Durchbruch in der Krebs-Behandlung – die CAR-T-Therapie



Therapie

Quelle: TCS MyMed


Seit Januar 2019 werden in der Schweiz Patienten mit Rückfällen von Non-Hodgkin-Lymphomen und von akuten lymphatischen Leukämien mit der CAR-T-Therapie behandelt. Die Resultate dabei sind vielversprechend und widerspiegeln die Resultate aus klinischen Studien. Prof. Dr. med. Thomas Pabst, Stv. Klinikdirektor und Chefarzt des Inselspitals in Bern, zum Thema CAR-T-Therapie.

Herr Prof. Pabst, wie funktioniert die CAR-T-Therapie und was ist das Besondere daran?
Die CAR-T-Therapie versucht, die Verteidigung des Körpers gegen Krebszellen mit körpereigenen Zellen wiederherzustellen. Dies geschieht dadurch, dass sogenannte T-Lymphozyten des Patienten verändert und befähigt werden, sodass sie neu wieder in der Lage sind, hochselektiv Krebszellen des Patienten zu erkennen und zu eliminieren.

Eignet sich die Therapie für jede Person, die an Blut- oder Lymphdrüsenkrebs erkrankt ist?
Bisher ist die CAR-T-Therapie in der Schweiz nur für Patienten mit bestimmten Formen von B-lymphatischen Tumorerkrankungen zugelassen. Darunter fallen Patienten mit Rückfällen eines aggressiven B-Zell Non-Hodgkin Lymphom und mit Rückfällen einer B-Zell akuten lymphatischen Leukämie. Es ist aber davon auszugehen, dass im Verlauf des Jahres 2021 auch Patienten mit anderen B-Zell-Erkrankungen damit behandelt werden können und die Zulassung hierzu erwartet wird. Hierunter fallen dann insbesondere Patienten mit multiplem Myelom und mit Mantelzell-Lymphom. Andere Tumorerkrankungen sind in der Schweiz aber bisher nicht für diese Therapie zugelassen.

Wie verläuft die Behandlung?
Der erste Schritt ist die Sammlung von sogenannten T-Lymphozyten, also einer Untergruppe normal vorkommender weisser Blutkörperchen. Dies ist in der Regel eine ambulante eintägige Prozedur. Hierbei werden dem Patienten normal im Blut zirkulierende Lymphozyten entnommen und gesammelt. Der Prozess ähnelt einer Art verlängerte Blutspende. Die Zellen werden daraufhin an eine der zugelassenen Firmen verschickt, welche diese T-Lymphozyten verändern und befähigen, sodass sie ganz gezielt B-Zell-Tumorerkrankungen wiedererkennen und eliminieren. Dieser Produktionsprozess dauert drei bis vier Wochen. Anschliessend werden die Zellen gefroren ans Spital zurückgeschickt.

Was sind die nächsten Schritte?
Der Patient wird etwa vier Wochen nach der Lymphozyten-Sammlung ins Spital eintreten. Als erstes erhält er eine milde, dreitägige Chemotherapie. Diese wird in der Regel problemlos toleriert. Anschliessend erfolgt die Rückgabe der CAR-T-Zellen als eine kurze Infusion über 15 Minuten. Der Patient muss daraufhin noch zwei weitere Wochen im Spital verbleiben (total drei Wochen).

Welche Nebenwirkungen oder Komplikationen können auftreten?
Die Hauptnebenwirkung der Therapie ist das Auftreten von Fieber. Dieses Fieber ist verursacht durch den «Kampf», den die verabreichten T-Lymphozyten gegen die Krebs-Erkrankung zu führen beginnen. Man muss sich diese immunologischen Nebenwirkungen (Fieber) vorstellen wie beim Kontakt etwa mit einem Grippevirus. Entsprechend sind die Nebenwirkungen: Fieber, Gliederschmerzen oder Kopfschmerzen.

Wie geht es nach der Behandlung weiter?
Das Besondere an der CAR-T-Therapie besteht darin, dass diese veränderten Killerzellen noch über Monate bis Jahre im Blut zirkulieren und aktiv sein werden. Es besteht also ein mehrmonatiger Wirkmechanismus. Die Zellen werden also fortwährend allfällige Krebszellen erkennen und aus dem Weg räumen. Aktuell wird die Therapie vor allem am Inselspital Bern und am Universitätsspital Zürich angeboten.

Vor welche Herausforderung stellt die Therapieform die medizinischen Experten?
Die CAR-T-Therapie ist eine völlig neue Form von Immuntherapie in der Krebs-Behandlung. Neu ist etwa die Produktion dieser patientenspezifischen Zellen. Auch die Nebenwirkungen dieser CAR-T-Therapie sind einzigartig in der Krebsbehandlung und verlangen eine entsprechende Expertise und Ausbildung im Behandlungsteam.

Wie hoch sind die Erfolgschancen?
Für die CAR-T-Therapie werden nur Patienten berücksichtigt, bei welchen alle verfügbaren therapeutischen Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Das Besondere der CAR-T-Therapie besteht nun darin, dass sie neu Patienten eine Chance auf Heilung bietet, für welche vorhin keine solche Option angeboten werden konnte. Die CAR-T-Therapie stellt deshalb einen Durchbruch in der medizinischen Therapie dar. Neu kann solchen Patienten eine mindestens 50-prozentige Heilungschance angeboten werden.

Wer muss die Kosten dieser Behandlung übernehmen?
Der Bundesrat hat entschieden, dass die CAR-T-Therapie ab Januar 2020 eine kassenzulässige Leistung darstellt. Sofern also die Bedingungen erfüllt sind (Zulassung), wird die Therapie über die üblichen Leistungsträger (Krankenkasse und Wohnkanton) abgerechnet.

Welche Erfahrungen konnten Sie persönlich mit der CAR-T-Therapie sammeln?
Das Inselspital ist das grösste Center in der Schweiz für die CAR-T-Therapie. Unsere Erfahrungen bestätigen vollumfänglich die Resultate aus den bisherigen Studien. Die CAR-T-Therapie stellt für Patienten mit Rezidiven von aggressiven Lymphomen und akuten Leukämien neu eine Heilungschance dar, wo wir vorher keine Therapien mit Chance auf Heilung mehr anbieten konnten. Die CAR-T-Therapie ist daher als Meilenstein in der Krebstherapie zu betrachten.


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