Sport während der Schwangerschaft: Was ist gesund?

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Sport während der Schwangerschaft
Sport während der Schwangerschaft
Quelle: TCS MyMed
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Dr. med. Deivis Strutas, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe FMH sowie Chefarzt Frauenklinik am Spital Lachen, zum Thema Sport während der Schwangerschaft.

Für viele gehört Sport zum Alltag. Darf auch während einer Schwangerschaft Sport getrieben werden?
Ja, unbedingt! Die wissenschaftlichen Untersuchungen zeigen, dass eine leichte sportliche Aktivität in der Schwangerschaft zur verbesserten Gesundheit der Mutter und auch des ungeborenen Kindes beiträgt. Gemäss der Erfahrung wird durch eine moderate sportliche Aktivität die Häufigkeit von Schwangerschaftsdiabetes, übermässiger Gewichtszunahme (> 15 kg), Auftreten einer Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung) sowie fetaler Makrosomie (zu hohes Geburtsgewicht) reduziert.

Kann Sport in der Schwangerschaft zu einer Frühgeburt führen?
Früher dachte man, dass vermehrte sportliche Aktivität die Frühgeburtenrate erhöht. Gemäss diversen Untersuchungen konnte aber gezeigt werden, dass – sofern keine Kontraindikationen kindlicher- und mütterlicherseits vorliegen – kein erhöhtes Risiko für Frühgeburtlichkeit oder Frühaborte besteht.

Gibt es Fälle, bei denen von Sport abgeraten wird?
Ja, es gibt auch Einschränkungen, wonach das Treiben von Sport nicht empfohlen wird, z. B. wenn die Schwangere Blutverdünnende Medikamente einnehmen muss, oder wenn aufgrund der Verkürzung des Gebärmutterhalses eine Frühgeburt droht.  Auch dann, wenn das Kind nicht genügend wächst oder die Frau Blutarmut (Anämie) hat.

Wie häufig in der Woche darf trainiert werden und gibt es eine Herzfrequenz, welche nicht überschritten werden sollte?
Tendenziell soll im moderaten Intensitätsbereich, dem sogenannten aeroben Bereich, trainiert werden (40 bis 80 Prozent VO2max). Intensive Trainings werden in der Schwangerschaft nicht empfohlen. So konnte beispielsweise gezeigt werden, dass beim Überschreiten von 90 Prozent der max. Sauerstoffaufnahme (VO2max) gehäuft fetale Bradykardien (kindlicher Herztonabfall) auftreten können. Der Puls kann in der Schwangerschaft nicht als Richtwert herangezogen werden, da aufgrund des erhöhten Blutvolumens bei einer Schwangeren eine erhöhte Pulsfrequenz resultiert. Die Pulsfrequenz ist normalerweise 15 bis 25 Prozent erhöht. Grundsätzlich trainiert man im aeroben Bereich, wenn man sich während des Trainings mühelos mit jemanden unterhalten kann. Dazu braucht man keine Pulsmessung.

Welche Sportarten empfehlen Sie Schwangeren und auf welche sollte besser verzichtet werden?
Pro: Insbesondere aerobe Ausdauersportarten, wie Radfahren und Schwimmen sowie leichtes bis moderates Krafttraining. Auf ein intensives Krafttraining sollte aufgrund der möglichen Erhöhung des intraabdominalen Druckes und der damit verbundenen fetalen Minderperfusion verzichtet werden.

Contra: Sportarten mit einer erhöhten Gefahr eines Zusammenpralls wie Rodeln, Bobfahren, Fussball etc. sollten aufgrund der Gefahr eines vorzeitigen Blasensprungs oder einer Plazentalösung vermieden werden.

Welche positiven Effekte hat Sport in der Schwangerschaft für die Mutter?
Wenn Frauen in der Schwangerschaft Sport treiben, vermindern sie das Risiko für die Entstehung von Gestationsdiabetes. Das regelmässige aerobe Training hat einen positiven Effekt auf die Blutzuckerregulation, die in der Schwangerschaft aufgrund der zusätzlichen Glukoseproduktion durch die Plazenta schneller aus der Bahn gerät. Sport hat auch positive Auswirkung auf den Affekt, das heisst, es treten weniger depressive Verstimmungen auf. Man beobachtet aufgrund der verbesserten Stabilität und Kraft des Rückens weniger muskuloskelettale Beschwerden und weniger Gewichtszunahme.

Gibt es auch positive Effekte für das Kind?
Die sportliche Betätigung der Schwangeren kann die Entwicklung des Kindes bis in die Kindheit positiv beeinflussen. So geht man davon aus, dass regelmässige moderate sportliche Betätigung die Stresstoleranz und die Entwicklung des Zentralnervensystems verbessert und diejenige des Fettorgans vermindert.

Können durch die körperliche Aktivität frühzeitige Wehen ausgelöst werden?
Wenn kein Risiko für Frühgeburtlichkeit vorliegt, dann können die leichten sportlichen Aktivitäten keine vorzeitigen Wehen auslösen.

Darf direkt nach der Geburt wieder Sport getrieben werden oder sollte man besser noch warten?
Die körperliche Betätigung nach der Geburt wird sobald als möglich empfohlen. Auch hier gilt, dass sowohl die Mutter als auch das Kind davon profitieren. Die Wiederaufnahme des Sports ist abhängig vom Geburtsmodus. Bei unkomplizierter Spontangeburt kann die Bewegung sofort wieder aufgenommen werden. Die meisten Frauen betätigen sich in den ersten sechs Wochen nach der Geburt mit Gehen. Das Schwimmen wird in den ersten sechs Wochen aufgrund der leicht erhöhten Infektionsgefahr nicht empfohlen. Während der Stillzeit soll eher auf anaerobe Trainings verzichtet werden. Der Grund ist das Ansteigen von Laktatsäure in der Muttermilch, das Neugeborene kann die mütterliche Brust dadurch verweigern.

Wie sieht es nach den ersten sechs Wochen aus?
Nach den ersten sechs Wochen wird empfohlen, die sportliche Aktivität abhängig vom Befinden der Mutter langsam zu steigern. Aufgrund der vielen positiven Effekte des Sports sollten Frauen zum Sport motiviert werden. Dazu gehören die sogenannten «Time-outs», die beispielsweise für Sport genutzt werden und das Wohlbefinden der Mutter verbessern können.

Gibt es ein Training, das Sie Schwangeren besonders ans Herz legen?
Ganz wichtig ist das Beckenbodentraining. Dieses kann sobald als möglich nach der Geburt begonnen werden. Der Beckenboden wird während der Schwangerschaft und vor allem durch die Geburt stark beansprucht, es kommt zu Verletzungen. Umso wichtiger ist das frühzeitige, durch Fachleute geführte Training sowie die Rehabilitation und Stärkung dieser Muskeln. Es wirkt sich langfristig präventiv auf Senkungsbeschwerden und mögliche Inkontinenz aus.

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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