Der richtige Sonnenschutz ist essenziell zur Gesundhaltung der Haut. Dies gilt auch im Zusammenhang mit der Prävention von Weissem Hautkrebs. Frau Dr. med. Anja Wysocki, Co-Chefärztin Dermatologie des Luzerner Kantonsspital, beantwortet Fragen rund um das Thema «Weisser Hautkrebs».
Frau Wysocki, was ist Weisser Hautkrebs?
Es gibt zwei Hauptarten von Weissem Hautkrebs. Das Basalzellkarzinom oder Basaliom, der häufigste Hautkrebs, entsteht ohne Vorstufe neu, wächst langsam und bildet keine Ableger. Das Plattenepithelkarzinom, auch Spinalzellkarzinom (Spinaliom) genannt, ist die zweithäufigste Art und kann selten in fortgeschrittenen Stadien, meist in die Lymphknoten, metastasieren. Das Plattenepithelkarzinom entsteht im Gegensatz zum Basalzellkarzinom oft aus einer Vorstufe, der aktinischen Keratose. Das Risiko, an einer solchen Vorstufe zu erkranken, ist bei hellen Hauttypen über 70 Jahren, die lebenslang viel der Sonne ausgesetzt waren, fast 100 Prozent. Die genaue Zahl der Neuerkrankungen kann bislang mit ca. 25 000 Betroffenen beim Basaliom und ca. 5 000 beim Plattenepithelkarzinom nur geschätzt werden.
Welche Symptome sollte man beachten, um frühzeitig Weissen Hautkrebs zu erkennen?
Ein Zeichen können immer wiederkehrende raue Stellen, ggf. auch schuppende rötliche Flecken an derselben Stelle trotz Eincremen sein. Ausserdem sind bleibende, kleine, hautfarbene, rötliche oder hellbraune Knötchen eine mögliche Erscheinungsform. In fortgeschrittenen Stadien treten krustige Stellen mit Verhornungen, nicht heilende, schmerzende, teils blutende Wunden auf, die zuletzt zu tiefer Gewebezerstörung führen können.
Welche diagnostischen Verfahren werden eingesetzt, um Weissen Hautkrebs zu identifizieren?
Zunächst schauen wir als Hautärztinnen und Hautärzte den gesamten Körper an, um den Hauttyp einzuordnen und die lebenslange Sonnenbelastung der Haut einschätzen zu können. Anschliessend brauchen wir unser Auflicht-Mikroskop (Dermatoskop) und ggf. auch die Digitale Dermatoskopie (KI), die uns erlaubt, die Oberflächenbeschaffenheit mit 10-facher Vergrösserung nach definierten Kriterien beurteilen zu können. Ist die Diagnose damit nicht eindeutig zu stellen, dann wird eine kleine Gewebeprobe (Biopsie) entnommen. Ganz wichtig ist, auch diejenigen Stellen, die den Patientinnen und Patienten selbst oder der Familie, Coiffeuren, Masseuren und anderen Heilberufen aufgefallen sind, genau anzusehen.
Welche Behandlungsmöglichkeiten stehen für Betroffene zur Verfügung?
Meist kann durch eine kleine Operation der Tumor mit gutem kosmetischem Ergebnis entfernt werden. Deshalb ist die Früherkennung so wichtig. Es gibt seltene Sonderformen, z. B. das narbenartig wachsende Basalzellkarzinom, bei denen man anfangs bei der Untersuchung nur die Spitze des Eisberges sieht und deren tatsächliche Ausdehnung grösser ist. Bei Patienten über 60 Jahre kann man auch die Strahlentherapie zur Behandlung von Weissem Hautkrebs anbieten.
Gibt es weitere?
Für die Behandlung der oben erwähnten Vorstufen des Plattenepithelkarzinoms, die aktinischen Keratosen, haben wir inzwischen sehr viele spezielle Cremes oder eine Kombination aus Creme mit Rotlicht bzw. Tageslicht, die es uns erlaubt, den Lichtschaden der Haut zurückzudrängen. Allerdings müssen die Betroffenen sehr gut aufgeklärt werden, dass es bei dieser Methode vorübergehend zu deutlichen Hautreaktionen mit Rötung, Schuppung und Krustenbildung kommt.
Wie hoch ist die Heilungschance bei frühzeitig diagnostiziertem Weissem Hautkrebs?
Die Heilungschancen bei früh erkanntem Weissem Hautkrebs sind hervorragend.
Welche Langzeitfolgen können bei unbehandeltem Weissem Hautkrebs auftreten?
