Auch die Schweiz muss diesen Winter Energie sparen. Gut möglich, dass 19 Grad Raumtemperatur in Büros und öffentlichen Gebäuden und auch in Privatwohnungen keine Seltenheit sind. Doch wie gesund ist das? Prof. Dr. med. Aristomenis Exadaktylos, Direktor und Chefarzt Universitäres Notfallzentrum Inselspital, gibt Entwarnung.
Herr Professor, frieren, bibbern, Gänsehaut: Was bedeutet das mögliche Frostprogramm eigentlich für unsere Gesundheit?
Es besteht absolut kein Grund zur Winterhysterie und Panik. Wir leben nicht im Krieg, und was sollen zum Beispiel die armen Menschen in der Ukraine dazu sagen … Grundsätzlich bedeutet es für unsere Gesundheit nichts Schlimmes, wir müssen uns ja sowieso aufgrund der geopolitischen Grosswetterlage warm anziehen. In anderen Ländern gehört es zum Standard, etwas zu frieren, im Winter Strom und Heizung zu sparen und in der Wohnung näher aneinanderzurücken. Aber unsere Gesundheit sollte das aushalten.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt 18 bis 23 Grad in Innenräumen. Was, wenn jemand aus Kostengründen unter 18 Grad gehen muss?
18 Grad sind kühl, aber Menschen ohne chronische Erkrankungen oder nicht sehr schwache Menschen vertragen das, denn unser Körper kann sich recht gut an kühlere oder heisse Temperaturen anpassen.
Meine Grossmutter friert jedoch schon bei 21 Grad.
Genau, das ist der Punkt. Alte Menschen und sehr junge Menschen bzw. Personen mit erschwerenden Krankheiten haben weniger Spielraum beim Regulieren der Körpertemperatur. Wenn solche Menschen länger «frieren», dann ist das ein starker Stress für den Körper, weil der Organismus versucht, die Körpertemperatur zu regulieren, es aber nicht schafft. Das verschleisst Kräfte, welche sowieso schon knapp sind, erschöpft das Abwehrsystem und kann krank machen.
TCS MyMed Wärme-Tipp
Trockene Schleimhäute, die durch Heizungsluft und den steten Wechsel von Warm zu Kalt begünstigt werden, sind anfälliger für Infektionen. Nur in Schleimhäuten mit guter Durchblutung werden Abwehrzellen in ausreichender Zahl transportiert. Mit einer ausreichenden Zufuhr an Flüssigkeit können Sie Ihr Immunsystem entscheidend stärken.
Stimmt es, dass bei kalten Innenräumen die Anfälligkeit für Infekte steigt?
In kalter und trockener Umgebung kommt es aufgrund des Umstandes, dass sich die feinen Gefässe im Mund-, Nasen- und Rachenraum, welche mithelfen für ein gutes Klima in den Atemwegen zu sorgen, zusammenziehen und gleichzeitig die uns vor Bakterien und Viren schützenden Schleimhäute austrocknen und kaputtgehen, zu einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionen, da die Keime vor allem durchs «Oberstübchen» eintreten.
Wie kalt darf das Schlafzimmer sein?
Am besten immer den Partner oder die Partnerin fragen (lacht).