
Die Sonne lacht – doch wer dabei nicht auf den richtigen Hautschutz achtet, riskiert mehr als nur einen Sonnenbrand. Gerade im Sommerurlaub oder in tropischen Regionen wird unsere Haut extremen UV-Belastungen ausgesetzt. Besonders empfindlich reagieren Kinder und ältere Menschen – ihre Haut ist dünner, weniger widerstandsfähig und vergisst keine UV-Schädigung. Was also tun? Dermatologe Dr. Hero P. D. Schnitzler erklärt im Interview, warum Kleidung oft besser schützt als jede Sonnencreme, worauf Eltern bei der UV-Kleidung achten sollten und welche Fehler Sie bei der Anwendung von Sonnencreme unbedingt vermeiden sollten.
Herr Schnitzler, welche Sonnenschutzmassnahmen sind am effektivsten, um Hautschäden zu vermeiden?
Der effektivste Schutz vor schädlicher UV-Strahlung ist die konsequente Meidung direkter Sonneneinstrahlung – vor allem während der Mittagszeit zwischen 11 und 16 Uhr, wenn die Strahlung besonders intensiv ist. Die Haut lässt sich am zuverlässigsten durch Kleidung schützen, denn Stoffe, insbesondere solche mit ausgewiesenem UV-Schutz, blockieren die Strahlung vollständig. Ideal ist leichte, atmungsaktive, aber UV-dichte Kleidung, die möglichst viel Haut bedeckt. Beim Schwimmen oder bei Wassersportaktivitäten ist spezielle UV-Schutzkleidung besonders zu empfehlen, da normale Textilien im Wasser durchlässig werden können. Ergänzend schützt ein breitkrempiger Hut nicht nur das Gesicht, sondern auch empfindliche Stellen wie Ohren und Nacken – Bereiche, die bei anderen Kopfbedeckungen oft ungeschützt bleiben.
Unbedeckte Hautstellen sollten immer mit einem hochwertigen Sonnenschutzmittel behandelt werden, das einen hohen Lichtschutzfaktor (LSF 30 oder besser LSF 50) aufweist und sowohl gegen UVA- als auch UVB-Strahlen schützt. Auch die Augen dürfen nicht vergessen werden: Eine Sonnenbrille mit zertifiziertem UV-Schutz gehört zum grundlegenden Schutzrepertoire.
Wählen Sie das passende Sonnenschutzprodukt:
- Helle, empfindliche Hauttypen (I und II) sollten konsequent LSF 50 verwenden.
- Dunklere Hauttypen können in der Regel auch geringere LSF nutzen – sicherer ist dennoch ein hoher Schutz.
- Je nach Hautbeschaffenheit (trocken, fettig, Mischhaut) eignet sich eine andere Galenik:
- Cremes für trockene Haut
- Gele für fettige Haut
- Sprays oder Fluide für schwer erreichbare Stellen oder empfindliche Bereiche
Wie findet man das richtige Sonnenschutzmittel für seinen Hauttyp?
Die Wahl des richtigen Sonnenschutzmittels hängt sowohl vom Hauttyp als auch vom individuellen Hautzustand ab. Menschen mit sehr heller oder empfindlicher Haut – klassifiziert als Hauttyp I oder II – sollten konsequent Produkte mit Lichtschutzfaktor 50 verwenden. Dunklere Hauttypen können unter Umständen mit einem niedrigeren Lichtschutz auskommen, profitieren aber ebenfalls von einem hohen Schutz, da UVA-Strahlen auch in tiefere Hautschichten eindringen und dort Schäden verursachen können.
Auch die Galenik, also die Darreichungsform des Produkts, spielt eine Rolle. Trockene Haut profitiert meist von reichhaltigen Cremes, während bei fettiger oder zu Unreinheiten neigender Haut eher leichte Gele oder Fluide geeignet sind. Sprays eignen sich besonders für schwer erreichbare Körperstellen oder für eine schnelle Anwendung unterwegs. Wichtig ist in jedem Fall, dass das Sonnenschutzmittel angenehm auf der Haut liegt und nicht als belastend empfunden wird – nur dann wird es auch regelmässig und ausreichend aufgetragen.
Warum ist Sonnenbrand besonders gefährlich für Kinder und ältere Menschen?
