Bisher war der Eichenprozessionsspinner vorwiegend in der südlichen Schweiz anzutreffen. Aufgrund des Klimawandels entdeckt man ihn nun aber vermehrt auch im Mittelland. aha! Allergiezentrum Schweiz im Interview mit TCS MyMed zum Thema Eichenprozessionsspinner.
Woran erkennt man ihn und wo lässt er sich besonders gerne nieder?
Die Raupen des Eichenprozessionsspinners sind meist auf Eichen zu finden. Sie weilen tagsüber in Knäueln an Stämmen und Ästen und wandern abends in Kolonnen – wie bei einer Prozession – in die Baumkronen zum Fressen. Die Raupen sind stark behaart, bläulich-schwarz und werden bis zu vier Zentimeter lang.
Zu welcher Jahreszeit ist Vorsicht geboten?
Ab Ende Mai, anfangs Juni entwickeln die Raupen des Eichenprozessionsspinners ihre Gifthaare und sind auf sonnenexponierten Eichen zu sehen – am Waldrand, in Schwimmbädern, in Parks. Man kommt leicht in Kontakt mit den Härchen, da sie auch in den Verpuppungsgespinsten an den Baumstämmen hängenbleiben. Sie behalten jahrelang ihre giftige Wirkung.
Das Problematische an den kleinen Tierchen sind ihre Gifthaare. Welche Symptome treten bei einem unbeabsichtigten Kontakt mit den Härchen auf?
Die Brennhaare enthalten das Eiweissgift Thaumetopoein. Das kann beim Kontakt verschiedene Reaktionen mit starkem Juckreiz und Hautausschlag auslösen, wie Prof. Dr. med. Peter Schmid-Grendelmeier, Allergologe und wissenschaftlicher Beirat von aha! Allergiezentrum Schweiz, erklärt: Bei der toxisch-irritativen Dermatitis entzündet sich die Haut, bei einer Kontakturtikaria bilden sich Quaddeln. Neben irritativen Reaktionen sind aber auch allergische Reaktionen möglich.
Welche Auswirkungen kann beispielsweise die Einatmung oder der Kontakt mit den Augen haben?
Gelangen die Härchen in die Augen, kann sich die Bindehaut entzünden. Werden sie eingeatmet, können sie Atemnot auslösen.
Sollte bei jedem Kontakt mit dem Insekt ein Arzt konsultiert werden?
Treten Haut- und/oder Atemwegsreaktionen auf, sollte eine Hausärztin oder ein Allergologe aufgesucht werden. Mit der richtigen medizinischen Behandlung klingen die Symptome gemäss Allergologe Schmid-Grendelmeier relativ schnell wieder ab.
Wie werden die Symptome behandelt?
Für die Hautreaktionen werden entzündungshemmende Kortisonpräparate und allenfalls auch antiallergische Medikamente wie Antihistaminika eingesetzt. Bei Atemwegsbeschwerden werden zusätzlich Medikamente zum Inhalieren angewendet, um die Bronchien zu erweitern.
Wie verhält man sich, wenn man mit den Raupen in Kontakt kommt?
Folgendes sollte man beachten:
- Schuhe und Kleidung nicht in den Wohnbereich mitnehmen
- Kleider wechseln und waschen, möglichst über 60° C
- Duschen und Haare waschen
- Eventuell die Augen mit Wasser ausspülen und eine Nasendusche anwenden
Was kann man tun, wenn man ein Nest des Eichenprozessionsspinners entdeckt?
Wer Raupen des Eichenprozessionsspinners entdeckt, sollte seine Beobachtung am besten beim Pflanzenschutzdienst der Gemeinde melden, damit die Tiere fachgerecht entfernt werden können.
Quelle und Zusammenarbeit mit aha! Allergiezentrum Schweiz (www.aha.ch).