Angst (Angststörung, Furcht, Panik, Panikattacke)

Quelle: TCS MyMed

Angst ist ein natürliches Gefühl, das jeder Mensch kennt. Sie kann jedoch krankhaft werden. In diesem Fall spricht man von einer Angststörung. Diese kann sich in Form von ständiger Sorge (generalisierte Angst), plötzlich auftretender Panik (Panikattacke), konkreter Furcht vor bestimmten Situationen oder Dingen (Phobie) oder auch als soziale Angst zeigen. Erwartungsangst beschreibt die Angst vor der Angst und spielt bei vielen Angstformen eine zentrale Rolle.

Definition

Angst ist grundsätzlich nützlich: Sie hilft uns, in Gefahrensituationen zu reagieren. Krankhaft wird Angst, wenn sie:

  • ohne echten Anlass auftritt
  • sehr stark ist
  • längere Zeit anhält
  • das Leben deutlich beeinträchtigt

Unterscheidung:

  • Furcht: vor etwas Konkretem (z.B. einem Hund)
  • Angst: ungerichtet, diffus (z.B. ständiges Bedrohungsgefühl)
  • Panikattacke: Plötzliches Gefühl extremer Angst mit heftigen körperlichen Symptomen

Symptombild

Typische körperliche Symptome:

  • Herzrasen, Brustschmerzen, Atemnot
  • Schwindel, Zittern, Schwitzen
  • Magen-Darm-Beschwerden, Übelkeit
  • Kribbeln, Engegefühl, Hitze- oder Kälteschauer

Psychische Symptome:

  • Nervosität, Anspannung, Unruhe
  • Konzentrationsstörungen, Schlafprobleme
  • Todesangst, Angst, verrückt zu werden
  • Vermeidungsverhalten

Besondere Formen:

  • Panikattacken: plötzlich, dauern ca. 10-30 Minuten, oft mit Todesangst
  • Generalisierte Angststörung: ständige Sorgen, Verspannung, Schlafprobleme
  • Phobien: spezifische Auslöser, z.B. Tiere, Menschenmengen, soziale Situationen

Ursachen – Welche Krankheiten können dahinterstecken?

Angststörungen entstehen meist durch ein Zusammenspiel vieler Faktoren: genetische Veranlagung, Stress, traumatische Erlebnisse, Erziehungsstil und biologische Vorgänge im Gehirn. Auch körperliche Erkrankungen wie eine Schilddrüsenüberfunktion oder Herzprobleme können Angst auslösen. Ebenso können bestimmte Medikamente oder Drogen angstverstärkend wirken.

Begleitsymptome / Komplikationen

Häufig treten neben der Angst auch Depressionen auf. Manche Betroffene versuchen, ihre Angst mit Alkohol oder Beruhigungsmitteln zu lindern, was zu Abhängigkeit führen kann. Auch soziale Isolation, berufliche Probleme und Schlafstörungen sind häufige Folgen. In schweren Fällen können Suizidgedanken entstehen.

Selbsthilfe & Erste-Hilfe-Massnahmen

Akut-Massnahmen bei Panik:

  • Ruhig und bewusst atmen (z.B. länger aus- als einatmen)
  • Reize umlenken: z.B. kaltes Wasser ins Gesicht, Geräusche zählen
  • Sich bewegen: z.B. aufstehen, spazieren gehen

Langfristige Strategien:

  • Entspannungsübungen (z.B. Atemtechniken, progressive Muskelentspannung, Yoga)
  • Regelmässige Bewegung, ausgewogene Ernährung, gute Schlafhygiene
  • Strukturierter Alltag, soziale Kontakte pflegen
  • Offenes Sprechen über die Angst
  • Selbsthilfegruppen

Notfall-/Alarmzeichen

Sofort zum Arzt oder Notruf 112, wenn:

  • Starke Brustschmerzen mit Atemnot (Verdacht auf Herzinfarkt)
  • Lähmung, Sprachstörungen, plötzlicher Schwindel (Verdacht auf Schlaganfall)
  • Akute Atemnot, Krampfanfälle, Bewusstlosigkeit
  • Suizidgedanken oder suizidale Absichten

Wann zum Arzt und welcher Arzt ist zuständig?

Wenn Angst länger anhält, den Alltag stark beeinträchtigt oder mit anderen Symptomen wie Depression oder Suchtverhalten einhergeht, sollte man einen Arzt aufsuchen. Erste Anlaufstelle ist meist der Hausarzt. Je nach Befund erfolgt die Überweisung zu einem Psychiater, Psychotherapeuten oder einem Facharzt für Psychosomatik.

Abklärung beim Arzt (Diagnostik)

Der Arzt führt ein Gespräch über die Beschwerden und fragt nach Auslösern, Dauer, Intensität und Beeinträchtigungen im Alltag. Körperliche Ursachen werden durch Untersuchungen und Laborwerte abgeklärt. Je nach Situation können auch EKG, Schilddrüsenwerte oder andere Tests notwendig sein.

Ärztliche Behandlung / Therapieoptionen

Psychotherapie (wirksamste Methode):

  • Kognitive Verhaltenstherapie (KVT): Angstgedanken erkennen und verändern, gezielte Konfrontation mit Auslösern
  • Tiefenpsychologie / Psychodynamik: Unbewusste Ursachen erkennen und bearbeiten
  • Systemische Therapie: Fokus auf Beziehungen und Kommunikation

Medikamente (wenn notwendig):

  • Antidepressiva (ssRI, SNRI): Wirksam bei Angststörungen, brauchen 2-6 Wochen bis zur Wirkung
  • Pregabalin, Buspiron: Alternativen bei generalisierter Angst
  • Benzodiazepine: Nur kurzfristig wegen Suchtgefahr
  • Betablocker: Bei körperlichen Angstsymptomen, z.B. Zittern

Weitere Ansätze: Online-Therapieprogramme, Bewegungstherapie, Selbsthilfegruppen

Verlauf & Prognose

Angststörungen verlaufen oft chronisch, wenn sie nicht behandelt werden. Mit einer frühzeitigen und passenden Therapie sind die Heilungschancen jedoch gut. Viele Menschen schaffen es, die Angst dauerhaft in den Griff zu bekommen oder deutlich zu lindern.

Vorbeugung / Prävention

  • Früher Umgang mit Belastungen, Selbstfürsorge
  • Stress abbauen (z.B. Entspannungsmethoden, Bewegung)
  • Soziale Kontakte pflegen, über Probleme sprechen
  • Alkohol, Koffein und Nikotin meiden
  • Realistische Erwartungen und gute Work-Life-Balance
  • Kindern Mut machen, Selbstvertrauen fördern

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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