Symphysenschmerzen: Was die Expertin sagt

Bild
Dr. med. Andrea Müller Reid, Kantonsspital Uri.
Dr. med. Andrea Müller Reid, Kantonsspital Uri.
Quelle: TCS MyMed
Bild

Dr. med. Andrea Müller Reid, Chefärztin Gynäkologie und Geburtshilfe des Kantonsspitals Uri, zum Thema Symphysenschmerzen.

Frau Müller, was sind Symphysenschmerzen und wie entstehen sie?
Die Symphyse ist die Verbindung der beiden Beckenhälften, vorne mittig. Bei den Symphysenschmerzen handelt es sich um im Schambeinbereich auftretende Schmerzen, welche oft durch eine Lockerung der Bindegewebestrukturen in einer Schwangerschaft ausgelöst werden.

Am häufigsten treten sie bei Frauen in oder nach der Schwangerschaft auf. Wieso ist das so?
Während der Schwangerschaft bereitet sich der Körper laufend auf die bevorstehende Geburt vor. Dazu werden die Bänder und Knorpel im Becken durch das Hormon Relaxin aufgeweicht und verlieren dadurch ihre Spannung sowie Stabilität. Die Symphyse weitet sich, und es kann zu Schmerzen kommen.   

Woran erkennen Betroffene, dass sie unter einer Symphysenlockerung leiden?
Eine Symphysenlockerung macht sich durch Schmerzen im vorderen Bereich des Schambeins bemerkbar. Des Weiteren kann es zu Schwierigkeiten und einem unangenehmen Gefühl beim Gehen oder Treppensteigen kommen.

Wie erfolgt die Diagnosestellung beim Arzt?
Der behandelnde Arzt wird bei Symphysenschmerzen oder dem Verdacht einer Symphysenlockerung das Schambein mittels Ultraschall untersuchen. Es gibt aber auch Test-Möglichkeiten, zum Beispiel Stehen auf einem Bein, welche den Verdacht der Symphysenlockerung zusätzlich erhärten können. Ausserhalb der Schwangerschaft kann auch ein Röntgenuntersuch weiterhelfen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Wichtig ist, dass sich Schwangere mit Symphysenschmerzen körperlich schonen und auch im Alltag entlasten. Bewegungen, welche ein Schmerzempfinden auslösen, sollten vermieden werden. Häufig wird in solchen Fällen auch das Tragen eines Beckengurtes empfohlen. Dieser wird unter dem Baby-Bauch straff auf den Hüften der Frau angelegt. Der Druck, der mithilfe des Gurtes auf das Becken wirkt, führt dazu, dass das Becken zusammengehalten wird. Dadurch wirkt der Beckengurt entlastend und schmerzlindernd. Beckenbodentraining und auch ein sanftes Rückentraining können ebenfalls die Beschwerden lindern. Handelt es sich um einen wirklich extremen Fall, so kann nach der Geburt auch mal eine Operation nötig sein.

Können Schwangere präventiv etwas gegen die Schmerzen machen?
Nein, leider gibt es nichts, was Schwangere präventiv dagegen tun können.

Wie wichtig sind Rückbildungskurse und Physiotherapie bei anhaltenden Schmerzen nach der Schwangerschaft?
Rückbildungskurse wie auch Physiotherapien unterstützen den Regenerationsprozess nach der Geburt, was grundsätzlich immer zu empfehlen ist – auch bei nicht vorhandenen Schmerzen.

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

Weitere Artikel zum Thema Schwangerschaft & Familie