Die Haut hat ein Gedächtnis – jede Schädigung durch UV-Strahlen hinterlässt Spuren. Kinderhaut ist besonders gefährdet, weil sie noch sehr dünn und empfindlich ist. Ihre Fähigkeit, durch Pigmentbildung Schutz aufzubauen, ist im Vergleich zur erwachsenen Haut stark eingeschränkt. Bereits kurze Aufenthalte in der prallen Sonne können bei Kindern zu nachhaltigen Hautschäden führen. Natürlich verursacht nicht jeder Sonnenbrand automatisch eine Krankheit, doch «die Haut vergisst nicht», und jede UV-Belastung kann die Zellstruktur der Haut verändern. Je häufiger diese Schädigungen passieren, desto höher ist das Risiko einer Veränderung und deren Folgen.
Bei älteren Menschen summieren sich die über Jahre angesammelten UV-Schäden. Die Haut verliert mit zunehmendem Alter ihre Fähigkeit zur Regeneration und Abwehr. Ein geschwächtes Immunsystem, verminderte Heilungskapazität sowie die generell dünnere Haut machen ältere Personen besonders anfällig für Komplikationen infolge von UV-Schäden. Umweltfaktoren wie Schadstoffe oder Rauchen beschleunigen diese Prozesse zusätzlich.
Welche langfristigen Folgen kann häufige Sonnenexposition ohne Schutz haben?
Langfristige und ungeschützte Sonnenexposition hat zwei schwerwiegende Konsequenzen für die Haut. Zum einen wird der natürliche Alterungsprozess deutlich beschleunigt: Die Haut verliert an Elastizität, es bilden sich früher Falten, Pigmentstörungen wie Altersflecken treten auf, und kleine Gefässe können sichtbar werden. Zum anderen steigt das Risiko für die Entwicklung von Hautkrebs. Insbesondere wiederholte Sonnenbrände in der Kindheit sind laut dermatologischer Forschung ein bedeutender Risikofaktor für die Entstehung von malignen Hautveränderungen im Erwachsenenalter.
Wie behandelt man einen Sonnenbrand richtig, und welche Fehler sollte man vermeiden?
Die beste Behandlung eines Sonnenbrands ist dessen konsequente Vermeidung. Ist es dennoch zu einem Sonnenbrand gekommen, sollte sofort gehandelt werden. Bei leichten Rötungen helfen kühlende und beruhigende Lotionen mit Inhaltsstoffen wie Aloe Vera oder Panthenol. Bei stärkeren Reizungen können entzündungshemmende Präparate notwendig werden – in Form von Cremes oder bei Bedarf auch systemisch, also als Tabletten. Schwere Sonnenbrände, bei denen es zu Blasenbildung oder grossflächigen Rötungen kommt, sind mit Verbrennungen vergleichbar und sollten wie solche medizinisch betreut werden. In extremen Fällen kann sogar ein Klinikaufenthalt mit Infusionstherapie oder chirurgischer Versorgung notwendig sein.
Ein häufiger Fehler ist es, die Schwere eines Sonnenbrands zu unterschätzen oder zu versuchen, ihn mit Hausmitteln selbst zu behandeln. Wer sich nicht sicher ist, sollte nicht zögern, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Das Wichtigste in Kürze: Wenn
- die Rötung mehrere Tage anhält,
- sich Blasen, Krusten oder Hautveränderungen entwickeln,
- allgemeine Symptome wie Fieber, Übelkeit oder Schüttelfrost auftreten,
sollten Sie umgehend einen Hautarzt oder eine Notfallstation konsultieren.
Wann ist ein Sonnenbrand so schwerwiegend, dass medizinische Hilfe notwendig ist?
Ein Sonnenbrand sollte ärztlich abgeklärt werden, wenn die Rötung länger als zwei bis drei Tage anhält, wenn Blasen entstehen oder sich die betroffenen Hautstellen verändern – etwa durch Krustenbildung, Schmerzen oder auffällige Verfärbungen. Auch allgemeine Symptome wie Fieber, Übelkeit oder Schüttelfrost sind Warnzeichen, die auf eine systemische Reaktion des Körpers hinweisen und eine sofortige medizinische Abklärung erforderlich machen. In solchen Fällen sollte der Gang zum Hautarzt oder zur Notaufnahme nicht hinausgezögert werden.
