Weltkrebstag: Der Tabakkonsum ist die grösste vermeidbare Todesursache

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Tabakprävention
Tabakprävention
Quelle: TCS MyMed

Die Krebsliga Schweiz legt den Fokus des diesjährigen Weltkrebstags auf das Thema «Tabakprävention». Man will die schädlichen Folgen des Rauchens und die Wichtigkeit des Jugendschutzes bezüglich des Rauchbeginns beleuchten und erklären. Michelle Grossglauser, Beraterin bei der Rauchstopplinie der Krebsliga Schweiz, erklärt im Interview den Zusammenhang zwischen Tabakkonsum und Krebs.

Frau Grossglauser, in welchem Lebensabschnitt starten die meisten Raucher mit dem Griff zur Zigarette und kann man einen bestimmten Auslöser dafür nennen?
Zwischen 60 und 80 Prozent der erwachsenen Raucherinnen und Raucher haben als Minderjährige angefangen. Es gibt viele Faktoren, die Jugendliche dazu bringen, zur Zigarette zu greifen. Einige davon können wir nicht direkt beeinflussen, bei anderen bestehen Handlungsmöglichkeiten. Wir wissen beispielsweise, dass Werbung wirkt: Je mehr Kinder und Jugendliche mit Tabakwerbung in Kontakt kommen, desto häufiger beginnen sie mit dem Rauchen – das belegen zahlreiche Studien.

Was passiert im Körper, wenn man bereits in der Jugend mit dem Tabakkonsum beginnt?
Der Körper raucht mit. Rauchen schadet dem ganzen Körper. Tabakrauch enthält über 7000 chemische Stoffe, von denen mehr als 70 krebserzeugend sind. Schon eine einzige Zigarette ist für den Körper schädlich. Durch den verminderten Aufbau von Stickoxid weiten sich die Gefässe weniger aus. Es kommt in der Folge zu einer Störung der Gefässe. Die Zellen und die damit verbundenen Prozesse im Blut (Blutgerinnung, Plättchen) werden ebenfalls gestört. Es kann vermehrt zu Blutgerinnseln kommen. Zudem regt Tabakrauchen im Nervensystem die Aktivität des Sympathikus an. Noradrenalin und Adrenalin werden vermehrt ausgeschüttet, und es kommt zu einer Hypertonie. Weiter sinkt der Wert der guten Blutfette (HDL), während die Werte der schlechten Fette steigen.

Hat das Rauchen auch Auswirkungen auf das Gehirn der Jugendlichen?
Das Gehirn der Jugendlichen reagiert viel sensibler auf Nikotin als jenes von Erwachsenen. Wer früh beginnt und viel konsumiert, riskiert eine besonders schnell einsetzende Abhängigkeit. Nikotin ist für junge Menschen besonders gefährlich, da es die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigen kann. Ein Schlüsselaspekt der chronischen Nikotinexposition bei Jugendlichen sind die langanhaltenden neurochemischen Veränderungen und Verhaltensänderungen, die sich deutlich von jenen im Erwachsenenalter unterscheiden. Diese können nachteilige Effekte wie Aufmerksamkeitsdefizite, verstärkte Angst und Furcht sowie ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung psychiatrischer Störungen und kognitiver Beeinträchtigungen beinhalten.

Welches sind über alle Altersgruppen hinweg die häufigsten Erkrankungen, die durch das Rauchen ausgelöst werden?
Rauch verursacht Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie Arteriosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall. Es führt ebenfalls zu Atemwegserkrankungen (COPD – chronisch obstruktive Lungenerkrankungen, Lungenentzündung, Bronchitis oder Asthma) und Krebs im gesamten Körper: in der Blase, im Blut (Leukämie), im Gebärmutterhals, im Dickdarm und Mastdarm, in der Speiseröhre, in der Niere und im Nierenbecken, in der Leber, in den Lungen und Bronchien, im Mund und Rachen, in der Bauchspeicheldrüse, im Magen und auch im Kehlkopf.

In welchem Bezug steht der Konsum von Tabakprodukten mit Lungenkrebs? 
Lungenkrebs ist bei Rauchenden 20-mal häufiger als bei Nichtrauchenden.

