Dr. med. Dr. sc. nat. Ali Reza Salili, Leitender Arzt Klinische Pharmakologie am Kantonsspital Aarau, zum Thema Paracetamol-Vergiftung.
Herr Salili, Paracetamol-Vergiftungen gehören weltweit zu den häufigsten Medikamentenvergiftungen. Stimmt das?
Ja, da Paracetamol als Schmerzmittel in der Schweiz frei erhältlich ist und von den Ärzten häufig verschrieben wird.
In welchen Medikamenten findet sich der Wirkstoff Paracetamol wieder?
In der Schweiz sind es unter anderem Dafalgan, Ben-u-ron und Panadol bei den Monopräparaten sowie NeoCitran bei den Kombi-Präparaten.
Ab welcher Menge wird die Einnahme problematisch?
In der offiziellen Schweizer-Monographie sind bei Erwachsenen und Kindern (über 12 Jahren) bei einem Körpergewicht über 40 Kilogramm eine maximale Tagesdosierung von 4 Gramm angegeben. Die neueren Studien und Erfahrungen zeigen, dass mit Tagesdosierung zwischen 2 bis 4 Gramm Vorsicht geboten ist. Insbesondere Patienten mit Untergewicht, C2-Abusus, Nahrungskarenz und schweren Leber- und Nierenerkrankungen sind bei therapeutischen Paracetamol-Dosen zwischen 2 bis 4 Gramm gefährdet (Therapeutic Misadventure).
Welche körperlichen Schäden kann eine Überdosis mit sich bringen?
Eine toxische Wirkung kann insbesondere auf die Leber wirken und zu deren Versagen führen.
Durch welche Symptome macht sich die zu hohe Einnahme bemerkbar?
In der Regel treten die klinischen Symptome einer Leberschädigung bei Paracetamol-Vergiftung erst ein bis zwei Tage nach der Einnahme auf. Häufig sind dabei ein allgemeines Krankheitsgefühl, Übelkeit, Erbrechen, abdominale Schmerzen oder Appetitlosigkeit. Daher sollte eine wirksame Therapie bei Verdacht auf eine Paracetamol-Vergiftung unverzüglich eingeleitet werden.
Kann eine Überdosis tödlich enden?
Ja, eine Paracetamol-Vergiftung kann zum Leberversagen führen, welche ohne eine Lebertransplantation, tödlich sein kann.
Wann sollte ein Arzt aufgesucht werden?
Bereits bei Verdacht auf eine Überdosierung sollte unverzüglich ein Arzt beziehungsweise ein Spital aufgesucht werden
Wie wird eine Paracetamol-Vergiftung behandelt?
In den ersten ein bis zwei Stunden ist eine Magenspülung sinnvoll. Danach kommen die Aktivkohle und die orale Gabe von N-Acetylcystein zum Einsatz. In Situationen, wo die orale Applikation des Antidots nicht oder nicht gut möglich ist (zum Beispiel bei heftigem Erbrechen oder Bewusstseinstrübung), kann dieses auch intravenös verabreicht werden. Dies sollte wenn möglich innerhalb der ersten acht Stunden geschehen.
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