Ferien im Zelt, Camper oder Ferienhaus mit dem geliebten Vierbeiner. Für viele Hundebesitzer gibt es nichts Schöneres. Doch was, wenn die Ferienstimmung durch einen üblen Geruch überschattet wird? Dr. med. vet. FVH Kleintiermedizin Andreas Benz von der Tierklinik Curavet AG klärt auf, woher der Mundgeruch kommen kann und wie man ihn wieder loswird
Herr Benz, Mundgeruch ist nicht nur bei uns Menschen ein unangenehmes Thema – auch bei Hunden kann es zum Problem werden. Welche Ursachen kann der übelriechende Geruch haben?
Es gibt tatsächlich verschiedene Gründe für Mundgeruch beim Hund. Ein Grund kann sein, was der Hund gefressen hat – dieser Mundgeruch sollte aber schnell wieder verschwinden. Auch möglich ist ein Aufstossen infolge einer Erkrankung im Magen. Die häufigste Ursache für den üblen Geruch sind jedoch Erkrankungen im Maul-/Rachenbereich. Dies können allgemein Verletzungen oder Entzündungen sein, aber meistens sind Zahnprobleme wie Zahnstein, Paradontose, Gingivitis/Zahnfleischentzündungen, Zahnfachabszesse usw. die Auslöser.
Kann Mundgeruch bei Hunden ein Vorbote für eine ernsthafte Erkrankung sein?
Wie oben erwähnt sind alle Ursachen ausser infolge Fütterung, was dann ja leicht korrigierbar ist bzw. von alleine wieder verschwindet, sicher ernstzunehmende und zu behandelnde Erkrankungen. Stellt man andauernden Mundgeruch bei einem Hund (oder auch bei einer Katze) fest, dann sollte der Tierarzt aufgesucht werden. Zum Beispiel kann auch eine fortgeschrittene Nierenerkrankungen zu Mundgeruch führen.
Kann man dem üblen Geruch mit regelmässigen Zahnreinigungen vorbeugen?
Sollte der Mundgeruch infolge Zahnproblemen entstanden sein, dann wäre regelmässiges Zähneputzen auf alle Fälle eine Möglichkeit, ihm vorzubeugen. Zahnreinigungen werden generell empfohlen, um Zahnplaque und Zahnstein vorzubeugen. Dies sollte vorzugsweise schon im Welpenalter geübt werden.
Wie pflegt man die Zähne des geliebten Vierbeiners richtig?
Die Reinigung muss unbedingt täglich erfolgen. Nur 1 x pro Woche wird keinen Effekt bringen. Die Zähne werden geputzt wie bei uns, einfach mit spezieller Zahnbürste und vor allem spezieller Zahnpasta, die beim Tierarzt bezogen werden kann. Wichtig ist, dass der Hund, allenfalls die Katze, langsam an das Zähneputzen gewöhnt wird.
Chlorophyll, Kokosöl oder auch Zitrone – wie gut helfen solche Hausmittelchen und was sollte man bei der Anwendung beachten?
Bei all diesen Produkten ist die Wirkung wohl eher umstritten und wenn, dann wird nur der Geruch minimiert, aber nicht die Ursache beseitigt.
Wie sieht es bei Kau- und Spielartikeln für die Zahngesundheit aus?
Kauen ist an und für sich eine gute Sache, nur sollen die Kauartikel nicht zu hart sein, denn harte Kauartikel können zu Frakturen der Zähne führen. Durch das Kauen kommt es zu einer mechanischen Reinigung der Zähne. Nicht geeignet sind Brot und Holz.
Worauf sollte man beim Kauf von Hundefutter achten, wenn die Ursache für den Geruch ein Verdauungsproblem ist?
Hierbei kommt es natürlich auf die Ursache an, aber grundsätzlich braucht es wohl ein Futter, das der Verdauung mit bestimmten Inhaltsstoffen Rechnung trägt. Ob es immer ein Therapiefutter sein muss, ist nicht gesagt, hilft aber häufig wohl besser und schneller. Doch allgemein gilt, dass Tierfutter die Zahngesundheit beeinflusst. Trockenfutter ist hierfür besser als Nassfutter und hausgemachte Nahrung. Spezielle Zahndiäten reinigen den Zahn beim Kauen und verhindern so Zahnplaque und Zahnstein.
Und plötzlich ist da doch ein «fauler» Zahn. Was wird in solchen Fällen gemacht?
Ein «fauler» Zahn ist immer ein Grund für eine Therapie. Diese Zähne sind schmerzhaft, auch wenn es nicht alle Hunde gleich gut zeigen. Meist bleibt nur die fachmännische, professionelle Zahnextraktion, d.h. in Narkose mit vorheriger Reinigung des ganzen Gebisses. Zahnröntgen ist empfohlen, um die Therapie für den jeweiligen Zahn zu bestimmen, aber auch um die anderen Zähne zu beurteilen. Nicht jeder von Auge aus gut aussehende Zahn ist auch im Wurzelbereich gesund.
Gibt es weiter Tipps um Mundgeruch zu vermeiden?
Ich denke, das meiste ist besprochen worden. Wichtig ist die Zahnhygiene, eine gute Ernährung und dass keine Tischresten verfüttert werden, was auch zu Mundgeruch, teilweise sogar zu Karies, was es sonst bei Hunden nicht gibt, führen kann.
Factsheet Zahnhygiene bei Hund und Katze
Quelle und Zusammenarbeit mit der Tierklinik Curavet AG (www.curavet.ch). Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihres Tieres Ihren Tierarzt. Surfen im Internet ersetzt den Tierarztbesuch nicht.