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Dr. Jean-Pierre Stamm vom medizinischen Team des TCS
Dr. Jean-Pierre Stamm vom medizinischen Team des TCS spricht mit uns über die Steatose, besser bekannt als «Fettleber», die sich rasch verschlimmern und schwerwiegende Folgen haben kann, sofern der Lebensstil nicht schnell und umfassend geändert wird.
Dr. Stamm, was genau ist eine Fettleber?
Wenn fünf Prozent oder mehr der Leberzellen Fetteinlagerungen aufweisen, spricht man von einer Fettleber. Es gibt mehrere Formen der Fettleber oder Steatose, die hauptsächlich durch zu viel Eisen und übermässigen Alkoholgenuss verursacht werden. «Übermässiger Alkoholgenuss» bedeutet bei Frauen mehr als zwei Gläser Wein oder zwanzig Gramm Alkohol pro Tag und bei Männern mehr als drei Gläser Wein oder dreissig Gramm Alkohol pro Tag.
Welche Folgen hat eine Fettleber?
Bei den leichteren Formen einer Fettleber spürt man überhaupt nichts. Wenn die Krankheit aber fortschreitet, führt sie insbesondere zu einer Veränderung des Lebergewebes. Wir sprechen dann von einer nicht-alkoholischen Fettleber, aus der sich eine Leberzirrhose und sogar Leberkrebs entwickeln können.
Woher kommt diese Krankheit?
Übergewicht, Diabetes und die damit verbundene Insulinresistenz, eine zu gehaltvolle Ernährung und das metabolische Syndrom, bei dem Bluthochdruck, abdominelle Fettleibigkeit und wenig «gutes» Cholesterin zusammenkommen, sind alles Risikofaktoren. In manchen Fällen lässt sich keine eindeutige Ursache ermitteln.
Welche Symptome lassen sich beobachten?
In den meisten Fällen gar keine.
Tritt diese Krankheit häufig auf?
Etwa zwanzig bis 25 Prozent der Bevölkerung leiden unter Steatose, bei den Diabetikern sind es 65 Prozent und bei den Fettleibigen etwa 80 Prozent. Manche Studien legen nahe, dass Frauen öfter betroffen sind als Männer.
Wie erkennt man die Krankheit?
Meistens wird sie zufällig bei einer Ultraschalluntersuchung entdeckt oder wenn der Bauchraum wegen unspezifischer Symptome untersucht wird. Oder wenn im Rahmen einer Blutuntersuchung auffällige Leberwerte festgestellt werden. In diesem Stadium wird ein Termin bei einem Facharzt empfohlen, der einen Fibroscan durchführt, bei dem mithilfe von Transversalwellen untersucht wird, wie weit die Veränderung des Lebergewebes (Fibrose) bereits fortgeschritten ist.
Wie wird eine Fettleber behandelt?
Die Behandlung basiert auf einer kalorienarmen Ernährung sowie Gewichtsreduktion, womit selbstverständlich der Verzicht auf Alkohol einhergehen sollte. Bei 90 Prozent der Patienten, die ihren Body Mass Index (BMI) um zehn Prozent reduziert haben, verschwinden die Fettleber und die Gewebeveränderung wieder. In einer aktuellen Studie wurde gezeigt, dass die Fettleber bei übergewichtigen Kindern durch eine zuckerarme Ernährung signifikant zurückging. Bei stark übergewichtigen Personen konnten mit den Methoden der Adipositaschirurgie (Bypässe, Magenhülsen oder Magenbänder) beeindruckende Ergebnisse erzielt werden – nicht nur hinsichtlich der Fettleber, sondern auch was Diabetes und Bluthochdruck betrifft.
Kann eine Fettleber vollständig geheilt werden?
Ja, wenn man zu einer drastischen und nachhaltigen Veränderung seines Lebensstils bereit ist. Auch regelmässige körperliche Betätigung ist gut.
Ergeben sich daraus Einschränkungen in bestimmten Lebensbereichen oder kann das «kompensiert» werden?
Mögliche Einschränkungen ergeben sich daraus, wie weit die Krankheit bereits fortgeschritten ist. Bei einer Leberzirrhose ist der Allgemeinzustand des Patienten oft nicht gut, er leidet an Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust. In diesem Stadium ist die Leber bereits irreparabel geschädigt.
Wie sieht es mit dem Autofahren aus, egal ob privat oder beruflich?
Der Patient oder die Patientin darf, gerade auch im Rahmen seiner oder ihrer beruflichen Tätigkeit, grundsätzlich Auto fahren, solange die Fahrtüchtigkeit nicht aufgrund von Komplikationen, wie beispielsweise Netzhautveränderungen aufgrund von Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, eingeschränkt ist, die bei Krankheiten auftreten können, die auch die Entstehung einer Fettleber begünstigen. Die Fahrtüchtigkeit muss von einem darauf spezialisierten Arzt beurteilt werden.
