschliessen. Früherkennung ist entscheidend: Ab 50 Jahren wird eine Vorsorge-Darmspiegelung empfohlen, bei familiärem Risiko oft schon früher.

Welche Auswirkungen hat die Ernährung auf die Verdauung und welche Nahrungsmittel sollten bei Durchfall vermieden werden?
Die Ernährung hat einen enormen Einfluss auf die Verdauung. Ballaststoffreiche Lebensmittel wie Vollkornprodukte, Gemüse und Obst fördern eine regelmässige Verdauung, während fettreiche, stark verarbeitete und zuckerhaltige Lebensmittel Verdauungsprobleme wie Durchfall begünstigen können. Probiotische Lebensmittel wie Joghurt oder fermentierte Produkte unterstützen die Darmflora und tragen zur gesunden Verdauung bei. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, besonders in Form von Wasser und Kräutertees, hilft, die Darmbewegung zu regulieren.

Bei akutem Durchfall sollten bestimmte Nahrungsmittel vermieden werden. Blähende Lebensmittel wie Hülsenfrüchte, Kohlarten und Zwiebeln sowie Knoblauch können den Darm weiter reizen. Fettige oder frittierte Speisen, wie Fast Food und scharfe Gewürze, sind ebenfalls ungünstig. Milchprodukte können, vor allem bei Laktoseempfindlichkeit, den Durchfall verstärken. Zucker- und kohlensäurehaltige Getränke und künstliche Süssstoffe sind ebenfalls problematisch, da sie den Wasserverlust verstärken oder die Darmtätigkeit anregen können. Verzichten sollte man auch auf Kaffee und Alkohol, da auch sie die Darmtätigkeit anregen.

Welche Nahrungsmittel sind bei Durchfall besonders geeignet?
Bei Durchfall ist es wichtig, den Darm zu beruhigen, und dafür eignen sich leicht verdauliche, stopfende Lebensmittel. Bananen liefern Kalium und beruhigen den Darm, geriebener Apfel enthält Pektin, das Flüssigkeit bindet, und Zwieback sowie Weissbrot sind leicht verdaulich. Reis, Kartoffeln und Haferbrei sind ebenfalls gute Optionen, da sie den Darm schonen. Karottensuppe nach Moro kann durch ihre antibakterielle Wirkung ebenfalls hilfreich sein.

Die Ernährung hat grossen Einfluss auf die Verdauung. Bei Durchfall sollten blähende, fettige und zuckerhaltige Lebensmittel vermieden werden. Stattdessen sind leichte, stopfende Nahrungsmittel wie Banane, Zwieback und Reis empfehlenswert. Viel trinken (Wasser, Kräutertee, Elektrolytlösungen) ist essenziell, um Flüssigkeitsverluste auszugleichen.

Welche Bedeutung haben Darmbakterien für eine gesunde Verdauung und wie lässt sich die Darmflora gezielt stärken?
Die Darmbakterien, die das Mikrobiom bilden, spielen eine zentrale Rolle für eine gesunde Verdauung. Sie helfen beim Abbau von Ballaststoffen, produzieren kurzkettige Fettsäuren, die den Darm gesund halten, und unterstützen die Nährstoffaufnahme. Zudem schützen sie vor Krankheitserregern und stärken die Darmbarriere, was das Immunsystem unterstützt. Rund 70 % der Immunzellen befinden sich im Darm, wo die Darmflora eine wichtige Schutzfunktion übernimmt. Ein gesundes Mikrobiom beeinflusst zudem auch den Stoffwechsel und kann das Risiko für Erkrankungen wie Übergewicht oder Diabetes verringern.

Wie lässt sich die Darmflora gezielt stärken, um die Verdauung und das allgemeine Wohlbefinden zu fördern?
Eine gesunde Darmflora ist essenziell für die Verdauung, das Immunsystem und das allgemeine Wohlbefinden. Um die Darmflora zu stärken, ist eine ausgewogene Ernährung entscheidend. Probiotische Lebensmittel, wie Joghurt mit aktiven Kulturen, Kefir, Sauerkraut, Kimchi und Kombucha, liefern nützliche Bakterien, die das Mikrobiom unterstützen. Zusätzlich sind präbiotische Lebensmittel, wie ballaststoffreiche Vollkornprodukte, Leinsamen, Zwiebeln, Knoblauch, Lauch, Spargel, Chicorée, Bananen, Äpfel und Beeren, wichtig, da sie die guten Bakterien im Darm nähren.

Welche Rolle spielt ausreichend Flüssigkeit bei der Stärkung der Darmflora?
Flüssigkeit ist ein weiterer wichtiger Faktor, um die Darmflora zu unterstützen. Es ist empfehlenswert, täglich mindestens 1,5 bis 2 Liter Wasser zu trinken. Zudem können ungesüsste Kräutertees, wie Fenchel- oder Kamillentee, die Darmgesundheit fördern. Flüssigkeit hilft, den Verdauungsprozess zu unterstützen und sorgt dafür, dass der Darm richtig funktioniert.

Welche Lebensmittel sollten vermieden werden, wenn man die Darmflora stärken möchte?
Um die Darmflora zu fördern, sollten Zucker, Alkohol und stark verarbeitete Lebensmittel gemieden werden. Zucker und künstliche Süssstoffe können das Gleichgewicht der Darmflora stören, während stark verarbeitete Lebensmittel oft Zusatzstoffe enthalten, die das Mikrobiom negativ beeinflussen können. Eine gesunde Ernährung ist entscheidend für das Wachstum der nützlichen Bakterien und das Wohlbefinden des Darms.

Wie wirkt sich der Einsatz von Antibiotika auf die Darmflora aus und wie kann man ihr Gleichgewicht nach einer Antibiotikatherapie wiederherstellen?
Antibiotika sind notwendig, um Infektionen zu bekämpfen, sie zerstören jedoch nicht nur schädliche, sondern auch nützliche Darmbakterien. Nach einer Antibiotikatherapie ist es wichtig, die Darmflora gezielt wieder aufzubauen. Das kann durch den Verzehr von probiotischen Lebensmitteln wie Joghurt oder Kefir oder durch die Einnahme von Präparaten erfolgen, die nützliche Bakterien enthalten.

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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