Interview mit Frau Dr. Nathalie Rock, Klinikleiterin der pädiatrischen Abteilung für Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährung der Universitätskliniken Genf über die gastroösophageale Refluxkrankheit bei Kleinkindern.
Warum tritt das Phänomen der Refluxkrankheit häufig bei Säuglingen auf?
Beim Reflux steigen Milch oder Sekrete in die Speiseröhre auf, die den Magen mit dem Mund verbindet. Das Phänomen tritt bei Säuglingen hauptsächlich auf, weil der Schliessmuskel der Speiseröhre noch unreif ist. Dieser ringförmige Muskel verschliesst den Magen wie ein Ventil und verhindert, dass Flüssigkeit in die Speiseröhre aufsteigen kann. Aber auch andere Faktoren beeinflussen das Auftreten eines Refluxes bei Säuglingen: der Magen ist klein, die Bauchmuskulatur noch nicht entwickelt, sie liegen sehr häufig und ihre Nahrung ist hauptsächlich flüssig, was das Aufsteigen begünstigt.
An welchen typischen Symptomen können Eltern erkennen, dass ihr Baby an einem Reflux leidet?
Man muss zwischen dem einfachen Reflux und dem komplizierten oder pathologischen Reflux unterscheiden. Bei zahlreichen Babys zeigt sich ein einfacher Reflux durch häufiges Aufstossen. Diese Babys sind zufrieden, denn der Reflux wirkt sich nicht auf ihren Alltag aus. An einem pathologischen Reflux leiden Säuglinge, wenn dieser sauer ist und die Speiseröhre reizt, was zu Unbehagen oder Schmerzen führt. Die betroffenen Babys können deshalb Probleme damit haben, Milch zu trinken oder an Gewicht zuzunehmen. In einigen Fällen zeigen sich auch Atemsymptome.
Muss die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) bei Kleinkindern unbedingt behandelt werden?
Die gastroösophageale Refluxkrankheit muss bei Kleinkindern nicht unbedingt behandelt werden. Falls ein Unbehagen auftritt, sollte man aber den Kinderarzt aufsuchen, um dies untersuchen zu lassen und eine mögliche Behandlung festzulegen.
Mit welchen Untersuchungen kann eine pathologische GERD bei Säuglingen diagnostiziert werden?
Den Unterschied zwischen einer einfachen oder pathologischen gastroösophagealen Refluxkrankheit kann man insbesondere durch Gespräche mit den Eltern und klinische Untersuchungen erkennen. In den meisten Fällen kann die Diagnose in der Beratung gestellt werden. In seltenen Fällen kann eine ph-Metrie-Impedanz-Messung durchgeführt werden. Mit dieser Untersuchung kann man analysieren, wie hoch etwas in der Speiseröhre aufgestiegen ist.
Wird die pathologische GERD medikamentös oder chirurgisch behandelt?
Der Kinderarzt entscheidet, inwieweit eine medikamentöse Behandlung notwendig ist, um zu vermeiden, dass der Reflux sauer ist, und um die Reizung der Speiseröhre zu behandeln. Häufig verbessert sich die GERD mit höherem Alter und wenn die Kinder lernen, zu sitzen und zu stehen. Bei Säuglingen ist eine chirurgische Behandlung sehr selten. Sie ist normalerweise Patienten vorbehalten, die an anderen verwandten Krankheiten leiden.
Antazida werden häufig kritisiert. Wie wirken sich diese Medikamente bei Babys aus und wie lange müssen sie eingenommen werden, um eine GERD zu behandeln?
Antazida sollten nur verschrieben werden, wenn eine klare Indikation vorliegt. Im Allgemeinen dauert die Behandlung einige Wochen, bevor man die Dosierung allmählich senkt. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Passagestörungen (Verstopfung oder Durchfall). Langfristige Nebenwirkungen sind selten, wenn diese Medikamente aus gutem Grund und für eine kurze Zeit angewendet werden.
Wie kann man einer GERD vorbeugen?
Man kann mit einigen Massnahmen vorbeugen, indem man etwa das Kind nach der Mahlzeit aufrecht hält, um das Aufsteigen und Eindicken der Milch zu vermeiden.
Gastroösophageale Refluxkrankheit bei Kleinkindern
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