Wenn man das Basalzellkarzinom sehr lange nicht behandelt, kann es langsam, aber stetig über die Haut hinaus tiefer liegende Gewebe infiltrieren, z. B. Muskulatur und Knochen. Dann ist dies durch operative oder Strahlentherapie allein kaum heilbar. Dasselbe gilt für das fortgeschrittene Plattenepithelkarzinom mit Ablegern in die Lymphknoten. Inzwischen gibt es erfreulicherweise effektive medikamentöse und zielgerichtete Immuntherapien, die auch bei fortgeschrittenen und metastasierten Formen erfolgreich eingesetzt werden.
Wegen der starken Nebenwirkungen und der begrenzten Wirkung erhalten Patientinnen und Patienten mit Hautkrebs nur noch selten eine Chemotherapie.
Welche Risikofaktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit, an Weissem Hautkrebs zu erkranken?
Folgende Faktoren können das Risiko erhöhen, an Hautkrebs zu erkranken:
- Menschen, bei denen schon einmal Hautkrebs diagnostiziert wurde, haben ein höheres Risiko, erneut zu erkranken.
- Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, an Weissem Hautkrebs zu erkranken (beim Basalzellkarzinom ab 60, beim Plattenepithelkarzinom ab dem 70. Lebensjahr).
- Personen mit geschwächtem Immunsystem (z. B. durch eine Bluterkrankung) und solche, die nach einer Organtransplantation Medikamente erhalten, die das Immunsystem unterdrücken, sind häufiger betroffen.
- Krebserzeugende Substanzen wie Teerstoffe im Zigarettenrauch und Arsen stellen zusätzliche Risikofaktoren dar.
- Ein heller Hauttyp, die lebenslange Sonnenbestrahlung sowie Sonnenbrände in der Kindheit und Aufenthalte im Solarium sind entscheidend.
- Fälle von Hautkrebs in der Familie und bei nahen Angehörigen gelten ebenfalls als Risikofaktor.
Wie wichtig ist die regelmässige Selbstuntersuchung der Haut zur Früherkennung?
Die Ganzkörperuntersuchung der Haut im Familienkreis sowie die Eigenuntersuchungen mithilfe von Spiegeln ist entscheidend für die Früherkennung von Hautkrebs. Ideal wäre es, sich mindestens alle drei Monate komplett anzusehen. Es gibt Studien, die zeigen, dass bei Alleinstehenden Hautkrebs später entdeckt wird, sodass man diese Personen bevorzugt in regelmässige Screening-Programme einbinden sollte.
Kann Weisser Hautkrebs auch bei jüngeren Menschen auftreten und wenn ja welche Faktoren spielen dabei eine Rolle?
Es gibt sehr seltene genetische Erkrankungen, bei denen Weisser Hautkrebs bereits im jungen Erwachsenen- oder sogar im Kindesalter auftritt. Auch unabhängig von genetischen Faktoren kann Hautkrebs auch bei jungen Erwachsenen mit sehr hellem, rötlichem Hauttyp auftreten, wenn sie jahrelang einer hohen Sonnenbelastung, insbesondere in Nähe des Äquators, ausgesetzt waren.
Gibt es spezielle Empfehlungen für die Nachsorge nach einer Behandlung?
Die Nachsorge ist durch Leitlinien empfohlen und richtet sich individuell nach Art des Weissen Hautkrebses und wie fortgeschritten dieser war. Je nachdem würde man engmaschiger alle drei bis sechs Monate in den ersten Jahren die gesamte Haut ansehen – oder alle sechs bis zwölf Monate. Falls Risikozeichen bei einem Plattenepithelkarzinom vorhanden sind, wird zusätzlich auch eine Ultraschalluntersuchung der Lymphknoten empfohlen.
Wie kann man Weissem Hautkrebs vorbeugen?
Die beste Prävention ist ein konsequenter und guter Sonnenschutz. Die Informationsbroschüre der Krebsliga Schweiz gibt hilfreiche Tipps zum Sonnenschutz und ist sehr empfehlenswert.
Zusammengefasst kurz in Stichworten das Wichtigste:
- Direkte Sonneneinstrahlung von 11 bis 15 Uhr meiden
- Kleider, Hut und Schatten sind der beste Lichtschutz
- Ausreichend Sonnencreme von März bis November im Flachland auftragen, in den Bergen ganzjährlich
- Lichtschutzfaktor 30+ bis 50+ UVB mit gutem UVA-Filter (UVA Signet) wählen und 30 Minuten vorher in ausreichender Menge auftragen. Das bedeutet für einen Erwachsenen sieben Teelöffel (35 ml), für ein 12-jähriges Kind fünf TL, für ein 4-jähriges drei TL.
- Nachcremen sollte man, wenn man schwitzt und nach dem Baden.
- Von Besuchen in Solarien wird dringend abgeraten, da diese das Risiko für die Entstehung von Weissem und Schwarzem Hautkrebs erhöhen.