Diäten: Wie gesund sind sie wirklich?

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Quelle: TCS MyMed

Stefanie Bürge, Leiterin Ernährungsberatung des Spitals Uster, zum Thema Diäten.

Frau Bürge, heute bietet sich den Menschen eine breite Palette an Diäten. Wie entscheidet man sich für die richtige?
Diäten zum Abnehmen machen in den wenigsten Fällen Sinn. Denn sie sind nicht nachhaltig. Wer wirklich auf Dauer Gewicht verlieren möchte, muss seine Ernährung umstellen. Und zwar abgestimmt auf den individuellen Alltag. Hierbei können Ernährungsexperten helfen.

Ist es überhaupt ratsam, sich auf eine Diät-Variante festzulegen?
Nein, um abzunehmen empfehle ich das nicht. Eine Diät macht nur Sinn, wenn die Ernährung krankheitsbedingt umgestellt werden muss, zum Beispiel wegen einer Unverträglichkeit.

Wie stellt man sicher, dass der Körper alle nötigen Nährstoffe erhält?
Indem man sich abwechslungsreich und vielseitig ernährt. Dabei kann man sich am Tellermodell orientieren (siehe Bild). Eine ausgewogene Mahlzeit sollte immer aus den folgenden drei Komponenten zusammengesetzt sein: einer Stärke-, einer Eiweiss- und einer grosszügigen Gemüse- und/oder Salatbeilage – Letztere sollte beim Abnehmen den grössten Teil der Mahlzeit ausmachen. Und das mittags und abends! Eine einseitige Diät, beispielsweise die Kohlsuppendiät, oder eine restriktive Ernährung, bei der eine Nahrungsmittelgruppe, meistens die Kohlenhydrate, weggelassen werden, macht auf Dauer keinen Sinn. Denn das kann auch zu einem Nährstoffmangel sowie einem mangelnden Durchhaltevermögen führen. Übrigens: Vor allem Kohlenhydrate liefern ihren Beitrag für einen gesunden, fitten Körper. So sind sie zum Beispiel hervorragende Energielieferanten – unser Benzin sozusagen. Komplexe Kohlenhydrate, wie Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte oder Kartoffeln, liefern zudem wertvolle Nahrungsfasern, Vitamine- und Mineralstoffe.

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Neben den Diäten gibt es unzählige Produkte, welche durch die Einnahme einen automatischen Fettabbau versprechen. Was sagen Sie zu solchen Wundermitteln?
Von Spezialprodukten zum Abnehmen halte ich nicht viel. Oft steckt nur geschicktes Marketing dahinter, und meistens sind sie sehr teuer. In 99 Prozent der Fälle bringen sie nichts – zumindest nicht nachhaltig. Ich werde auch immer wieder gefragt, ob sogenannte Minuskalorien etwas nützen. Diesen Lebensmitteln – dazu gehören beispielsweise Ananas, Gurken und Grapefruit – wird nachgesagt, dass sie mehr Kalorien verbrauchen, als sie enthalten. Leider kann ich diesen Mythos nicht bestätigen. Lediglich 10 bis 20 Prozent der Kalorien eines Lebensmittels benötigen wir für dessen Verdauung, und diese Energie ist in der Kalorienangabe bereits berücksichtigt.

Nicht selten wird der Ersatz einer oder mehrerer Mahlzeiten durch Abnehmshakes empfohlen. Wie gesund sind solche Methoden?
Das macht in einigen, wenn auch wenigen Fällen Sinn – jedoch nur in Begleitung einer Fachperson. Ich erlebe häufig, dass Personen, die Mahlzeiten durch Shakes ersetzen, sich ohne jegliche Aktivität unter ihrem Grundumsatz ernähren. Der Grundumsatz ist die Energie, die wir brauchen, um zu existieren, also um zu atmen, die Körpertemperatur aufrechtzuerhalten etc. Das Resultat dieser Methode: Man nimmt zwar schnell ab, aber durch die restriktive Ernährung sinkt auch der Grundumsatz. Sobald man wieder normal isst, nimmt man wieder zu – der berühmte Jojo-Effekt!

Wie wichtig ist die richtige Kombination aus Sport und Ernährung, damit sich der ersehnte Langzeiterfolg einstellt?
Neben der Ernährungsumstellung ist Bewegung ein wesentlicher Faktor für den Langzeiterfolg. Mehr Bewegung heisst auch mehr Muskeln, und diese sind unsere Verbrennungsmotoren. Je mehr wir davon haben, desto höher ist unser Kalorienverbrauch. Bei Personen, die sich sehr wenig bewegen, hilft es nur schon, wenn sie die Alltagsbewegung steigern: also Treppen nur noch zu Fuss nehmen statt Lift fahren, täglich mindestens 30 Minuten am Stück zügig spazieren gehen, das Fahrrad nehmen. Am besten ist natürlich, wenn man zusätzlich zur Alltagsbewegung dreimal pro Woche mindestens 30 Minuten Sport macht, bei dem man ins Schwitzen kommt.

Für welche Sportart sollte man sich entscheiden, damit die Kilos purzeln?
Unbedingt für eine, die einem so viel Spass macht, dass man dranbleibt. Es macht keinen Sinn, sich mit einer Sportart zu quälen, die man langfristig nicht durchhalten kann – Kalorienverbrauch hin oder her.

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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