Dr. med. Alexander Volck, Leitender Arzt der Klinik für Hals Nasen Ohren am Kantonsspital Schaffhausen, zum Thema Halsschmerzen.
Herr Volck, aktuell sind viele Cabrioletfahrer unterwegs. Steigert der Fahrtwind das Risiko, dass der Hals schmerzt?
Der Fahrtwind führt zu einer lokalen Unterkühlung am Hals, insbesondere bei feuchter Haut nach dem Schwitzen. Dies kann zum einen zu Verspannungen der Muskulatur mit entsprechenden Bewegungsschmerzen führen, andererseits zu einer lokalen Schwäche der Körperabwehr mit erhöhter Anfälligkeit gegenüber Infekten mit Entzündungen der Schleimhaut.
Wodurch äussert sich der klassische Halsschmerz?
Es kommt aufgrund von lokaler Entzündung der Schleimhaut zu Schluckschmerzen, teilweise begleitet von leicht erhöhter Körpertemperatur von circa 38°C.
Gibt es verschiedene Formen der Schmerzen?
Ja, man kann unterscheiden zwischen muskulären Schmerzen, welche abhängig von der Bewegung des Halses, insbesondere Kopfdrehung, auftreten und Schluckschmerzen, welche in der Regel durch lokale Entzündungen der Schleimhaut bedingt sind.
Man hört immer wieder, dass man bei Halsschmerzen auf scharfes Essen, Rauchen und Alkohol verzichten sollte. Stimmt das und gibt es weitere Faktoren, welche man meiden sollte?
Scharfes Essen, Rauchen und Alkohol reizen die Schleimhaut lokal und führen so zu einer Verstärkung der Schmerzen und einer Verzögerung der Abheilung. Zusätzlich wird die Bildung von Magensäure gefördert, was vor allem bei Reflux (Rückfluss von Verdauungssäften in die Speiseröhre) zusätzlich die Schleimhaut reizen kann.
Können Halsschmerzen ein Vorbote für tieferliegende Erkrankungen sein?
Selten kann sich als Folge einer Entzündung der Gaumenmandeln eine Eiteransammlung hinter der Mandel bilden. Diese muss operativ behandelt werden, um eine Ausbreitung der Infektion in den Halsweichteilen beziehungsweise bis in den Brustraum zu verhindern. Zudem können anhaltende Halsschmerzen über längere Zeit ein erstes Zeichen für eine bösartige Erkrankung sein.
Wann sollte ein Arzt konsultiert werden?
Prinzipiell heilt ein – meist durch Viren bedingter – Infekt der oberen Atemwege nach 7 bis 10 Tagen folgenlos ab. Ein Arztbesuch sollte bei starken einseitigen Schmerzen, bei über mehrere Wochen anhaltenden Schmerzen (insbesondere mit Ausstrahlung ins Ohr) oder bei Schluckunfähigkeit, also wenn Trinken nicht mehr möglich ist, erfolgen.
Wie werden Halsschmerzen behandelt?
In der Regel symptomatisch mit anti-entzündlichen Schmerzmitteln, gesteigerter Trinkmenge und Stimmschonung.
Warme Getränke mit Honig sollen Abhilfe schaffen. Doch welche Hausmittel helfen wirklich?
Honig hat, ähnlich wie Salbei, eine lokal desinfizierende Wirkung. Auch eine ständige Befeuchtung der Schleimhaut, durch eine gesteigerte Trinkmenge oder Inhalationen, wirkt sich positiv auf die Schmerzen und die schnellere Abheilung aus. Viele Patienten finden auch die lokale Wärme durch beispielsweise Tragen eines Halstuches als angenehm.