Welche Rolle spielen Kleidung, Schatten und Hüte beim Sonnenschutz?
Kleidung ist – anders als oft angenommen – ein besonders effektiver Schutz gegen Sonnenbrand. Im Gegensatz zu Sonnencremes, die regelmässig erneuert werden müssen, bietet UV-dichte Kleidung dauerhaften mechanischen Schutz. Auch im Schatten sollte man nicht sorglos sein: Zwar reduziert dieser die UV-Belastung, doch je nach Umgebung kann immer noch ein erheblicher Teil der Strahlen reflektiert werden, etwa durch Wasser, Sand oder helle Oberflächen. Daher gilt: Kleidung und Schatten ergänzen sich, ersetzen aber keinesfalls andere Schutzmassnahmen.
Ein breitkrempiger Hut ist ideal, da er nicht nur den Kopf, sondern auch Gesicht, Ohren und Nacken schützt. Kappen oder Baseballmützen sind weniger geeignet, da sie viele empfindliche Hautstellen ungeschützt lassen. Für Kinder gibt es heute zahlreiche günstige, zertifizierte UV-Schutztextilien, die in puncto Komfort und Wirksamkeit überzeugen.
Gibt es spezielle Empfehlungen für den Schutz vor Sonne in tropischen Regionen?
In tropischen Regionen ist die UV-Strahlung aufgrund der Äquatornähe besonders intensiv. Dort ist es unerlässlich, möglichst den ganzen Körper mit UV-dichter Kleidung zu bedecken – idealerweise mit Textilien, die zusätzlich auch vor Insekten schützen. Diese doppelte Schutzwirkung ist gerade in tropischen Ländern besonders vorteilhaft. Auch die Auswahl von Sonnenschutzmitteln sollte bedacht erfolgen: Sie sollten sich mit lokal notwendigen Insektenschutzmitteln vertragen und keine Hautreaktionen hervorrufen. Oft lohnt sich ein Blick auf vor Ort empfohlene Produkte, die für das Klima optimiert sind.
Wie beeinflusst die Ernährung die Hautgesundheit in Bezug auf Sonnenschutz?
Eine gesunde, ausgewogene Ernährung kann die Haut von innen stärken und ihre Widerstandsfähigkeit gegen UV-Strahlen verbessern. Besonders antioxidative Nährstoffe wie Beta-Carotin, Vitamin C, Vitamin E und Spurenelemente wie Selen spielen dabei eine wichtige Rolle. Sie helfen, freie Radikale zu neutralisieren und Zellschäden zu reparieren. Bei einer hohen Sonnenexposition oder in Vorbereitung auf sonnenintensive Reisen kann es sinnvoll sein, gezielt Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. Diese sollten jedoch stets individuell angepasst und idealerweise in einer ärztlichen Beratung abgestimmt werden.
Welche neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt es zu UV-Strahlung und Hautschutz?
Die genauen Prozesse, die zu einem Sonnenbrand führen, aber auch ihre Folgen und deren Behandlungen werden in den Universitätszentren genau untersucht. Hier im Einzelnen darauf einzugehen, würde den Rahmen dieses Interviews deutlich überschreiten. Wer mehr über den aktuellen Stand der Forschung wissen möchte, dem empfehle ich ein Gespräch mit dem Facharzt – dieser kann individuell beraten und auch neue Erkenntnisse in der Prävention oder Behandlung einbeziehen.
Fazit:
Ein effektiver Sonnenschutz erfordert mehr als nur eine gute Sonnencreme – Kleidung, Verhalten, Ernährung und ein bewusster Umgang mit der Sonne sind entscheidende Faktoren, um Hautschäden langfristig zu vermeiden. Wer sich an diese Empfehlungen hält, schützt nicht nur seine Haut, sondern investiert auch in langfristige Gesundheit und Wohlbefinden.

Dr. med. Hero P. D. Schnitzler ist Gründer des derma competence center.
Fachgebiete
Dermatologie und Venerologie FMH, Lasermedizin FMCH, Allergologie – Deutscher Facharzt
Zusätzliche Spezialgebiete
Tropen- und Reisedermatologie | Dozent für ästhetische Lasermedizin D.A.L.M. Universität Greifswald | Ästhetische Medizin I Medizinische Kosmetologie | Anti-Aging-Medizin