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Schwangerschaft und Ernährung
Die Ernährung während der Schwangerschaft ist ein Thema, das viele werdende Mütter beschäftigt. Dabei tauchen Fragen auf wie: Welche Lebensmittel sind besonders wichtig, welche sollte man meiden und warum haben Schwangere oft ungewöhnliche Gelüste? Dr. med. Andrea Bürki, Fachärztin FMH Gynäkologie/Geburtshilfe, Oberärztin an der Frauenklinik des Spitals Lachen, klärt auf und gibt wertvolle Tipps für eine ausgewogene und gesunde Ernährung während der Schwangerschaft.
Frau Bürki, nicht selten berichten Frauen von speziellen Gelüsten während der Schwangerschaft. Wodurch werden diese ausgelöst?
Zu Beginn der Schwangerschaft produzieren Frauen Hormone in ungewohnter Höhe, was den Geschmacks- und Geruchssinn verändert und Lust auf bestimmte Speisen verursachen kann. Beispielsweise kann die Lust auf Saures durch den süsslich schmeckenden Speichel, bedingt durch das erhöhte Östrogen, ausgelöst werden. Manchmal sind Gelüste auch Hinweise darauf, was dem Körper fehlt. Saure Lebensmittel beispielsweise enthalten oft viel Vitamin C, welches der Körper benötigt, um genügend Eisen aus der Ernährung aufnehmen zu können.
Doch nicht alles sollte während dieser Zeit konsumiert werden. Auf welche Lebensmittel sollten Schwangere verzichten?
Schwangere sollten auf rohes Fleisch und Geflügel, rohen Fisch und Meeresfrüchte sowie rohe Eier verzichten. Auch getrocknete, geräucherte und gepökelte Fleischwaren, Rohmilch sowie Halbhart-, Weich- und stückigen Frischkäse wie Feta und Blauschimmelkäse sind zu vermeiden. Leber sollte ebenfalls gemieden werden, besonders wenn bereits Multivitaminpräparate eingenommen werden.
Es ist sehr wichtig, dass Lebensmittel wie Fleisch und Eier gut durchgekocht werden!
Welche Gefahr besteht bei nicht ausreichend erhitzten, problematischen Lebensmitteln?
Es besteht das Risiko einer Infektion mit Toxoplasmose (durch Fleisch und Eier) oder Listeriose (durch Käse). Diese Infektionen verursachen bei Erwachsenen meist nur geringe Beschwerden, können jedoch dem ungeborenen Kind schaden. Toxoplasmose kann beispielsweise zu Hirnfehlbildungen führen, während Listeriose das Risiko einer Früh- oder Fehlgeburt erhöht.
Eine ausgewogene Ernährung ist essentiell, um gesund zu bleiben und dem Kind alle Nährstoffe zu geben, die es für die Entwicklung braucht. Wie sollte diese gestaltet werden und welche Nährstoffe sind besonders wichtig?
Eine ausgewogene Ernährung sollte in mehreren Portionen über den Tag verteilt werden und den Prinzipien der Ernährungspyramide folgen. Das bedeutet, viele verschiedene Gemüsesorten und Früchte (mindestens fünf Portionen, gut gewaschen), Getreideprodukte (möglichst Vollkorn) und Kartoffeln sowie genügend Eiweiss (Milchprodukte, Fleisch, Eier, Hülsenfrüchte). Es sollten nicht zu viele, dafür aber bevorzugt pflanzliche Öle und Fette (wie Raps- und Olivenöl) sowie Nüsse konsumiert werden. Zuckerhaltige und salzige Speisen sollten nur in Massen gegessen werden. Wichtig ist zudem eine abwechslungsreiche Ernährung.
Gibt es spezielle Empfehlungen zur Vitamin- und Mineralstoffaufnahme in der Schwangerschaft?
Eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen ist sehr wichtig, daher die Empfehlung zu einer ausgewogenen Ernährung. Zusätzlich ist die Einnahme von Folsäure unbedingt zu empfehlen, um einem offenen Rücken vorzubeugen (bereits vor und in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft). Oft sind auch Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D und Eisen zusätzlich nötig. Ein Multivitaminpräparat kann eine ausgewogene Ernährung ergänzen, aber nicht ersetzen.
Gibt es zusätzliche Aspekte, die vegetarisch oder vegan lebende Schwangere beachten sollten?
Eine ausgewogene vegetarische Ernährung ist gut möglich. Wichtig ist die ausreichende Zufuhr von Proteinen sowie eventuell die zusätzliche Einnahme von Eisen, Vitamin B12 und Omega-3-Fettsäuren. Eine strikte vegane Ernährung ist schwieriger, da manche Vitamine und Nährstoffe, wie Vitamin B12 und Calcium, praktisch nur in tierischen Lebensmitteln enthalten sind. Es ist daher ratsam, sich gut auszukennen, zusätzliche Präparate einzunehmen und regelmässig Blutuntersuchungen durchführen zu lassen.
Welche Auswirkungen kann eine unausgewogene Ernährung auf die Schwangerschaft und das Baby haben?
Eine unausgewogene Ernährung kann zu einer zu grossen oder zu geringen Gewichtszunahme der Mutter führen und das Kind unterversorgen lassen oder einem Nährstoffmangel aussetzen, was teilweise irreversibel ist. Ein Beispiel ist der unzureichende Knochenaufbau bei einem Mangel an Calcium.
Nicht nur Essen ist wichtig – auch die Flüssigkeitsaufnahme sollte nicht vernachlässigt werden. Wie wichtig ist ausreichendes Trinken während der Schwangerschaft. Wie viel sollte getrunken werden?
Ausreichendes Trinken ist sehr wichtig. Schwangere sollten etwa 1,5 bis 2 Liter pro Tag trinken, je nach Temperatur. Am besten eignet sich Leitungs- oder Mineralwasser, ungesüsster Tee oder stark verdünnte Fruchtsäfte.
Welchen Risiken setzt man sein ungeborenes Kind durch den Konsum von Kaffee aus?
Zu viel Kaffee kann die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung des Kindes beeinträchtigen. Zwei bis drei Tassen pro Tag gelten als unbedenklich, dies gilt auch für andere koffeinhaltige Getränke wie Cola. Energydrinks sollten vermieden werden.
Und wie sieht es bei Alkohol aus?
Alkohol sollte auf keinen Fall konsumiert werden, da es keine unschädliche Menge gibt.
Welche Mythen und Missverständnisse über Ernährung in der Schwangerschaft begegnen Ihnen häufig und wie klären Sie darüber auf?
Insgesamt gibt es erstaunlich wenige Missverständnisse, da die meisten Frauen bereits gut informiert sind. Ein häufiger Mythos ist, dass eine Schwangere für zwei essen muss – der Energiebedarf steigt jedoch erst ab dem vierten Monat leicht an. Auch aus Angst vor Infektionen wird manchmal ganz auf rohe Lebensmittel wie Salat oder Früchte verzichtet. Diese dürfen aber bedenkenlos gegessen werden.
Welche Tipps haben Sie für schwangere Frauen, die Schwierigkeiten haben, gesunde Ernährungsgewohnheiten beizubehalten?
Schwangere sollten daran denken, dass sie eine gesunde Ernährung für die Gesundheit ihres Kindes einhalten, und daran, dass die Schwangerschaft und eventuell die Stillzeit nicht ewig dauern. Zwischendurch sind auch Ausnahmen erlaubt, wie Chips oder Schokolade, um das Vergnügen am Essen nicht zu verlieren.
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Dr. med. Andrea Bürki
