Affenpocken: Soll man sich jetzt impfen?

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Prof. Dr. med. Aristomenis Exadaktylos, Inselspital Bern
Prof. Dr. med. Aristomenis Exadaktylos, Inselspital Bern
Quelle: TCS MyMed

Derzeit kursieren Horrorbilder von Menschen mit Affenpocken, und reisserische Schlagzeilen machen Angst. Prof. Dr. med. Aristomenis Exadaktylos, Chefarzt und Klinikdirektor des Universitären Notfallzentrums (Inselspital Bern), ordnet ein.

Die WHO hat gerade die höchste Alarmstufe ausgerufen: Müssen wir uns Sorgen machen?

Im Moment vermutlich noch nicht. Es gab auch in den letzten Jahren immer wieder kleinere und grössere Ausbrüche dieser Virus Infektion. Die Weltgesundheitsorganisation hat tatsächlich gerade ihre höchste Alarmstufe ausgerufen. Diese Einstufung zieht aber keine unmittelbaren Aktionen nach sich. Stattdessen dient sie als Aufruf an Behörden weltweit, sich auf potenzielle Ausbrüche vorzubereiten. Die Entscheidung über konkrete Schritte liegt bei jedem einzelnen Land. Ende Juli bewertete unser Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) das Risiko einer Ausbreitung der neuen Variante in Europa als äusserst gering.

Sind die Affenpocken das neue Covid?
Nein, wir sollten uns nicht zum Affen machen lassen, sondern uns im Klaren darüber sein, dass es sich hierbei um zwei sehr unterschiedliche Infektionen handelt. Das Affenpockenvirus ist ein Virus mit langsamer Ansteckungsgeschwindigkeit beim Menschen. Ein Grund dafür besteht in der Tatsache, dass affenpockeninfizierte Personen während der Inkubationszeit nicht bzw. nur sehr wenig ansteckend sind. Ganz im Gegenteil zum Covidvirus, welches bereits ansteckend ist, während wir noch gar keine Ahnung haben, dass wir am Erkranken sind. Die Affenpockeninfektion verläuft in der Regel mild. Wichtig ist aber, dass Personen mit Symptomen rasch einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Dort wird dann entschieden, ob eine Isolation nötig ist.

Wie lange dauert es von der Infektion bis zum Ausbruch?
Die Zeitspanne von der Ansteckung bis zum Beginn der Erkrankung beträgt in der Regel ca. 7 bis 14 Tage.

Wer ist besonders von Affenpocken betroffen?
Mit dieser Erkrankung kann sich jeder anstecken, welcher in engem Hautkontakt oder in Kontakt mit Körperflüssigkeiten von erkrankten Personen kommt.

Auf welche Symptome muss man achten?
Zu den klassischen Symptomen zählen: Fieber, starke Kopf- und Gliederschmerzen, Halsschmerzen, geschwollene Lymphknoten und oft auch Husten. Typisch ist dabei ein vom Gesicht auf den Körper wandernder, pockenartiger Ausschlag.

Wie behandelt man die Erkrankung?
Die Behandlung ist symptomatisch, also z. B. schmerz- und fiebersenkend.

Wie schwer sind Kinder betroffen?
Immungeschwächte Personen, Kinder und junge Erwachsene haben ein etwas höheres Risiko für einen schwereren Verlauf.

Wie tödlich ist die Krankheit?
Die Affenpocken sind für einen Menschen mit normalem Immunsystem nicht tödlich.

Empfehlen Sie im Moment eine Impfung?
Stand heute: nein.

Rinderwahn, Vogel- und Schweinegrippe, Kamel-Coronavirus, Fledermausvirus und nun Affenpocken. Können bald auch Haustiere gefährliche Krankheiten in Gang setzen?
Ja, man kann sagen, dass die Arche Noah bald voll ist. Diese Art von Erkrankungen, welche ihren Ursprung bei bestimmten Tierarten haben, werden wohl zunehmen. Da müssen wir uns keine Illusionen machen. Affenpocken werden zumeist von Nagetieren auf den Menschen übertragen und dann von Mensch zu Mensch. Die armen Affen, als sogenannte Zwischenwirte, spielen eine untergeordnete Rolle. Aber bei ihnen wurde diese Art von Pocken zum ersten Mal 1958 beschrieben.

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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