Wie gesund ist Kaffee?

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Quelle: TCS MyMed

Für viele ist Kaffee ein unverzichtbarer Muntermacher am Morgen und ein beliebtes Getränk für soziale Begegnungen im Laufe des Tages. Im Durchschnitt konsumiert jede Person etwa zwei Tassen Kaffee täglich. Welche gesundheitlichen Auswirkungen hat dieser Konsum? Expertin Domenica Biedermann, Gründerin von Cosmo Single Estate Coffee, über Kaffee und Gesundheit.  

Frau Biedermann, welche gesundheitlichen Vorteile hat der regelmässige Konsum von Kaffee?
Koffein verbessert die Wachsamkeit, Konzentration und das Kurzzeitgedächtnis und kann das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson senken. Zudem wird Kaffeekonsum mit einem geringeren Risiko für Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht, da die im Kaffee enthaltenen Antioxidantien Entzündungen reduzieren und den Blutdruck regulieren können. Auch die Leber profitiert, da Kaffeetrinker ein geringeres Risiko für Leberzirrhose und -krebs haben.

Das klingt nach einem echten Wundermittel?
Es ist wichtig, Kaffee in Massen zu geniessen, da zu hoher Konsum negative Effekte wie Schlafstörungen verursachen kann. Aber ja: Moderater Konsum von bis zu vier Tassen täglich gilt als vorteilhaft für die Gesundheit.

Wie genau beeinflusst Koffein den Blutdruck und das Herz-Kreislauf-System?
Kurz nach dem Konsum kann Koffein den Blutdruck leicht erhöhen, da es das zentrale Nervensystem stimuliert und die Freisetzung von Adrenalin fördert, was die Herzfrequenz und den Blutdruck vorübergehend steigern kann. Bei regelmässigem Kaffeekonsum gewöhnt sich der Körper jedoch oft an diese Wirkung, sodass sich der Blutdruck bei den meisten Menschen normalisiert. Langfristig wird moderater Kaffeekonsum gemäss Studien mit einem geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht, da die im Kaffee enthaltenen Antioxidantien Entzündungen reduzieren und die Gefässgesundheit unterstützen können. Dennoch sollten Personen mit bereits hohem Blutdruck ihren Koffeinkonsum überwachen und eventuell reduzieren, um mögliche negative Effekte zu vermeiden.

Kann der Konsum von Kaffee das Risiko bestimmter Krankheiten, wie z.B. Typ-2-Diabetes oder Parkinson, wirklich reduzieren?
Ja. Studien zeigen, dass regelmässiger Kaffeekonsum mit einem geringeren Risiko für Typ-2-Diabetes verbunden ist, was vermutlich auf die im Kaffee enthaltenen Antioxidantien und entzündungshemmenden Verbindungen zurückzuführen ist, die die Insulinsensitivität verbessern. Auch das Risiko für Parkinson kann durch Kaffee gesenkt werden, da Koffein neuroprotektive Effekte hat, die die Gehirnzellen vor degenerativen Prozessen schützen. Diese positiven Effekte werden besonders bei einem moderaten Konsum beobachtet, weshalb der Genuss von bis zu vier Tassen täglich als potenziell vorteilhaft für die Gesundheit angesehen wird.

Gibt es Unterschiede in den gesundheitlichen Auswirkungen von Kaffee bei Männern und Frauen?
Ja, es gibt Unterschiede in den gesundheitlichen Auswirkungen von Kaffee bei Männern und Frauen. Studien zeigen, dass Männer und Frauen unterschiedlich auf Koffein reagieren können. Bei Frauen kann der Koffeinstoffwechsel durch hormonelle Faktoren wie Menstruationszyklus, Schwangerschaft oder Einnahme von Verhütungsmitteln verlangsamt werden, was die Wirkung von Kaffee verlängern kann. Ausserdem deuten einige Untersuchungen darauf hin, dass Frauen durch Kaffee ein geringeres Risiko für Schlaganfälle haben könnten, während Männer möglicherweise stärker von den schützenden Effekten auf die Leber profitieren. Allerdings sind diese Unterschiede oft subtil, und die meisten gesundheitlichen Vorteile, wie ein reduziertes Risiko für Typ-2-Diabetes oder neurodegenerative Erkrankungen, gelten für beide Geschlechter. Kaffeekonsum bleibt für Männer und Frauen gleichermassen vorteilhaft, solange er in Massen genossen wird.

Wie wirkt sich Kaffee auf die geistige Leistungsfähigkeit und die Konzentration aus?
Kaffee kann die geistige Leistungsfähigkeit und Konzentration deutlich verbessern. Das enthaltene Koffein wirkt als Stimulans auf das zentrale Nervensystem, was die Wachsamkeit erhöht und die Müdigkeit verringert. Nach dem Kaffeekonsum steigen die Aufmerksamkeit und Reaktionszeit, was zu einer besseren Konzentration und gesteigerten kognitiven Fähigkeiten führt. Studien zeigen, dass diese Effekte besonders in Situationen auftreten, in denen schnelle Entscheidungen oder hohe geistige Anstrengung erforderlich sind. Zudem kann Kaffee das Kurzzeitgedächtnis verbessern und das Risiko für altersbedingte kognitive Beeinträchtigungen wie Alzheimer reduzieren. Diese Vorteile machen Kaffee zu einem beliebten Getränk, um die geistige Leistungsfähigkeit im Alltag zu unterstützen.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und Schlafstörungen?
Ja, Koffein im Kaffee kann Schlafstörungen verursachen, da es das zentrale Nervensystem stimuliert und den Schlaf-Wach-Rhythmus stört. Koffein blockiert Adenosin, einen Neurotransmitter, der den Schlaf fördert und zur Regulierung des Schlafrhythmus beiträgt. Durch diese Blockade kann das Einschlafen und Durchschlafen erschwert werden. Zusätzlich kann Koffein die Produktion von Melatonin beeinträchtigen, einem Hormon, das für den Schlaf-Wach-Rhythmus entscheidend ist. Die Wirkung von Koffein variiert jedoch individuell; einige Menschen sind weniger empfindlich und spüren erst bei höheren Mengen Schlafprobleme. Besonders Kaffeekonsum am Abend kann die Schlafqualität beeinträchtigen. Menschen mit hoher Koffeintoleranz oder Gewöhnung haben oft weniger ausgeprägte Schlafstörungen.

