Obwohl Blutschwämme meist gutartig und symptomfrei sind, können sie manchen Betroffenen Sorgen bereiten. Dr. med. Hero P. D. Schnitzler, leitender Arzt des derma competence center in Zürich, gibt Einblicke in die Entstehung dieser Hautveränderungen, ihre unterschiedlichen Formen und zur Frage, wann eine Behandlung ratsam ist. Erfahren Sie, wie moderne Lasertherapien und weitere Methoden helfen können – sicher und schonend.
Herr Schnitzler, was genau versteht man unter einem Blutschwamm und wie erkennt man diesen?
Ein Blutschwamm, medizinisch auch als Hämangiom oder Angiom bekannt, ist eine gutartige Gefässveränderung, die sich in Form eines roten oder rot-blauen Knotens/Knötchens zeigt. Dieser Knoten hebt sich vom umgebenden Hautniveau ab und ist daher meist sichtbar. Die Ursache dafür ist ein übermässiges Wachstum der Blutgefässe, das sich äusserlich in Form dieser charakteristischen, gutartigen Knötchen manifestiert.
Gibt es verschiedene Arten von Blutschwämmen, und können diese eine Gefahr für die Gesundheit darstellen?
Ja, es gibt verschiedene Typen von Angiomen, die sich in Erscheinungsbild und Ursache unterscheiden. Generell teilt man sie anhand ihrer Grösse, ihres Aussehens und der betroffenen Gefässarten ein. Eine gesundheitliche Gefahr besteht selten. Kritisch können grössere Hämangiome sein, die – eher selten – in Organen wie dem Gehirn auftreten und dort zu Blutungen führen können. Die häufigste Art der Blutschwämme, die wir auf der Haut sehen, ist meist harmlos und tritt im Laufe des Lebens in unterschiedlicher Stärke auf. Tatsächlich haben die meisten Menschen über fünfzig mindestens ein Angiom.
Was sind die häufigsten Ursachen für die Entstehung von Blutschwämmen und wer ist prädestiniert dafür?
Die genaue Ursache für das Auftreten von Blutschwämmen ist nicht vollständig geklärt. Anders als bei Hautkrebs, der durch Sonnenexposition begünstigt wird, sind externe Faktoren nur wenig relevant. Stattdessen scheinen genetische und erbliche Faktoren eine Rolle zu spielen. Im Rahmen des Alterungsprozesses kommt es vermehrt zu «senilen» Hämangiomen.
Was sind typische Symptome, die mit Blutschwämmen einhergehen?
In der Regel sind Blutschwämme symptomfrei. Sie bereiten keine Schmerzen und jucken nicht. Lediglich das ästhetische Erscheinungsbild kann als störend empfunden werden. Allerdings kann es nach kleinsten Irritationen leicht zur Verletzung des Blutschwamms kommen, und sie bluten dann unverhältnismässig stark.
Unter welchen Umständen raten Sie zu einer Behandlung, und welche Faktoren sind hierbei ausschlaggebend?
Eine Behandlung ist normalerweise nicht erforderlich, ausser die Blutschwämme beeinträchtigen die normale Körperfunktion. Das kann der Fall sein, wenn sie sich beispielsweise in der Nähe der Augen befinden und das Blickfeld einschränken. In solchen Fällen sollte eine Behandlung erfolgen, um zu verhindern, dass sie weiter wachsen und die Beeinträchtigung zunimmt. Der zu behandelnde Patient sollte möglichst herz- und kreislaufgesund und nicht auf blutverdünnende Medikamente angewiesen sein.
Welche verschiedenen Behandlungsmethoden stehen zur Verfügung, um Blutschwämme zu entfernen oder zu reduzieren?
Der Goldstandard in der Behandlung von Blutschwämmen ist heute die Gefässverschliessung mithilfe von Lasern. Hierfür gibt es verschiedene Lasertypen, die sich durch Wellenlänge und Pulsdauer unterscheiden, was die Eindringtiefe des Lasers und dessen Wirkort im Blut und den Blutgefässen festlegt.
Für Kinder gibt es medikamentöse Optionen zur Verkleinerung von Hämangiomen. Alternativ kommen auch Verfahren wie die Verödung der Gefässe durch Gleichstrom oder das Vereisen mit flüssigem Stickstoff in Betracht.
Welche Risiken und Nebenwirkungen sind mit der Behandlung von Blutschwämmen verbunden und wie können diese minimiert werden?
Eine Lasertherapie, gerade von Blutschwämmen im Erwachsenalter, ist sehr komplikationsarm. Oft genügt bereits eine einzige Sitzung. Die Angiome verfärben sich im Anschluss an den Laserimpuls dunkel, verkrusten und bilden sich zurück. Mögliche Nebenwirkungen sind leichte Blutungen und ein geringer Schmerz während der Behandlung. Narbenbildung ist jedoch sehr selten. Um die Risiken zu minimieren, sollte die Behandlung nur von erfahrenen Ärzten in dafür ausgestatteten Zentren durchgeführt werden. Unsachgemässe Behandlungen, beispielsweise durch Laien, können hingegen zu unschönen Narben oder anderen Nebenwirkungen führen, welche hätten verhindert werden können.
Welche Nachsorgemassnahmen sind nach der Entfernung wichtig, um eine optimale Heilung zu gewährleisten?
Nach der Entfernung ist es wichtig, eine geeignete, vom Arzt empfohlene Wundcreme zu verwenden. Diese sollte entzündungshemmende und antibakterielle Inhaltsstoffe enthalten, um die Heilung zu unterstützen und Infektionen vorzubeugen.
Es gibt keine präventiven Massnahmen, um Blutschwämme zu vermeiden – genetische und erbliche Faktoren spielen bei der Entstehung die grösste Rolle.
Wie unterscheiden sich Blutschwämme bei Kindern von denen bei Erwachsenen und welche speziellen Behandlungsansätze gibt es?
Hämangiome bei Kindern sind ebenfalls gutartig. Etwa vier bis fünf Prozent aller Säuglinge haben Hämangiome, die meist am Kopf auftreten. Diese bilden sich in den ersten Lebenswochen, wachsen dann über einige Monate ein wenig und stagnieren schliesslich, bevor sie sich über Jahre hinweg zurückbilden. Grössere oder schnell wachsende Blutschwämme im Gesicht, insbesondere im Bereich der Augen oder des Mundes, können zu Komplikationen wie Blutungen oder Funktionseinschränkungen führen.
Wie werden Blutschwämme bei Kindern behandelt?
Im Kindesalter wird häufig das Medikament Propranolol eingesetzt, das ursprünglich in der Bluthochdrucktherapie Anwendung fand. Es hat sich weltweit als äusserst erfolgreich in der Behandlung von Hämangiomen erwiesen. Obwohl die genaue Wirkweise bei Blutschwämmen noch nicht vollständig geklärt ist, bewirkt es häufig ein schnelles Abblassen und reduziert das Wachstum und die Grösse der Hämangiome effektiv.