Prof. Dr. med. Jean-François Dufour, Co-Klinikdirektor und Chefarzt Hepatologie am Inselspital Bern, zum Thema Fuchsbandwurm.
Herr Dufour, wie infiziert man sich mit einem Fuchsbandwurm?
In der Schweiz haben wir vorwiegend den Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis oder alveolaris),mit dem sich die Betroffenen infizieren. Das passiert oftmals durch den Verzehr von Früchten, wie beispielsweise Erdbeeren, welche im Wald oder im Garten gepflückt und nicht gewaschen wurden.
Was sollte man bei Beeren, welche im Wald gepflückt wurden,beachten?
Wichtig ist, dass die Beeren nicht direkt gegessen, sondern vorgängig gründlich gewaschen werden. Dies gilt aber nicht nur für Beeren aus dem Wald, denn auch Beeren oder Kräuter, welche im Garten wachsen, können mit dem Fuchsbandwurm infiziert sein.
Gibt es verschiedene Arten von Bandwürmer, welche einen Menschen befallen können?
Man spricht vorwiegendvon zwei verschiedenen Arten: dem Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis oder alveolaris), oder dem Hundebandwurm (Echinococcus granulosus), welcher hauptsächlich in Ländern vorkommt, welche am Mittelmeer sind, wie beispielsweise Spanien, Italien oder Griechenland. Hierbei handelt es sich jedoch um zwei verschiedene Erkrankungsformen, welche aber beide die Leber befallen können.
Durch welche Symptome äussert sich der Befall?
Häufig merken die Betroffenen nichts vom Wurmbefall, da er oft symptomlos verläuft. Treten jedoch Symptome auf, zeigen sich diese beispielsweise in Form von Gelbsucht oder Schmerzen in der Bauchregion. Es können durchaus weitere Symptome auftreten. Diese sind individuell und jeder Körper kann anders auf den Befall reagieren.
Wie lässt sich der Fuchsbandwurm diagnostizieren?
In den meisten Fällen ist der Befund reiner Zufall und wird bei anderen Untersuchungen, wie zum Beispiel beim Ultraschall des Bauches, der Lunge oder der Leber, festgestellt. Anschliessend wird eine Serologie gemacht, bei der nach Antikörper für gewisse Antigene gesucht wird. Nach diesen Untersuchungen kann die Diagnose gestellt werden.
Welche Folgen kann ein Fuchsbandwurmbefall haben?
Die Läsion, welche durch den Fuchsbandwurm entsteht, wächst langsam im Körper und kann eine beachtliche Grösse erreichen, da meist keine Symptome auftreten. Bei seinen eigentlichen Wirten setzt sich der Wurm im Darm ab und wird so von Zeit zu Zeit ausgeschieden. Da es sich beim Menschen aber um einen Fehlwirten handelt, setzt sich der Wurm nicht im Darm, sondern hauptsächlich in der Leber ab, wo er nicht von alleine ausgeschieden werden kann. In ganz seltenen Fällen kann es zu Ablagerungen in der Lunge oder dem Gehirn kommen. Durch den Befall kann die Krankheit Echinokokkose ausgelöst werden.
Sind Bandwürmer in jedem Fall schädlich?
Grundsätzlich sind Bandwürmer in jedem Fall schädlich für die Betroffenen. Es kann jedoch vorkommen, dass das Immunsystem den Infekt kontrollieren kann, wodurch die Beschädigung der betroffenen Stelle abgebrochen wird und der Parasit verendet.
Wie erfolgt die Behandlung?
Bei den meisten Bandwurmbefällen wird versucht, die infizierte Stelle operativ zu behandeln oder zu entfernen. Konnten alle Läsionen entfernt werden, gilt der Betroffene als geheilt. Dieser Eingriff wird in der Regel durch einen Leberchirurgen durchgeführt. Ist ein operativer Eingriff nicht möglich, so besteht die Möglichkeit der medikamentösen Behandlung. Diese bringt jedoch eine Medikamenteneinnahme mit sich, welche über Jahre oder sogar lebendlang andauern kann.
Besteht bei Kindern eine erhöhte Gefahr für einen Fuchsbandwurmbefall?
Es wird nicht davon ausgegangen, dass bei Kindern eine erhöhte Ansteckungsgefahr besteht. Das Problem bei Kindern ist lediglich, dass sie schneller etwas ungewaschenes, wie beispielsweise Beeren aus dem Wald, essen.
Kann man sich gegen den Wurmbefall schützen?
Leider gibt es keinen Impfstoff, welcher vor einem Bandwurmbefall schützt. Wichtig ist, dass man wirklich alles, was man im Wald oder im Garten pflückt, gründlich wäscht. Somit minimiert man das Risiko einer Infektion um ein Vielfaches.
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