Aufmerksamkeitsstörung (Konzentrationsschwäche, Unaufmerksamkeit, Zerstreutheit, Aufmerksamkeitsdefizit, ADS)

Quelle: TCS MyMed

Eine Aufmerksamkeitsstörung zeigt sich durch Schwierigkeiten, sich über längere Zeit auf eine Sache zu konzentrieren, Aufgaben zu organisieren oder Reize auszublenden. Sie kann sowohl kurzfristig (z. B. durch Stress) als auch chronisch auftreten (z. B. bei ADHS oder Depression). Das Symptom ist häufig und tritt in vielen Altersgruppen auf.

Definition

Bei einer Aufmerksamkeitsstörung ist die bewusste Steuerung von Aufmerksamkeit beeinträchtigt. Betroffene können sich schwer auf Aufgaben konzentrieren, werden leicht abgelenkt und haben Probleme, ihre Gedanken zu fokussieren. Diese Einschränkung kann kurzfristig auftreten oder länger anhalten und muss von alltäglicher Zerstreutheit klar abgegrenzt werden. Eine medizinisch relevante Störung liegt vor, wenn die Probleme über Monate bestehen und den Alltag deutlich beeinträchtigen.

Symptombild

Typische Anzeichen sind:

  • Leichte Ablenkbarkeit
  • Schwierigkeiten, Gesprächen zu folgen
  • Häufiges Vergessen von Terminen oder Gegenständen
  • Flüchtigkeitsfehler, z. B. in der Schule oder bei Routinearbeiten
  • Prokrastination (Aufschieben von Aufgaben)
  • Vermeidung geistig anstrengender Aufgaben

Bei Kindern mit ADHS kommen motorische Unruhe und Impulsivität hinzu, bei Erwachsenen eher innere Unruhe, Desorganisation oder emotionale Reizbarkeit. Die Symptome können sich über die Lebensspanne verändern.

Ursachen – Welche Krankheiten können dahinterstecken?

Aufmerksamkeitsstörungen können durch sehr unterschiedliche Faktoren entstehen:

  • Psychische Erkrankungen: z.B. Depression, Angststörungen, PTBS
  • Neurologische Ursachen: z.B. Schlaganfall, Demenz, Epilepsie
  • Stoffwechsel- und Mangelzustände: z.B. Eisen- oder Vitamin-B12-Mangel, Schilddrüsenunterfunktion
  • Medikamente/Drogen: Nebenwirkungen oder Entzugserscheinungen
  • Lebensstilfaktoren: Schlafmangel, unausgewogene Ernährung, Stress
  • Primär neurologische Entwicklungsstörungen: z.B. ADHS

Begleitsymptome / Komplikationen

Je nach Ursache treten oft weitere Beschwerden auf:

  • Müdigkeit
  • Antriebslosigkeit
  • Schlafprobleme
  • Stimmungsschwankungen
  • Ängste
  • Lernschwierigkeiten.

Bei ADHS zeigen sich häufig impulsives Verhalten, emotionale Überreaktionen oder Probleme im sozialen Miteinander.

Selbsthilfe & Erste-Hilfe-Massnahmen

Hilfreiche Alltagstipps:

  • Feste Tagesstruktur, Routinen und To-do-Listen
  • Reizarme Umgebung schaffen (z. B. Handy stumm, aufgeräumter Arbeitsplatz)
  • Ausgewogene Ernährung (z. B. Omega-3-Fettsäuren, wenig Zucker)
  • Regelmässige Bewegung
  • Ausreichend Schlaf
  • Entspannungstechniken (z. B. Achtsamkeit, progressive Muskelentspannung)

Erste Hilfe in Notfällen: Bei plötzlichen neurologischen Ausfällen (z.B. Sprachstörung, Lähmung) sofort Notruf 112 wählen.

Notfall-/Alarmzeichen

Unverzüglich ärztliche Hilfe erforderlich bei:

  • Plötzlicher starker Verwirrtheit
  • Aufmerksamkeitsstörung mit Fieber, Kopfschmerz, Nackensteifigkeit
  • Neu auftretenden Lähmungen oder Sehstörungen
  • Auffälliger Persönlichkeitsveränderung
  • Stärker werdenden Aufmerksamkeitsproblemen, die den Alltag massiv beeinträchtigen

Wann zum Arzt und welcher Arzt ist zuständig?

Wenn die Symptome anhalten, sich verschlimmern oder zu deutlichen Alltagsproblemen führen, ist ein Arztbesuch ratsam. Erste Anlaufstelle ist der Hausarzt. Je nach Verdacht folgen Fachärzte für Psychiatrie, Neurologie oder Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Abklärung beim Arzt (Diagnostik)

Der Arzt erhebt eine genaue Krankengeschichte, fragt nach Dauer, Ausprägung und Begleitsymptomen. Es folgen körperliche Untersuchungen, eventuell Laborwerte (z.B. Eisen, Schilddrüsenwerte), psychologische Tests oder bei Bedarf eine Überweisung zum Spezialisten für weitergehende Diagnostik (z.B. ADHS-Testung, neurologisches Bildgebungsverfahren).

Ärztliche Behandlung / Therapieoptionen

Die Behandlung richtet sich nach der Ursache:

  • Bei ADHS:
    • Verhaltenstherapie, Elterntraining
    • Medikamente wie Methylphenidat oder Atomoxetin
    • Strukturhilfen (z. B. Alltagstraining, ADHS-Coaching)
  • Bei Depression/Angststörung: Psychotherapie, ggf. Antidepressiva
  • Bei Mangelzuständen: Nahrungsergänzung
  • Bei neurologischen Erkrankungen: spezifische Therapie, oft in Kombination mit Ergotherapie und kognitivem Training

Verlauf & Prognose

Viele Konzentrationsprobleme bessern sich mit der richtigen Behandlung deutlich. ADHS bleibt oft lebenslang bestehen, kann aber mit geeigneten Strategien gut bewältigt werden. Andere Ursachen wie Vitaminmangel oder Depressionen lassen sich meist gut behandeln. Entscheidend ist eine frühzeitige Diagnose.

Vorbeugung / Prävention

Nicht alle Ursachen lassen sich verhindern. Dennoch hilft ein gesunder Lebensstil mit Bewegung, Schlaf, ausgewogener Ernährung und Stressabbau. Bei Kindern sind geregelte Tagesabläufe, liebevolle Erziehung und eine reizarme Umgebung förderlich. Frühe Förderung und bei Bedarf professionelle Unterstützung können späteren Problemen vorbeugen.

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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