Wohngifte – Krankmacher in den eigenen vier Wänden



Krankheiten

Quelle: TCS MyMed


Der Mensch hält sich täglich während mehreren Stunden in den eigenen vier Wänden auf. Ein gutes Raumklima ist unerlässlich, damit man sich wohl fühlt. Selber kann man viel zu einem gesunden Raumklima beitragen. Dies beginnt bei der Planung eines Neubaus, geht über die Einrichtung des Zuhauses und endet beim Putzen.

Unabhängig davon gilt: Unterlassen Sie das Rauchen in Innenräumen und lüften Sie Ihre Wohnung regelmässig (drei- bis fünfmal täglich).

Wohngifte entstammen verschiedenen Quellen. Wird ihre Freisetzung nicht verhindert oder reduziert, können sie gesundheitliche Beschwerden verursachen: Augenbrennen, Reizung des Rachens und der Nasenschleimhäute, Kopfschmerzen und Unwohlsein sind die häufigsten akuten Symptome. Bei längerfristigen Belastungen sind chronische Lungenerkrankungen möglich. Insbesondere bei Allergikerinnen und Allergikern ist grosse Vorsicht geboten: Sie reagieren mit Atembeschwerden, Schnupfen, Augenbrennen und Bindehautentzündungen, Hautausschlägen sowie allenfalls Durchfall auf Schadstoffe in der Raumluft. In seltenen Fällen können allergische Reaktionen auch Blutzellen, Gewebe und Organe schädigen.

Neubau und Umbau
Bereits bei der Planung eines Neu- oder Umbaus sind Überlegungen zur Gesundheit angebracht. Denn zum einen können durch die Bauaktivitäten Schadstoffe freigesetzt werden, beispielsweise Weichmacher. Zum andern kann die Gesundheit auch in den neuen Räumlichkeiten durch Möbel, Anstriche, austretendes Radon oder eine ungenügende Frischluftzufuhr beeinträchtigt sein.

Asbest
Asbest ist die Bezeichnung für verschiedene mineralische Fasern. Da Asbestfasern hervorragend dämmen, wurden sie während Jahrzehnten in Baumaterialien verwendet. Aufgrund der eindeutig festgestellten Gesundheitsgefahren ist der Einsatz von Asbest in der Schweiz seit 1990 generell verboten. In den meisten Industrieländern stellt Asbest heute primär ein Entsorgungsproblem dar.

Insbesondere bei Gebäuderenovationen ist Vorsicht geboten. Denn bereits eine geringe Konzentration von Asbeststaub in der Luft ist gesundheitsschädlich und kann über die Atmung zu Lungenkrebs und anderen Krankheiten führen.

Formaldehyd
Formaldehyd ist ein giftiger Stoff, der für die Produktion von Spanplatten und anderen verleimten Holzwerkstoffen verwendet wird. Als austretendes Gas kann Formaldehyd in geschlossenen Räumen die Luft verunreinigen. Auch beim Rauchen oder beim Abbrennen von Räucherstäbchen wird Formaldehyd freigesetzt. Erhöhte Konzentrationen in der Luft führen zu Reizungen der Augen, der Nase und des Rachens. Beschwerden wie Kopfschmerzen, Müdigkeit und Unwohlsein können auftreten. Eine Exposition über längere Zeit schädigt die Lungenfunktion und erhöht das Risiko von chronischen Atemwegs- und Tumorerkrankungen. Mit der Wahl von formaldehydfreien Holzmaterialien sowie lösungsmittelfreien Farben, Lacken und Reinigungsmitteln kann die Freisetzung gesundheitsschädigender Schadstoffe vermieden werden.

Polychlorierte Biphenyle
Die polychlorierte Biphenyle (PCB) werden in Kunststoffen, Farben, Lacken und Klebstoffen verwendet, um diese weicher und elastischer im Gebrauch zu machen. Zwar sind namentlich die PCB heute in der Schweiz verboten, bei Umbauten und Renovationen älterer Gebäude ist es aber möglich, dass giftige und krebsauslösende Chlorverbindungen in die Raumluft gelangen. Besteht ein Verdacht, dass PCB-haltige Stoffe verwendet worden sind, empfiehlt sich eine Raumluftanalyse. Die Aufnahme von grösseren Mengen PCB  über Nahrungsmittel, die Haut oder die Lunge verursacht Leber-, Milz- und Nierenschäden und schwächt das Immunsystem.

Radon
Radon ist ein natürliches, radioaktives Gas, das aus den obersten Bodenschichten in die Atmosphäre austritt. Im Untergrund von Häusern dringt es durch undichte Stellen in die Keller und unteren Stockwerke, wo es sich bei schlechter Durchlüftung ansammelt. In der Schweiz kommt Radon je nach Region in unterschiedlich hoher Konzentration vor. Unabhängig davon kann die Radonkonzentration in Gebäuden auch bei niedrigen Werten im Boden hoch sein – vor allem dann, wenn der Untergrund gasdurchlässig gebaut worden ist.

Nach dem Rauchen ist Radon die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs. Das geruch- und geschmacklose Gas gelangt aus der Umgebungsluft in Innenräumen über die Atemwege in die Lunge. Dort kommt es durch die Zerfallsprodukte von Radon zu einer Strahlenbelastung, die eine Lungenkrebserkrankung herbeiführen kann - Faktenblatt «Lungenkrebs durch Radon».

