Schluckauf (Singultus, Synonyme: Hickser, Hicksen)

Quelle: TCS MyMed

Schluckauf ist eine unfreiwillige, krampfartige Zwerchfellbewegungen mit plötzlichem Einatmen, das durch den Verschluss der Stimmritze unterbrochen wird. Dadurch entsteht das typische «Hicks»-Geräusch. Akuter Schluckauf kommt sehr oft vor. Chronischer Schluckauf ist mit etwa einem Fall pro 100.000 Personen selten. Besondere Warnzeichen sind anhaltender Schluckauf über 48 Stunden, plötzliche neurologische Ausfälle, starke Schmerzen, Atemnot oder Gewichtsverlust.

Definition

Schluckauf ist ein Reflex des Körpers. Er entsteht durch eine plötzliche Kontraktion des Zwerchfells, wodurch Luft ruckartig eingeatmet wird. Diese Luft trifft auf eine geschlossene Stimmritze und erzeugt das «Hicks». Die Ursache liegt in einem Zusammenspiel von Nerven, Muskeln und Gehirn. Besonders der sogenannte Vagus- und Phrenikusnerv sowie ein Hirnareal im Hirnstamm spielen eine zentrale Rolle.

Symptombild

Typisch ist das plötzliche «Hicks»-Geräusch. Betroffene spüren oft ein Zucken oder Ziehen im Brust- oder Bauchraum. Meist ist Schluckauf harmlos und nach kurzer Zeit vorbei. Dauert er länger als 48 Stunden, spricht man von chronischem oder persistentem Schluckauf.

Mögliche Folgen bei lang anhaltendem Schluckauf:

  • Schlafstörungen
  • Erschöpfung und Schmerzen
  • Ess- und Trinkprobleme
  • Psychische Belastung, soziale Isolation

Ursachen – Welche Krankheiten können dahinterstecken?

Harmlose Auslöser (oft bei akutem Schluckauf):

  • Hastiges Essen/Trinken, kohlensäurehaltige Getränke
  • Kalte oder scharfe Speisen
  • Alkohol, Rauchen, Stress, Lachen

Erkrankungen, die Schluckauf auslösen können:

  • Magen-Darm-Beschwerden: Reflux (Sodbrennen), Magengeschwür, Entzündungen
  • Erkrankungen im Brustbereich: Lungenentzündung, Rippenfellentzündung, Tumore
  • Neurologische Störungen: Schlaganfall, Hirntumore, Multiple Sklerose
  • Stoffwechselprobleme: Diabetes, Nierenversagen, Elektrolytstörungen
  • Medikamente: z. B. Kortison, bestimmte Psychopharmaka, Chemotherapeutika
  • Psychische Auslöser: Angst, Stress, somatoforme Störungen
  • Operationen oder Eingriffe: v. a. im Bauch- oder Brustraum

Begleitsymptome / Komplikationen

Anhaltender Schluckauf kann weitere Beschwerden verursachen:

Warnhinweise für ernstere Ursachen

  • Sodbrennen, Schluckbeschwerden, Übelkeit, Bauchschmerzen
  • Kopfschmerzen, Sprach- oder Sehstörungen, Lähmungen
  • Atemnot, Husten, Fieber, Gewichtsverlust

Komplikationen bei chronischem Schluckauf

  • Schlafstörungen, Erschöpfung, Muskel- und Brustschmerzen
  • Gewichtsverlust, Dehydration, Mangelernährung
  • Psychische Folgen: Angst, soziale Isolation, Depression

Selbsthilfe & Erste-Hilfe-Massnahmen

Bei harmlosen, kurzen Episoden können einfache Hausmittel helfen:

Atemtechniken:

  • Luft anhalten oder in eine Papiertüte atmen
  • Valsalva-Manöver: Pressen bei zugehaltener Nase und geschlossenem Mund

Trink- und Schlucktricks:

  • Kaltes Wasser trinken oder gurgeln
  • Zucker lutschen, Zitrone beissen, Essig riechen

Weitere Möglichkeiten:

  • Knie anziehen, sich erschrecken lassen
  • Zunge leicht ziehen, Rachen reizen (z. B. durch Gähnen oder Kitzeln)
  • Druck auf den Bauch oder die Augen (nur mit Vorsicht)

Nicht alle Methoden wirken bei jedem gleich – Ausprobieren lohnt sich.

Notfall-/Alarmzeichen

Suchen Sie sofort ärztliche Hilfe, wenn der Schluckauf zusammen mit einem dieser Symptome auftritt:

  • Plötzliche Lähmung, Sprach- oder Sehstörung
  • Starke Kopfschmerzen, Schwindel
  • Brustschmerzen, Atemnot
  • Hohes Fieber mit Nackensteifigkeit
  • Bluterbrechen oder schwarzer Stuhl

Wann zum Arzt und welcher Arzt ist zuständig?

Zum Arzt sollten Sie gehen, wenn:

  • der Schluckauf länger als 48 Stunden dauert
  • er immer wiederkehrt
  • er mit anderen Beschwerden einhergeht
  • er sehr belastend ist

Zuständige Ärzte:

  • Hausarzt (erste Anlaufstelle)
  • Fachärzte je nach Ursache:
    • Gastroenterologe
    • Neurologe
    • HNO-Arzt
    • Lungenfacharzt
    • Kardiologe
    • Onkologe
    • Psychiater

Abklärung beim Arzt (Diagnostik)

Zuerst Gespräch mit dem Arzt, dann körperliche Untersuchung. Weitere Untersuchungen je nach Befund:

  • Blutuntersuchungen
  • Röntgen, Ultraschall, Magenspiegelung
  • CT/MRT bei Verdacht auf ernste Ursachen
     

Ärztliche Behandlung / Therapieoptionen

Behandlung der Ursache (wenn bekannt):

  • Medikamente gegen Reflux, Infektionen, Entzündungen etc.
  • Tumorbehandlung
  • Anpassung oder Absetzen von auslösenden Medikamenten

Symptomatische Behandlung (wenn keine Ursache gefunden wird):

Nicht-medikamentös:

  • Atemtechniken oder Manöver zur Nervenstimulation
  • Entspannungsverfahren (z. B. Hypnose, Atemtherapie)

Medikamente (meist «off-label»):

  • Muskelentspanner (z. B. Baclofen)
  • Magen-Darm-Mittel (Metoclopramid)
  • Antiepileptika (Gabapentin, Valproinsäure)
  • Neuroleptika (z. B. Haloperidol – mit Vorsicht)

Sonderverfahren (bei schwersten Fällen):

  • Nervenblockaden
  • Vagusnerv-Stimulation
  • Operationen am Zwerchfellnerv (nur in Ausnahmefällen)

Verlauf & Prognose

Akuter Schluckauf: Verläuft fast immer harmlos und heilt von selbst. Rückfälle sind möglich, aber meist unproblematisch.

Chronischer Schluckauf: Je nach Ursache unterschiedlich. Bei behandelbaren Grunderkrankungen ist die Prognose gut. Bleibt die Ursache unbekannt, kann der Schluckauf hartnäckig sein und die Lebensqualität stark beeinträchtigen.

Vorbeugung / Prävention

Tipps zur Vorbeugung:

  • Langsam essen und trinken
  • Reizende Speisen/Getränke meiden
  • Alkohol und Nikotin reduzieren
  • Stress abbauen
  • Grunderkrankungen gut behandeln

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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