Muskelkrankheiten werden in der Fachsprache den neuromuskulären Krankheiten zugeordnet. Sie führen zur Abnahme der Muskelmasse, zu Muskelschwäche, Lähmungen und/oder Muskelkrämpfen. Es gibt verschiedene Formen – die Mehrzahl ist fortschreitend und die meisten dieser Krankheiten sind nicht heilbar.
Die häufigsten bekannten Ursachen sind Veränderungen der Erbsubstanz und Störungen des Immunsystems (Abwehrsystem).
Neuromuskuläre Erkrankungen können sowohl im Kindesalter als auch im Erwachsenenalter auftreten. Viele Betroffene sind auf einen Rollstuhl und andere Hilfsmittel angewiesen oder haben eine verkürzte Lebensdauer. Da es praktisch keine heilenden Behandlungsmöglichkeiten gibt, liegt der Schwerpunkt der Behandlung von Menschen mit neuromuskulären Erkrankungen im körperlich-therapeutischen, aber auch im psycho-sozialen Bereich. So wird insbesondere dafür gesorgt, die Lebensumstände zu erleichtern und die Lebensqualität so lange wie möglich zu erhalten. Mit fortschreitendem Stadium der Krankheit werden Betroffene und deren Angehörige immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt, sei es im Alltag, bei notwendigen Hilfsmitteln oder bei Fragen zur Sozialversicherung, Rechten und Pflichten. Hier unterstützt die Schweizerische Muskelgesellschaft mit ihrem Beratungsangebot.
Kriterien zur Klassifizierung von Muskelkrankheiten
- die Symptome (Muskelatrophie, Spastiken, Lähmungen)
- der Erkrankungsbeginn (Kindesalter oder Erwachsenenalter)
- die Ursachen, erworbene (z.B. entzündliche Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen) oder vererbte, genetisch bedingte Muskelkrankheiten
- die Art der genetischen Vererbung
Diagnosestellung
Zuständig für die Diagnose einer Muskelkrankheit sind bei Kindern die Neuropädiater, bei Erwachsenen die Neurologen, unter Einbezug der Hausärzte. Zunächst wird eine ausführliche körperliche Untersuchung durchgeführt und dabei der internistische und neurologische Befund erhoben. Das ist wichtig, damit eine Krankheit, die einer Muskelkrankheit ähnelt, aber in Wirklichkeit nichts mit ihr zu tun hat, nicht übersehen wird. Insbesondere wird die Muskulatur angeschaut und die Muskelkraft beurteilt. Es wird die Funktion der Gelenke geprüft, die Stellung der Wirbelsäule betrachtet und nach Kontrakturen gesucht.
Behandlung von neuromuskulären Erkrankungen
Ein wesentlicher Bestandteil der Behandlung neuromuskulärer Erkrankungen ist eine konsequente symptomatische Behandlung. Diese beinhaltet unter anderem Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie, teilweise auch in Kombination mit orthopädischen Massnahmen.
Das Ziel einer solchen Behandlung ist es, die Selbständigkeit und den Aktionsradius der Betroffenen so lange und so gut wie möglich zu erhalten. Die noch vorhandene Muskelkraft soll gestärkt werden, um gleichzeitig mit entsprechenden Bewegungen die betroffenen Muskelpartien zu schonen und Schmerzen zu lindern. Übungen im Bewegungsbad sind für viele Menschen mit einer neuromuskulären Erkrankung wohltuend. Sie stärken den Muskelapparat und ermöglichen mit dem Eintauchen ins Wasser Bewegungsabläufe, die im Trockenen nicht mehr ausführbar sind. Die dadurch gefühlte Leichtigkeit hat auch psychisch positive Auswirkungen. So kann die Lebensqualität von Betroffenen erheblich gesteigert werden.
Zur interdisziplinären Betreuung von Patienten mit einer neuromuskulären Erkrankung gehören viele verschiedene Therapie-, Pflege- und Beratungsmöglichkeiten, die für jedes Krankheitsbild und für jeden Patienten spezifisch zur optimalen Behandlung ausgearbeitet werden müssen. Diese medizinische Betreuung erfolgt durch eine Reihe verschiedener Fachdisziplinen wie der Neurologie, der Kardiologie, der Pneumologie, der Orthopädie und der inneren Medizin.
Für muskelkranke Menschen und ihre Angehörigen ist es ausserdem oft wichtig, über ihre Probleme, Sorgen und Ängste zu sprechen. Hier bietet die Muskelgesellschaft ein offenes Ohr und Unterstützung an. Alltagssorgen und Fragen können die Betroffenen auch in den von der Muskelgesellschaft organisierten Kinder- und Erwachsenenlagern, auf Weiterbildungs-Workshops oder beim Familientag austauschen.
Quelle und Zusammenarbeit mit der Schweizerische Muskelgesellschaft (www.muskelgesellschaft.ch). Als Kompetenzzentrum für Fragen rund um Muskelkrankheiten setzt sich die Schweizerische Muskelgesellschaft dafür ein, dass Muskelkranke bestmöglich leben können: selbstbestimmt und gleichgestellt! Die Schweizerische Muskelgesellschaft engagiert sich dort, wo Bedürfnisse von Menschen mit einer Muskelkrankheit, ihren Angehörigen sowie Fachpersonen nicht oder ungenügend abgedeckt sind und steht beratend zur Seite. Hier können Sie Ihren individuellen Termin per E-Mail vereinbaren.