Krampfadern: Nicht nur ein kosmetisches Problem

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Quelle: TCS MyMed

Krampfadern sind die häufigste Erkrankung der oberflächlichen Venen. Nicht selten leiden die Betroffenen unter geschwollenen, schmerzenden Beinen. Um gefährliche Folgeerkrankungen zu vermeiden, ist in manchen Fällen eine Therapie nötig.

Feine violette Äderchen oder knotige, geschlängelte, bläuliche, dicke Adern in den Beinen – mehr als die Hälfte der Erwachsenen leiden unter einer Venenschwäche, Besenreisern oder Krampfadern in den Beinen. Während die feinen Besenreiser vor allem ein optisches Problem darstellen, verursachen Krampfadern in manchen Fällen – aber nicht immer – Beschwerden, die im schlimmsten Fall Komplikationen wie Hautgeschwüre im Sinne eines «offenen Beines» verursachen können.

Mit einem Krampf haben Krampfadern wenig zu tun; der Name leitet sich ab vom althochdeutschen Wort «krimpfan» (krümmen). Bei Krampfadern, in der Fachsprache auch Varizen (lat. Varix = Knoten) genannt, handelt es sich um eine Erweiterung der oberflächlichen Venen, die am häufigsten durch eine Schwächung der Venenwand und aufgrund schlecht funktionierender Venenklappen hervorgerufen wird. Statt Richtung Herz fliesst das Blut zurück in die Beine, wo es in den oberflächlichen Venen, aus denen es eigentlich in das tiefe Venensystem abfliessen sollte, versackt. Durch diesen Blutstau entsteht ein grosser Druck in den Beinen, die oberflächlichen Venen erweitern und verformen sich; Flüssigkeitsansammlungen (Ödeme) lassen die Beine anschwellen. Dieser erhöhte Druck führt schlussendlich zu Durchblutungsstörungen der Haut mit Entwicklung von Geschwüren.

Risikofaktoren und Beschwerden
Begünstigend auf die Entstehung von Krampfadern wirken sich folgende Risikofaktoren aus: ein höheres Alter, eine angeborene Bindegewebsschwäche, lang andauernd stehende oder sitzende Tätigkeiten, mangelnde Bewegung, hormonelle Einflüsse (Pille, Schwangerschaft), das weibliche Geschlecht – Frauen leiden vermehrt unter Krampfadern als Männer –, einengende Kleidung oder Unfälle, die zu einer Thrombose führen, welche ihrerseits wieder eine Abflussstörung des venösen Blutes begünstigt.

Je nach Ausprägung verursachen Krampfadern verschiedene Beschwerden. Diese reichen von Juckreiz, Hautreizungen oder einem Hitzegefühl in den Beinen bis hin zu schweren, müden, geschwollenen oder gar schmerzenden Beinen. Abends und bei warmen Temperaturen verstärken sich die Beschwerden, bei hochgelagerten Beinen oder bei Bewegung bessern sie sich.

Werden Krampfadern nicht behandelt, kann es im Verlauf der Jahre zu Hautveränderungen bis hin zum sogenannten «offenen Bein» kommen. Weitere Komplikationen, die auftreten können, sind Venenentzündungen, Thrombosen oder Blutungen aus einer geplatzten Krampfader.

Kompression und Verödung
Einer der zentralen Pfeiler der Krampfadern-Behandlung ist die Kompressionstherapie: Massgeschneiderte Kompressionsstrümpfe oder -verbände üben Druck auf die Beingefässe aus und verbessern den Abtransport des Blutes. Dies kann besonders in einem frühen Stadium das Fortschreiten der Erkrankung aufhalten.

Viel Bewegung fördert die Durchblutung ebenfalls und aktiviert die Muskelpumpen im Bein. Allerdings muss man mindestens zehn Schritte am Stück gehen, um diesen Prozess in Gang zu setzen. Positiv wirken sich auch das Hochlagern der Beine sowie spezielle Salben oder Medikamente aus, die entweder die Gefässwände oder die Fliesseigenschaften des Blutes beeinflussen.

Eine minimalinvasive Behandlungsmöglichkeit, die häufig bei Besenreisern oder Erkrankungen der Venennebenäste angewendet wird, ist die Verödung (Sklerosierung). Dabei wird ambulant, wenn nötig unter örtlicher Betäubung und Ultraschallkontrolle ein Schaum in die betroffenen Venen gespritzt, der die Venenwände verkleben lässt, sodass die Venen schlussendlich langsam vom Körper vernarbt werden. Benachbarte Venen übernehmen anschliessend den Bluttransport.

Das Veröden von Venen eignet sich auch bei Patienten, die nicht operiert werden können, weil sie zum Beispiel keine Narkosemedikamente vertragen. Dünne erkrankte Venen können auch mit Laserstrahlen verödet werden. Weniger geeignet ist die Verödung von Krampfadern, wenn grössere Venen erkrankt sind.

Reisetipps für die Venen – von Dr. med. Martin Jülke, Facharzt FMH für Allgemeinchirurgie und Traumatologie:

Lange Flug-, Bus- und Autoreisen mit wenig Bewegung können den Blutfluss des Venensystems extrem verschlechtern und bilden eine erhebliche Gefahr, eine Thrombose zu entwickeln. Mit der richtigen Vorbeugung kann dies verhindert werden.
 

  • Bequeme Kleidung tragen: Gürtel, Hosen oder Rockbund sollten nicht einschnüren.
  • Bewegung: Im Flugzeug oder Bus einen Sitzplatz am Gang wählen, wo man die Beine bequem ausstrecken kann. Füsse im Fussgelenk des Öfteren auf und ab bewegen und im Kreis drehen. Nicht die Beine übereinanderschlagen. Möglichst oft aufstehen und einige Schritte hin- und hergehen. Während der Autofahrt öfter Pausen machen und die Beine bewegen.
  • Bei längeren Flügen (über 4 Stunden): unbedingt eine Thromboseprophylaxe mit einer blutverdünnenden Spritze durchführen.
  • Auf Flüssigkeitsaufnahme achten: viel Wasser trinken, auf alkoholische Getränke verzichten.
  • Kompressionsstrümpfe: auf langen Reisen Kompressionsstrümpfe tragen.
  • Frühzeitige Beratung: sofern Krampfadern oder andere Risiken für eine Thrombose vorliegen,
    sich beim Arzt Medikamente zur Thromboseprophylaxe besorgen.

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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