Welche Menge an Kaffee wird als unbedenklich bzw. gesundheitsfördernd angesehen?
Eine tägliche Menge von drei bis vier Tassen Kaffee, was etwa 400 Milligramm Koffein entspricht, gilt allgemein als unbedenklich und kann gesundheitliche Vorteile bieten, wie ein geringeres Risiko für Typ-2-Diabetes, Parkinson und einige Krebsarten. Es ist jedoch wichtig, den Koffeingehalt der Kaffeesorte zu beachten. Arabica-Kaffee enthält etwa 1,2 bis 1,5 % Koffein, während Robusta-Kaffee etwa 2,2 bis 2,7 % enthält, was fast doppelt so viel ist. Daher sollte man die Wahl der Kaffeesorte berücksichtigen, insbesondere wenn man empfindlich auf Koffein reagiert oder den Konsum begrenzen möchte.

Für Schwangere und Menschen mit bestimmten gesundheitlichen Problemen wird empfohlen, den Koffeinkonsum auf etwa 200 Milligramm pro Tag zu beschränken. Zusätzlich zu Kaffee sollten auch andere Koffeinquellen wie Tee, Energy Drinks, Limonaden und Schokolade in die tägliche Koffeinbilanz einbezogen werden. Es ist wichtig, sowohl die Menge als auch die Zeitpunkte des Koffeinkonsums zu überwachen, um mögliche gesundheitliche Auswirkungen zu minimieren.

Wie beeinflussen die Zubereitungsart und die Art des Kaffees (z.B. Filterkaffee, Espresso, Instantkaffee) die gesundheitlichen Wirkungen?
Die Zubereitungsart, aber auch die Wahl der Milch (bei Milchkaffees) beeinflussen die gesundheitlichen Wirkungen des Kaffees erheblich. Filterkaffee hält Cholesterin erhöhende Stoffe wie Cafestol zurück und ist daher für Menschen mit hohem Cholesterin besser geeignet. Espresso enthält mehr Koffein und antioxidative Verbindungen, wird aber in kleineren Mengen konsumiert. Instantkaffee hat oft weniger Koffein, behält aber viele gesundheitliche Vorteile. French Press und türkischer Kaffee, bei denen der Kaffeesatz nicht gefiltert wird, enthalten mehr Cafestol und können den Cholesterinspiegel stärker beeinflussen. Cold Brew, eine Methode, bei der Kaffee kalt über längere Zeit extrahiert wird, hat weniger Säure und ist daher magenfreundlicher.

Auch die Wahl der Milch beeinflusst die gesundheitlichen Effekte. Vollmilch fügt Kalorien und gesättigte Fette hinzu, die bei hohem Konsum ungünstig sein können. Pflanzliche Milchalternativen wie Hafer- oder Mandelmilch enthalten oft weniger Fett und Kalorien, aber auch weniger Protein. Einige pflanzliche Milchsorten sind jedoch mit Zuckerzusätzen versehen, was den gesundheitlichen Nutzen mindern kann. Jede Zubereitungsart, Kaffeesorte und Milchoption hat spezifische Vor- und Nachteile, abhängig von der individuellen Gesundheit und den persönlichen Vorlieben.

Welche möglichen negativen Auswirkungen auf die Gesundheit kann übermässiger Kaffeekonsum haben?
Übermässiger Kaffeekonsum, insbesondere über 400 Milligramm Koffein pro Tag, kann zu Schlafstörungen, Nervosität und Herz-Kreislauf-Problemen führen. Menschen mit Bluthochdruck können durch zu viel Kaffee ein erhöhtes Risiko für Herzkrankheiten haben. Auch Magenprobleme wie Sodbrennen und Dehydration sind mögliche Nebenwirkungen. Langfristig kann eine Abhängigkeit von Koffein entstehen, was Entzugserscheinungen wie Kopfschmerzen und Müdigkeit zur Folge haben kann. Es ist daher wichtig, den Kaffeekonsum in moderaten Grenzen zu halten.

Wie wirkt sich der Konsum von entkoffeiniertem Kaffee im Vergleich zu normalem Kaffee auf die Gesundheit aus?
Entkoffeinierter Kaffee bietet ähnliche gesundheitliche Vorteile wie normaler Kaffee, ohne die stimulierenden Effekte von Koffein. Er ist eine gute Option für Menschen, die empfindlich auf Koffein reagieren, unter Schlafproblemen leiden oder ihren Koffeinkonsum reduzieren möchten. Die antioxidativen Eigenschaften bleiben weitgehend erhalten, was das Risiko für Krankheiten wie Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken kann. Es gibt verschiedene Entkoffeinierungsmethoden, darunter die chemische Entkoffeinierung mit Lösungsmitteln wie Dichlormethan, die Wassermethode und die CO2-Methode. Die CO2-Methode ist besonders empfehlenswert, da sie ohne chemische Lösungsmittel auskommt und somit das Risiko unerwünschter Rückstände minimiert. Sie gilt als eine der schonendsten und effektivsten Methoden, um den natürlichen Geschmack und die gesundheitlichen Vorteile des Kaffees zu erhalten.

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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