Entzündete Mandeln: Wann ist eine Operation nötig?

Bild
Quelle: TCS Info Feed

Dr. med. U. Borner, Leiter Poliklinik HNO am Inselspital Bern, zum Thema Mandelentzündung.

Herr Dr. Borner, hinter Halsschmerzen und Schluckbeschwerden kann eine Mandelentzündung stecken. Was ist eine Mandelentzündung und was sind die Anzeichen einer Mandelentzündung?
Es gibt verschiedene Gründe für Halsschmerzen. Neben einer banalen Erkältung und einer Rachenentzündung (Pharyngitis) gehört die Mandelentzündung (Angina tonsillaris) zu den häufigsten Ursachen. Die Entzündung wird oft durch Bakterien verursacht. Als Ursache kommen aber auch Erkältungs- oder Grippeviren in Frage. Die Erreger vermehren sich im lymphatischen Gewebe (Abwehrgewebe in den Mandeln, aber auch im Rachenbereich), was zu einer Entzündung führt mit Schmerzen.

Welches sind die Anzeichen einer Mandelentzündung?
Die Patienten haben sehr starke Halsschmerzen und können teilweise nicht mehr schlucken. Die Halslymphknoten sind geschwollen und schmerzhaft. Ausserdem haben sie typischerweise hohes Fieber. Die Mandeln selber sind geschwollen und gerötet. Bei einer bakteriellen Entzündung können die Mandeln eitrige Beläge aufweisen. Bei einer viralen Entzündung haben die Patienten häufig Husten. Bei einer bakteriellen Entzündung haben sie typischerweise keinen Husten.

Wie behandelt man eine Mandelentzündung?
Falls wir eine bakterielle Entzündung vermuten, geben wir ein Antibiotikum. Fast immer nötig sind Schmerzmedikamente, insbesondere damit die Patienten wieder trinken und essen können. Ergänzend können rezeptfreie Lutschtabletten/Rachensprays/Lösungen zum Gurgeln mit schmerzlindernden und desinfizierenden Wirkstoffen eingesetzt werden. Wichtig ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Das Rauchen sollte eingestellt werden. Ausserdem empfehlen wir weiche, mild gewürzte Speisen.

Kann eine Mandelentzündung gefährlich werden?
Eine Mandelentzündung kann selten gefährlich werden. Falls die Entzündung sich unkontrolliert weiter ausbreitet, kann es zu einer Halsentzündung mit einer Halsschwellung kommen. Es kann auch zu Eiteransammlungen kommen um die Mandeln. Besonders gefährlich können Entzündungen und Schwellungen werden, die die Atemwege einengen. Noch viel seltener kann es zu einer Begleitentzündung von Nieren, Herz oder Gelenken kommen.

Wann ist eine Operation nötig?
Die Mandeloperation ist meistens mit Schmerzen verbunden. In 5-10 % der Fälle kommt es zu einer Nachblutung, die sehr selten sogar lebensbedrohlich sein kann. Eine Operation empfehlen wir aufgrund strenger Kriterien. Eine sofortige Operation ist bei einer akuten Mandelentzündung nur nötig, falls es zu einer unkontrollierten Ausbreitung der Entzündung oder zu einer Eiteransammlungen kommt. Falls ein Patienten 5 bis 6 Mal im Jahr an einer bakteriellen Mandelentzündung leidet, empfehlen wir im Normalfall eine Mandelentfernung (Tonsillektomie). Falls bei einem Kind die Mandeln so gross sind, dass es zu Problemen beim Schlucken, Atmen oder Sprechen kommt, empfehlen wir eine Verkleinerung der Mandeln (Tonsillotomie). Bei einer Verkleinerung der Mandeln ist das Blutungsrisiko deutlich geringer als bei einer kompletten Entfernung.

Ist eine Mandelentzündung ansteckend und kann man sich dagegen impfen?
Die meisten Mandelentzündungen sind vor allem in den ersten Tagen über Speicheltröpfchen ansteckend. Das heisst beim Sprechen, Niesen, Husten aber auch über verunreinigte Oberflächen kann eine Ansteckung erfolgen. Sind Viren die Ursache für die Mandelentzündung besteht eine Ansteckungsgefahr bis die Beschwerden verschwinden. Sind Bakterien die Ursache für die Mandelentzündung nimmt die Ansteckungsgefahr nach Gabe eines Antibiotikums innerhalb eines Tages deutlich ab. Eine Impfung existiert gegen die Grippeviren. Häufig sind es aber andere Erreger, die eine Mandelentzündung hervorrufen. Gegen diese anderen Erreger existieren keine Impfungen.



Für Anregungen und Inputs, können Sie uns gerne per Mail kontaktieren: med@tcs.ch

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

Weitere Artikel zum Thema Krankheiten