Im Interview mit TCS MyMed beantwortet Sonja Hartmann, Expertin bei aha! Allergiezentrum Schweiz, wichtige Fragen zum Thema «atopischer Winterfuss» und gibt Tipps, wie man die Füsse pflegen sollte.
Frau Hartmann, was ist ein atopischer Winterfuss und welche Symptome sind typisch dafür?
Der atopische Winterfuss ist eine Hauterkrankung und oft eine Ausprägung von Neurodermitis (auch atopisches Ekzem genannt). Typischerweise zeigt sich ein atopischer Winterfuss durch Symptome wie extrem trockene Haut, Rötungen, Juckreiz und schmerzhafte Risse in der Haut der Füsse. Auch trockene Ekzeme können auftreten. Die Symptome zeigen sich zuerst an den Zehenspitzen – bei schweren Fällen können sich diese aber auch auf den Zwischenzehenbereich und die ganze Fusssohle ausbreiten.
Welche Faktoren tragen zur Entstehung eines atopischen Winterfusses bei?
Wie beim atopischen Ekzem sind die eigentlichen Ursachen nicht endgültig geklärt. Umwelteinflüsse und genetische Faktoren spielen eine wichtige Rolle. Geschlossenes und sehr luftdichtes Schuhwerk ist ein häufiger Auslöser (Triggerfaktor). In geschlossenen und luftundurchlässigen Schuhen kann es zu einem Hitzestau kommen, die Füsse beginnen zu schwitzen, und durch die dicken Socken kann der Schweiss – je nach Material – nicht abtransportiert werden. Der Schweiss sammelt sich auf der Haut und stört so deren natürliche Barrierefunktion. In der Folge kann es zu Entzündungen kommen.
Gibt es weitere Faktoren, welche die Entstehung begünstigen?
Von Neurodermitis Betroffene leiden eher an einem atopischen Winterfuss, aber auch Menschen mit sensibler Haut kann es treffen. Auch Inhaltsstoffe des Schuhmaterials oder Bestandteile der Strümpfe (z. B. Tierhaare) können weitere Triggerfaktoren sein – insbesondere dann, wenn die Haut bereits gereizt ist.
Welche Rolle spielt das Wetter bei der Verschlimmerung der Symptome?
Wie der Name «atopischer Winterfuss» nahelegt, kommt die Erkrankung meistens in der kalten Jahreszeit vor. Sie kann jedoch auch in den wärmeren Monaten auftreten.
Welche Massnahmen können ergriffen werden, um einen atopischen Winterfuss zu verhindern oder zu lindern?
Zur Vorbeugung ist es empfehlenswert, geschlossene Schuhe und dicke Socken nicht länger als nötig zu tragen. Zuhause sind beispielsweise offene Hausschuhe besser geeignet, zeitweise sollten Betroffene wenn möglich auch barfuss gehen. Zur Linderung und für die Abheilung von Ekzemen reicht in den meisten Fällen ein rückfettendes Pflegeprodukt, das zu Beginn mehrmals täglich aufgetragen und dann langsam reduziert wird. Sind die Beschwerden sehr stark, kann das Pflegeprodukt auch über Nacht dick aufgetragen und die Füsse in Baumwollsocken gepackt werden.
Gibt es spezielle Pflegeprodukte oder Cremes, die empfohlen werden?
Am besten auf Pflegeprodukte ohne Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe achten. Pflegende Inhaltsstoffe wie Harnstoff, pflanzliche Öle, Glycerin, Panthenol u. a. machen die Haut geschmeidig bzw. wirken abschuppend. Auf ätherische Öle sollte verzichtet werden, da diese die Haut reizen und auch Kontaktallergien auslösen können. Eine gute Orientierungshilfe bietet das Allergie-Gütesiegel.
Welche Rolle spielt die richtige Fusspflege bei der Behandlung eines atopischen Winterfusses?
Eine regelmässige Fusspflege ist wichtig. Von Zeit zu Zeit können Betroffene lauwarme Fussbäder mit rückfettenden Badezusätzen machen, danach sollten die Füsse gründlich getrocknet und eingecremt werden.
Gibt es bestimmte Kleider oder Schuhe, die empfehlenswert sind?
Wir raten, beim Schuhkauf auf atmungsaktives, wasserdichtes Schuhwerk zu achten. Ausserdem hilft es Betroffenen, weiche Socken aus Naturfasern wie Baumwolle oder Bambus zu tragen. Bei diesen Produkten kann der Schweiss wegtransportiert werden.
Welche Auswirkungen kann ein atopischer Winterfuss auf die Lebensqualität der Betroffenen haben?
Insbesondere starker Juckreiz sowie schmerzhafte, tiefe Risse in der Haut können für Betroffene belastend sein und im Alltag stark einschränken.
Gibt es spezielle Behandlungsmöglichkeiten, wenn die herkömmlichen Massnahmen nicht ausreichen?
Ist die Haut stark entzündet, können zusätzlich rezeptpflichtige kortisonhaltige oder kortisonfreie Cremen oder Salben zum Einsatz kommen, die von der Hautärztin oder vom Hautarzt verschrieben werden. In diesem Fall sollten die Betroffenen einen Arzttermin vereinbaren, um das weitere Vorgehen zu besprechen.
Welche langfristigen Strategien können ergriffen werden, um einen atopischen Winterfuss zu kontrollieren?
Wichtig ist, die genaue Ursache und allfällige Triggerfaktoren, beispielsweise Kontaktallergien, zusammen mit der Hautärztin oder dem Hautarzt auszuschliessen. Besteht eine Kontaktallergie gegen Bestandteile der Strümpfe oder die Inhaltsstoffe des Schuhmaterials, gilt es diese zu meiden. Allgemein gilt: Die Füsse so pflegen wie die Hände – schliesslich tragen uns unsere Füsse durch das ganze Leben.