Fördert das Rauchen hauptsächlich das Risiko für Lungenkrebs oder gibt es weitere Krebsarten, die begünstigt werden?
Bei Lungenkrebs ist der Zusammenhang mit Tabak offensichtlich: Rund 80 Prozent der Lungenkrebsfälle gehen auf das Konto des Tabakkonsums. Doch krebsauslösende Stoffe im Rauch schädigen nicht nur die Lunge, sondern den gesamten Körper. Deshalb haben Raucherinnen und Raucher auch eine mehrfach grössere Wahrscheinlichkeit, an weiteren Krebsarten, beispielsweise Krebs der Mundhöhle, des Kehlkopfes, der Speiseröhre, der Bauchspeicheldrüse, der Nieren, der Harnblase, der Gebärmutter, der Brust, des Knochenmarks und des Dickdarms, zu erkranken. Bei 19 Krebsarten ist Rauchen ein erwiesener Risikofaktor.

Wie viele Menschen sterben jährlich in der Schweiz an den Folgen des Tabakkonsums?
Pro Tag sterben 26 Menschen vorzeitig an den Folgen des Rauchens, das sind 9500 Menschen jährlich (6200 Männer und 3300 Frauen). Mehr als jeder zehnte Todesfall in der Schweiz ist Krankheiten zuzuschreiben, die in Verbindung mit dem Rauchen auftreten – eine traurige Bilanz.

Inwiefern kann sich die Lunge nach dem Rauchstopp wieder regenerieren?
Schon nach zwei Wochen verbessern sich die Lungenfunktion und die Durchblutung. Innerhalb von einem bis neun Monaten gehen Hustenanfälle und Kurzatmigkeit zurück. Die Flimmerhärchen in den Bronchien, die für die Reinigung der Lunge zuständig sind, arbeiten wieder besser. Der Schleim wird effektiver aus der Lunge in Richtung Rachen transportiert, wodurch sich die Gefahr von Infektionen (wie Lungenentzündung, Bronchitis) verringert. Nach zehn Jahren sinkt das Risiko, an Lungenkrebs zu sterben, gegenüber einem Raucher oder einer Raucherin um die Hälfte.

Weshalb engagiert sich die Krebsliga als Trägerorganisation der Volksinitiative «Kinder ohne Tabak», die am 13. Februar an die Urne kommt?
Als Fachpersonen erleben wir täglich, was auf dem Spiel steht, wenn Jugendliche mit dem Rauchen beginnen. Deshalb unterstützt die Krebsliga gemeinsam mit der gesamten Ärzteschaft, der Lungenliga und weiteren Gesundheits-, Sucht- und Jugendorganisationen diese wichtige Initiative. Sie bietet die Chance, die Fehler des Parlaments auszubessern, das mit dem neuen Tabakproduktegesetz einen unzureichenden indirekten Gegenvorschlag erlassen hat.

Gibt es bei der Krebsliga Schweiz Angebote oder Hilfestellungen für Raucher, welche dem Glimmstängel abschwören möchten?
Ja, die Rauchstopplinie bietet telefonische Beratung zum Rauchstopp in aktuell zehn Sprachen. Das Angebot ist offen für Raucherinnen und Raucher jeden Alters, aller Geschlechter sowie für deren Nahestehenden. Auch Gesundheitsfachleute können ihre Patientinnen und Patienten an die Rauchstopplinie weiterweisen. Sie können sich täglich oder – wenn die Linie besetzt ist – von 10 bis 20 Uhr beim Kundendienst sowie ausserhalb der Öffnungszeiten via Voicemail für einen kostenlosen Rückruf anmelden. Dieser erfolgt werktags zwischen 11 und 19 Uhr.

Die Nummer der Rauchstopplinie 084 800 01 81 ist schnell gewählt, und sie steht auf jeder Zigarettenpackung. Oder Sie können mit dem Anmeldeformular auf unserer Homepage einen Rückruf anfordern. Sie bezahlen für das Erstgespräch nur die normalen Verbindungskosten. Alle Folgegespräche sind kostenlos. Die Beraterinnen und Berater der Rauchstopplinie sind Profis, wenn es darum geht, einen Rauchstopp richtig vorzubereiten und eine geeignete Aufhörmethode zu wählen. Sie haben schon Tausenden Raucherinnen und Rauchern geholfen.

Wer sich bei der Rauchstopplinie beraten lässt, hat sehr gute Chancen für einen erfolgreichen Rauchstopp.

Quelle und in Zusammenarbeit mit der Krebsliga Schweiz (www.krebsliga.ch).

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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