Frau Dr. Serena Barberis vom medizinischen Dienst des TCS spricht mit uns über Rosazea.
Frau Dr. Barberis, was ist eine Rosazea?
Bei der Rosazea handelt es sich um eine chronische Entzündung der Gesichtshaut, die phasenweise voranschreitet, mit Schüben und Remissionen. Sie führt zu Hautrötungen und sichtbaren Kapillargefässen und manchmal zu kleinen roten Pusteln, die mit Eiter gefüllt sind. Man kann sie mit Akne oder wetterbedingten Hautreizungen verwechseln.
Wie äussert sie sich?
Die Krankheit äussert sich in vier Formen oder Subtypen, die unterschiedliche Behandlungen erfordern:
- erythematös-teleangiektatische Rosazea: vornehmlich Rötungen und sichtbare Kapillargefässe
- papulopustulöse Rosazea: Entzündung der Gesichtsmitte mit kleinen Pusteln
- phymatöse Rosazea: Verdickung der Haut und insbesondere der Talgdrüsen, häufiger der Nase, Rhinophym genannt
- okuläre Rosazea: Trockenheit, Tränen, Jucken – häufig verwechselt mit einer Blepharitis
Tritt diese Krankheit häufig auf?
Etwa zehn Prozent der Bevölkerung leiden an einer Rosazea, das kann von einer einfachen Bräune wie eine «rosige Gesichtsfarbe» bis zu einer Erkrankung gehen, die Probleme im Alltag mit sich bringt, vor allem ästhetischer Art.
Ist ein Geschlecht stärker betroffen als das andere?
Eine Rosazea wird im Normalfall nach dem 30. Lebensjahr diagnostiziert, mit einer deutlichen Prädominanz beim weiblichen Geschlecht (Verhältnis 2:1), mit Ausnahme der phymatösen Form. In Europa betrifft sie etwa zwei bis zehn Prozent der Bevölkerung.
Die Rosazea nennt man auch den «Fluch der Kelten». Bedeutet das, dass die ethnische Zugehörigkeit ebenfalls eine Rolle spielt?
Helle Haut (Hauttyp I und II) bedeutet tatsächlich ein höheres Risiko, an Rosazea zu erkranken. Doch da die Ursache kaum bekannt ist, geht man davon aus, dass die Erkrankung wahrscheinlich mit der geringen Konzentration an Melaninpigmenten zusammenhängt, die vor UV-Strahlen schützen (diese gehören zu den Faktoren, die die Krankheit verschlimmern), oder aber mit genetischen Faktoren.
Was sind die Ursachen, gibt es auslösende Faktoren?
Bisher ist keine einzelne Ursache bekannt. Die Krankheit wird durch mehrere Faktoren verursacht, eine Komponente ist dabei die genetische Prädisposition. Allerdings wurden mehrere Faktoren beschrieben, die die Erkrankung verschlimmern: Alkohol, der Aufenthalt in der Sonne, Sport im Freien, gewürzte Lebensmittel, emotionaler Stress und Temperaturveränderungen.
Wie verläuft die Krankheit?
Sie verläuft eher chronisch und verändert sich je nach Lebensphase. Der Verlauf der Krankheit ist weiterhin recht unklar.
Wie kann man sie behandeln?
Da die Krankheit von mehreren Faktoren verursacht wird, bleibt ihre therapeutische Behandlung eine Herausforderung und betrifft nicht nur die Dermatologie. Häufig wird die Meinung von Spezialisten aus den Bereichen Augenheilkunde, Immunologie und Psychiatrie benötigt.
Wirken die Behandlungen?
Die verfügbaren Behandlungen wirken zum Grossteil auf die Symptome und nicht auf die darunterliegenden Mechanismen, die noch unbekannt sind. Trotzdem erweisen sich bestimmte Behandlungen bei der Therapie der Krankheit als wirksam.
Kann man eine Rosazea vollständig heilen?
Eine vollständige Heilung ist nicht möglich, so lange die Krankheit nicht besser und vollständig verstanden wird. Dennoch werden die Behandlungen immer gezielter und individueller und können die Ästhetik und die Lebensqualität verbessern.
Quellen: Rainer, Barbara M. et al. « Rosacea: Epidemiology, pathogenesis, and treatment.» Dermato-endocrinology 9(1), 4.10.2017, e1361574. Czernielewski, Justine und Conrad, Curdin. « Rosacée : où en sommes-nous? » Revue Médicale Suisse 512, März 2016, 646–52.