Amalgamfüllungen: Wie gefährlich ist das Material wirklich?



Therapie

Quelle: TCS MyMed


Dr. Markus Schulte, Spezialist Oralchirurgie des Zahnarzt Team Luzern, zum Thema Amalgamfüllungen.

Seit Jahrzehnten wird für Zahnfüllungen das umstrittene Material Amalgam eingesetzt. Woraus setzt es sich zusammen?
Amalgam ist eine Legierung aus Quecksilber und anderen Metallen. Der zahnärztliche Füllungswerkstoff Silberamalgam besteht aus einer Mischung von etwa 50 Prozent flüssigem Quecksilber und 50 Prozent Metallpulver, hauptsächlich Silber, Zinn, Kupfer und Zink. Nach dem Vermischen der Komponenten bildet sich eine plastische Masse, die sich gut verarbeiten lässt und nach 5 bis 10 Minuten aushärtet. Amalgam wird seit fast 200 Jahren in der Zahnmedizin als Füllungsmaterial verwendet.

Ist Amalgam wirklich so gefährlich, wie es immer heisst?
Da Amalgam das giftige Schwermetall Quecksilber enthält, kam es schon seit seiner Einführung in die Zahnmedizin immer wieder zu heftigen Diskussionen über damit verbundene Gesundheitsgefahren. Aufgrund der Tatsache, dass Amalgam das älteste, meistverwendete und am besten untersuchte Füllungsmaterial ist, liegen mittlerweile zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen dazu vor. Zusammengefasst kann man festhalten, dass es bis heute keinen Beweis für die Schädlichkeit von Amalgamfüllungen gibt. Das in Reinform hochgiftige Quecksilber scheint nach den vorliegenden Studien harmlos zu sein, wenn es sich in Form einer Legierung (Amalgam) mit anderen Metallen bindet.

Kann es durch die Zahnfüllungen zu einer Amalgam-/Quecksilber-Vergiftung kommen?
Von komplementärmedizinischer Seite gibt es zahlreiche Stimmen, die eine Gefährlichkeit des Amalgams postulieren und es für eine Vielzahl von Krankheitssymptomen verantwortlich machen. Diese Behauptungen konnten jedoch nicht wissenschaftlich bewiesen werden.

Weiter wird dem Material nachgesagt, es könne zu chronischer Müdigkeit wie auch zu einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionen führen. Stimmt das?
Zu diesem Thema wurden eigens Untersuchungen durchgeführt, die keinerlei Zusammenhang zwischen den geschilderten Beschwerden und den Amalgamfüllungen herstellen konnten. Man vermutet daher am ehesten eine psychische Ursache für diese Symptome.

Werden die Zähne heute noch mit Amalgam repariert? Welche Alternativen gibt es?
Die Verwendung von Amalgam in der Zahnmedizin ist seit Langem stark rückläufig. In der Schweiz wird heute nur noch etwa ein Prozent aller Füllungen aus diesem Material hergestellt. In anderen Ländern liegt dieser Wert allerdings noch deutlich höher. Der Hauptgrund dieser Tendenz ist, dass mit den zahnfarbenen Füllungskunststoffen (Fachbezeichnung Komposit) heute eine hervorragende und ästhetisch vorteilhafte Alternative zum Amalgam verfügbar ist und die meisten Patienten keine Amalgamfüllungen mehr wünschen.

Es heisst, dass sich Amalgam leicht verarbeiten lässt sowie kostengünstig und langlebig ist. Wie sieht es bei den Alternativprodukten aus? Wodurch charakterisieren sich diese?
Korrekt ist, dass Amalgam einfach zu verarbeiten, mechanisch belastbar und langlebig ist. Die heute üblichen Komposit-Füllungen haben hingegen ein recht anspruchsvolles Verarbeitungsprotokoll. Das Arbeitsfeld muss zum Beispiel absolut trocken sein, was in der Mundhöhle manchmal gar nicht so einfach umzusetzen ist. Bei korrekter Anwendung sind Komposit-Füllungen mittlerweile auch recht langzeitstabil. Die Materialkosten spielen hierzulande bei Füllungen keine ausschlaggebende Rolle.

Wird empfohlen, die alten Amalgamfüllungen zu ersetzen?
Wenn die Amalgamfüllungen funktionell noch intakt sind, also keine Randspalten oder Frakturen aufweisen, empfehlen wir, sie zu belassen.

Wie wird die alte Füllung entfernt?
Amalgamfüllungen werden mit einem Schleifkörper (Bohrer) unter Wasserkühlung entfernt. Dabei sollten keine zu hohen Temperaturen entstehen und eine gute Absaugung der Füllungspartikel und des Aerosols gewährleistet sein.

Es wurde herausgefunden, dass der Patient bei einer Amalgamentfernung einer besonders hohen Quecksilberbelastung ausgesetzt wird. Wie schützt man den Patienten richtig?
Wenn wie oben beschrieben vorgegangen wird, bedeutet die Amalgamentfernung keine erhöhte Quecksilberbelastung, und es bedarf keiner zusätzlichen Schutzvorkehrungen.


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