Prof. Dr. med. Aristomenis Exadaktylos, Chefarzt und Klinikdirektor Universitäres Notfallzentrum (Inselspital Bern), zum Thema Epstein-Barr-Virus.
Herr Exadaktylos, wann ist das Epstein-Barr-Virus, kurz EBV genannt, ein Notfall?
Das EBV gehört zu den Herpesviren und ist Verursacher des Pfeifferschen Drüsenfiebers. Bei den meisten Menschen heilt sich die Erkrankung von selbst aus, jedoch können Menschen mit einem geschwächten Immunsystem oder Personen, welche sich nicht schonen, an Komplikationen wie z.B. einer Herzbeutelentzündung leiden. Aber auch Komplikationen durch Wasserverlust oder durch zusätzliche bakterielle Infektionen (Lungenentzündung) können diese «Volkskrankheit» zu einer Bedrohung für die Gesundheit machen.
Wie merkt man, dass man sich mit dem Virus infiziert hat?
Die EBV-Infektion ist tatsächlich eine Volkskrankheit. Man geht davon aus, dass der Grossteil der Bevölkerung mit dem Virus infiziert ist. Bricht die Virusinfektion aus – man bedenke aber, dass nur jeder zweite EBV-Infizierte auch irgendwann einmal erkrankt – fühlt man sich schnell sehr elend, ähnlich wie bei einer Grippe. Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, aber auch starke Halsschmerzen, welche von Schwellungen der Lymphknoten begleitet sind, aber auch Bauchschmerzen, bestimmen das Krankheitsbild.
Wie kann man die Symptome behandeln?
Bei einer «normal» verlaufenden Infektion behandelt man die Patienten vor allem symptomatisch. Es wird sichergestellt, dass genügend Flüssigkeit zugeführt wird, Fieber und Schmerzen werden mit den entsprechenden Medikamenten behandelt. Kann ein Patient aufgrund von starken Mandelschwellungen und Schmerzen nicht gut schlucken, muss Flüssigkeit über eine Infusion gegeben werden. Kommt es zu zusätzlichen Infektionen mit Bakterien, muss über den Einsatz von Antibiotika gesprochen werden. Gefährdete Patienten, z.B. mit einer Immunschwäche, bekommen eventuell Spezialmedikamente, welche helfen, den Virus zu blockieren.
Darf man während der Krankheit Sport treiben?
Sehr wichtig ist die Schonung. Ähnlich wie bei einer Grippe sollte der Körper nicht überbelastet werden und nicht noch zusätzlich Wasser, z.B. durch Schwitzen, verloren gehen. Schont man sich nicht und kann der Körper das Virus nicht selbständig bekämpfen, kann die Infektion das Herz angreifen und schwächen, was sehr gefährlich werden kann.
Darf man während der Krankheit reisen?
Wer sich sehr krank fühlt, hohes Fieber hat etc., sollte sowieso auf das Reisen verzichten. In der Akutphase sollte man zu Hause bleiben und sich erholen. Längere Flugreisen trocknen den Körper aufgrund der niedrigen Luftfeuchtigkeit in der Kabine noch weiter aus und Zeitumstellungen können unserem Immunsystem noch den Rest geben. «Rasten statt reisen» heisst meine Empfehlung.
Wie lange ist das Epstein-Barr-Virus ansteckend und wie wird es übertragen?
Die EBV-Erkrankung heisst im Englischen «Kissing Disease», da sie mit dem Speichel übertragen wird. Da wir diese spezielle zwischenmenschliche Zuneigungsbekundung, sei es als Begrüssung oder auch aus Liebe, sehr gerne haben, überträgt sich das Virus recht schnell. Grundsätzlich kann jeder Virusträger eine bis dato EBV-freie Person infizieren. Vom Zeitpunkt der Infektion bis zum Auftreten der ersten Symptome vergehen in der Regel ein bis zwei Wochen, manchmal aber auch bis zu zehn Wochen. Aber nur die Hälfte aller infizierten Personen, so schätzt man, erkrankt auch – manche stärker, andere weniger stark.
Kann man das EBV mehrmals bekommen?
Nein, aber leider hat man einen Begleiter fürs Leben.
Dieser Beitrag wurde in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. med. Aristomenis Exadaktylos, Chefarzt und Klinikdirektor Universitäres Notfallzentrum Inselspital (Universitätsspital Bern), realisiert.