Reinigungsmittel
Viele Reinigungsmittel und Raumluftsprays enthalten als Wirk- und Zusatzstoffe gesundheitsschädigende Substanzen. Besondere Vorsicht ist bei Desinfizierungsmitteln oder Reinigungsmitteln mit desinfizierender Wirkung geboten. Ungeeignet sind auch Reinigungsmittel in Sprayform, die tief in die Lunge gelangen können und Beschwerden verursachen.

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) gibt folgende Empfehlungen ab:

  • Flüssigmittel sind besser als Pumpsprays und Pumpsprays sind besser als Triebgassprays.
  • Putzmittel mit einem Zerstäuber besser direkt in den Schwamm oder Putzlappen sprühen. So entsteht kein Sprühnebel, der in die Lungen eindringen kann.
  • Duftstoffe können die Atemwege reizen. Insbesondere Asthmatiker reagieren unter Umständen empfindlich. Sauberkeit kann man nicht riechen, eine geputzte Wohnung muss nicht duften.
  • Javelwasser auf keinen Fall mischen. In Kombination mit säurehaltigen Reinigern kann sich Chlorgas bilden, was zu Vergiftungen führen kann.
  • Grosse Schmutzablagerungen verhindert man durch regelmässiges Putzen. Wasser und Mikrofasertuch reichen meist aus, von Zeit zu Zeit kann man mit Reinigungsmitteln auf Seifenbasis gröberen Schmutz entfernen.
  • Kalkflecken verhindert man, indem man Armaturen im Bad nach dem Duschen trocknet. Bei geringen Kalkablagerungen kann man diese auch mit einem Mikrofasertuch entfernen.
  • Wer Keller oder Estrich wieder mal gründlich putzen will, tut gut daran, allenfalls eine Staubmaske zu tragen. Dies vor allem dann, wenn das letzte gründliche Auswischen schon länger her ist.
  • Staub lässt sich mit Feuchtigkeit binden. Mit einer Zerstäuberflasche klares Wasser versprühen, damit der Staub schwerer wird, danach normal mit dem Besen kehren.
  • Flächen ebenfalls feucht abwischen. Besser keinen Staubwedel verwenden, dieser verteilt den Staub nur.
  • Wo gewohnt wird, entsteht Staub. Nach dem Staubsaugen deshalb immer die ganze Wohnung gut durchlüften.
  • Reinigungsmittel mit desinfizierender Wirkung sind ebenso wie Raumluftsprays in der Regel gar nicht nötig und können die Lunge schädigen.
  • Umweltverträgliche Reinigungsmittel sind in der Regel besser verträglich und deshalb vorzuziehen.

Informationen des Bundesamts für Gesundheit: Wohnhygiene und Haushaltprodukte.

Feuchtigkeit und Schimmel
Feuchtigkeit und Wärme begünstigen das Wachstum von Schimmelpilzen. Sie kommen vor allem in der Küche, im Badezimmer und an feuchten Wänden vor. Die abgegebenen Pilzsporen bergen gesundheitliche Risiken: Sie reizen Augen, Atemwege und die Haut. Die Reizung der Atemwege kann zu einer chronischen Bronchitis oder zu Asthma führen. Es können sich auch Allergien entwickeln. Insbesondere für Personen mit geschwächtem Immunsystem sind Schimmelpilze gefährlich, da sie Infektionen auslösen können. Schimmelbewuchs sollte vorsorglich und rasch fachgerecht entsorgt werden.

Staub
Staub entsteht in jeder Wohnung. Zum gesundheitlichen Problem können Staubmilben, Staub von Druckern und Staub als Träger von Schadstoffen (z.B. Asbest , Radon) werden. Die Stoffwechselprodukte von Hausstaubmilben können allergische Reaktionen wie chronischer Schnupfen, Niesreiz, gerötete Augen, Hautekzeme und Asthma  auslösen. Durch regelmässiges Staubwischen und Staubsaugen werden die gesundheitlichen Risiken bereits massgeblich reduziert. Zudem können milbenallergendichte Bezüge beispielsweise für Matratzen, Kissen und Decken Abhilfe schaffen.

Tabakrauch
Kaum ein anderes Wohngift birgt so hohe gesundheitliche Risiken wie der Tabakrauch – er enthält etwa 60 krebserregende Substanzen, die auch für Passivraucher schädlich sind. Selbst gutes Lüften entfernt den Tabakrauch nicht vollständig aus den Wänden, Möbeln und Textilien. Daher sollte nie in Innenräumen geraucht werden.

Flüchtige organische Verbindungen (VOC) in der Innenluft
Flüchtige organische Verbindungen (VOC) sind Schadstoffe, die häufig in Farben, Lacken und Reinigungsmitteln vorkommen. Da sie rasch verdunsten, sind sie besonders in geschlossenen Räumen ein Gesundheitsrisiko. VOC reizen Nase und Hals und können zu allergischen Hautreaktionen, Atembeschwerden, Müdigkeit, Kopfschmerzen und Asthma führen. Benzol als bekanntester Vertreter der VOC kann Leukämie verursachen.

Um körperliche Belastungen durch VOC zu vermeiden, sollten im Haushalt nur lösungsmittelfreie Produkte verwendet werden. Flüchtige organische Verbindungen spielen auch bei der Verunreinigung der Aussenluft eine Rolle - Faktenblatt VOC (Flüchtige organische Verbindungen).


Quelle und Zusammenarbeit mit der Lungenliga Schweiz (www.lungenliga.ch).

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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