Heute ist der Welt-Asthma-Tag. Wir wollen den Tag nutzen, um auf die Zusammenhänge zwischen Asthma und Allergien hinzuweisen. Noemi Beuret, Expertin bei aha! Allergiezentrum Schweiz, erklärt im Interview die Zusammenhänge und gibt Tipps für den Alltag.
Frau Beuret, was ist Asthma genau?
Bei Asthma sind die Atemwege chronisch entzündet. Der Grund dafür ist eine Überempfindlichkeit der Atemwege auf unterschiedliche Auslöser. Aufgrund der Entzündung verkrampfen sich die Muskeln um die Bronchien, die Schleimhaut der Bronchien schwillt an und bildet Schleim. Die Atemwege verengen sich – das Atmen fällt schwer.
Gibt es verschiedene Formen der Erkrankung?
Hinsichtlich der Auslöser lassen sich grob zwei Formen von Asthma unterscheiden: allergisch und nicht-allergisch. Es ist jedoch nicht immer eine klare Einteilung möglich; es gibt fliessende Übergänge und Mischformen. Bei einem allergischen Asthma – das oft im Kindes- oder Jugendalter beginnt – reagiert der Körper empfindlich auf Allergene wie etwa Pollen, Hausstaubmilben oder Pilzsporen. Im Gegensatz dazu lässt sich beim nicht-allergischen Asthma keine Allergie auf einen bestimmten Stoff nachweisen. Trigger wie kalte Luft oder Tabakrauch können zu Beschwerden führen oder diese verstärken. Meistens sind Erwachsene davon betroffen.
Wie viele Menschen sind in der Schweiz von Asthma betroffen und wie haben sich die Zahlen in den letzten Jahren verändert?
In der Schweiz sind rund zwölf Prozent der Kinder und sechs Prozent der Erwachsenen von Asthma betroffen. Die Anzahl der Asthmabetroffenen weltweit ist in den letzten fünfzig Jahren von sechs Prozent auf 19 Prozent gestiegen.
Welche Symptome weisen darauf hin, dass man Asthmatiker oder Asthmatikerin ist?
Typische Symptome von Asthma sind pfeifende, keuchende Geräusche beim Ausatmen sowie Atemnot, Kurzatmigkeit, ein Engegefühl in der Brust, andauernder trockener Husten oder Reizhusten. Eventuell haben Betroffene Auswurf von klarem, zähem Schleim nach körperlicher Belastung, wenn sie Kälte ausgesetzt sind, nach Infekten oder heftigem Lachen. Welche Beschwerden und in welcher Intensität sie auftreten, ist sehr individuell.
Nicht jede Atemwegsverengung heisst automatisch, dass man Asthma hat. Wie wird die Diagnose gestellt?
Die Diagnose wird von einem Lungenfacharzt – einem Pneumologen – oder einer Allergologin gestellt. Wichtige Methoden zur Diagnose von Asthma sind ein Allergietest der Haut, ein Lungenfunktionstest und ein Provokationstest. Fallen diese Tests positiv aus und lassen sich die typischen Symptome nachweisen, ist die Diagnose «Asthma» sehr wahrscheinlich. Patientinnen und Patienten mit Asthma haben zudem oft eine «allergische» Vorgeschichte, wenn sie erstmals zur Ärztin oder zum Arzt gehen.
Asthma ist eine nicht heilbare Erkrankung. Welche Therapiemethoden werden zur Linderung der Symptome eingesetzt?
Eine gute Therapie ist für die optimale Lungenfunktion und ein beschwerdefreies Leben zentral. In erster Linie soll der Kontakt mit dem Auslöser möglichst vermieden oder reduziert werden. Zur weiteren Therapie gehören Medikamente, welche die Atemwege öffnen und die Entzündung hemmen. Dabei ist es wichtig, diese korrekt zu inhalieren. Bei allergischem Asthma empfiehlt sich oft eine allergenspezifische Immuntherapie. Der Körper wird dabei langsam an den Auslöser gewöhnt, bis der Kontakt zum Allergen weitgehend ohne Reaktion bleibt.
Welcher Zusammenhang besteht zwischen Asthma und Allergien?
Auslöser von Asthma sind oftmals Allergene von Pollen, Hausstaubmilben, felltragenden Tieren oder Pilzsporen. Auch Nahrungsmittel können Asthma auslösen. Bleibt eine Atemwegsallergie über längere Zeit unbehandelt, kann sich ein allergisches Asthma entwickeln, dabei spricht man von einem sogenannten Etagenwechsel. Bei 30 Prozent der Betroffenen führt eine unbehandelte Pollenallergie zu Asthma. Doch auch allergisch veranlagte Kinder können im Schulalter ein allergisches Asthma entwickeln.
Gibt es Tricks, welche man im Alltag anwenden kann, um mögliche Beschwerden selbst zu lindern?
- Inhalationsmedikamente korrekt anwenden (Lernvideos der Lungenliga Schweiz)
- Regelmässig einen Asthmakontrolltest durchführen
- Atemtechniken trainieren, um Anstrengungen und Atemnot besser und angstfrei zu bewältigen
- Zigarettenrauch, Industriegase und Duftstoffe möglichst meiden
Sie bieten auf Ihrer Webseite einen Fragebogen zur Asthmakontrolle an. Was ist das für ein Fragebogen und wie funktioniert die Kontrolle?
In fünf Fragen können Betroffene in unserem Asthmakontrolltest herausfinden, ob sie ihr Asthma im Griff haben. Der Fragebogen dient der objektiven Einschätzung, sodass man bei Bedarf die Therapie anpassen muss – natürlich in Absprache mit dem Arzt oder der Ärztin. Dies zugunsten der Lebensqualität von Asthmatikerinnen und Asthmatikern. Der Test ist selbstverständlich kostenlos. Hier geht es zur Asthmakontrolle.
Quelle und Zusammenarbeit mit aha! Allergiezentrum Schweiz (www.aha.ch).