Scharlach bei Erwachsenen: Kein Kinderspiel

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Prof. Dr. med. Aristomenis Exadaktylos, Inselspital Bern.
Prof. Dr. med. Aristomenis Exadaktylos, Inselspital Bern.
Quelle: TCS MyMed

Prof. Dr. med. Aristomenis Exadaktylos, Chefarzt und Klinikdirektor Universitäres Notfallzentrum (Inselspital Bern), zum Thema Scharlach.

Herr Exadaktylos, was ist Scharlach?
Scharlach ist eine durch Streptokokken der Gruppe A («Eiterstreptokokken») hervorgerufene Infektionskrankheit, vornehmlich im Kindesalter. Diese kann aber auch bei Erwachsenen auftreten und ist absolut nicht zu unterschätzen.

Ist Scharlach ansteckend?
Ja, Scharlach wird durch Tröpfcheninfektionen, wie Niesen, Husten oder Schmierinfektionen übertragen. Das Gemeine ist, dass eine Person bereits hochansteckend sein kann, obwohl sie selber noch gar nicht erkrankt ist.

Welche Symptome sind typisch?
Es beginnt wie ein grippaler Infekt mit Fieber, Halsschmerzen und danach gesellen sich ein rötlicher Hautausschlag (kleine rote Punkte) und eine himbeerrote Zunge dazu. Die Symptome werden durch das Gift ausgelöst, welches die Bakterien bilden. Die Bakterien und deren Gift können sich dann auf dem Blutweg ausbreiten und andere Organe befallen und schädigen, wie zum Beispiel die Nieren, oder rheumatisches Fieber auslösen. Wenn es soweit ist, dann ist man richtig krank.

Ist Scharlach also so wandelbar wie ein Chamäleon?
Das ist ein guter Vergleich, am Anfang tarnt er sich als harmloser Infekt mit Halsweh und Fieber, um später loszuschlagen. Deshalb sollte man unbedingt zum Arzt, wenn das Fieber höher und die Halsschmerzen stärker sind als gewohnt. Dann kann der Arzt mittels eines Tests schnell feststellen, ob es sich um die besagten Bakterien handelt. Sobald der Patient mit Antibiotika behandelt wird, ist auch die Ansteckungsgefahr vorbei.

Warum ist Scharlach bei Erwachsenen kein Kinderspiel?
Anders als bei Kindern ist die Krankheit bei Erwachsenen häufiger mit Komplikationen verbunden. Die Gefahr besteht vor allem dann, wenn die eigentlich einfache Behandlung mit Antibiotika der Penicillin-Gruppe zu spät oder gar nicht erfolgt, Erkrankte sich nicht ausreichend schonen oder ein geschwächtes Immunsystem haben. Auch Schwangere sind gefährdet. Bei Patienten mit sehr schwachem Immunsystem kann es zu einer schweren Blutvergiftung kommen. Man nennt dies das Streptokokken-Toxic-Schock-Syndrom (STSS), das von sehr hohem Fieber, Erbrechen und Muskelschmerzen begleitet wird und im schlimmsten Fall zu einem generalisierten Organversagen und Tod führen kann.

Ist man nach einer Scharlachinfektion ein Leben lang immun?
Ist die Scharlachinfektion abgeklungen, ist man tatsächlich immun. Leider aber nur gegen die spezifische Streptokokken-Art, die die Krankheit ausgelöst hat. Denn es gibt verschiedene Untergruppen. An allen anderen Untergruppen der A-Streptokokken kann man also wieder erkranken.

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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