Dr. med. & Dr.med. dent. Jürgen Andreas Zix, Facharzt für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie und Fachzahnarzt für Oralchirurgie in Bern, zum Thema Zahnimplantat.
Herr Zix, was ist ein Zahnimplantat?
Meistens handelt es sich bei einem Zahnimplantat um eine Titanschraube – in seltenen Fällen auch Porzellan – welche mit dem Knochen fest verwächst und somit als künstliche Wurzel dient. Titan ist nicht elektromagnetisch und man kann damit ohne Bedenken beispielsweise ein MRI machen oder durch die Sicherheitsschleusen am Flughafen.
Wann kommt das Implantat zum Einsatz?
Ein Implantat wird zum Ersatz eines einzelnen Zahnes, mehrerer oder aller Zähne verwendet. Es kann also mit einer Einzelkrone oder einer Brücke versorgt werden oder zur Abstützung einer Zahnprothese fungieren.
Welche Vorteile bietet ein Zahnimplantat gegenüber einer Prothese oder einer Brücke?
Bei einer Brücke werden die Nachbarzähne beschliffen, was eine Beschädigung des Zahnes darstellt. Dies kann bis zum Absterben des Zahnnervs führen, was weitere Probleme hervorruft. Zusätzlich kann im Verlauf der Jahre einer der Pfeilerzähne ein Karies-Problem entwickeln, da die Brücke schwer zu reinigen ist. Eine Teilprothese ist ein abnehmbarer Zahnersatz. Zur Befestigung werden sogenannte Klammern verwendet. Da diese sichtbar sein können, stört dies vor allem jüngere Betroffene. Und falls eine Teilprothese nicht im hinteren Bereich durch einen Zahn abgestützt werden kann, bewegt sie sich beim Kauen – auch das kann stören.
Wie verläuft das Einsetzen des Implantats?
Der Eingriff wird unter lokaler Betäubung gemacht. Die Dauer der Behandlung kann stark variieren und hängt unter anderem vom Knochenvolumen des Kiefers ab. Ist genügend Knochen vorhanden, so wird ein Loch in den Kieferknochen gebohrt, in das anschliessend das Implantat geschraubt wird. Sollte zu wenig Knochen vorhanden sein, besteht die Möglichkeit den Knochen durch Auflagerung von eigenem und künstlich hergestellten Knochen in Höhe und Breite aufzubauen oder den Boden der Kieferhöhle anzuheben.
Wie lange dauert die Behandlung und ist sie schmerzhaft?
Die Behandlungsdauer hängt von den Gegebenheiten im Kiefer ab. Sind die Bedingungen optimal, so kann der Eingriff in weniger als 30 Minuten durchgeführt werden und ist kaum schmerzhaft. Wenn aber Knochen aufgebaut werden muss, ist es wichtig, dass anschliessend alles gut unter der Schleimhaut vernäht wird, was manchmal zu einer ausgeprägten Schwellung und zu Beschwerden führen kann. Werden bei einem Eingriff mehrere Implantate mit Knochenaufbau gesetzt, kann dies in manchen Fällen bis zu drei Stunden dauern.
Was kostet ein Zahnimplantat in der Schweiz?
Für ein Zahnimplantat inklusive der Krone muss man in der Schweiz mit einem Preis von CHF 3 000. – bis CHF 5 000. – rechnen.
Werden die Kosten durch die Versicherung übernommen?
Die Kosten werden nur in bestimmten Fällen durch die Versicherung übernommen. Beispielsweise ein Unfall oder unvermeidbare Erkrankungen wie gewisse Zysten oder einer Tumorbehandlung im Mundbereich, können solche Gründe sein.
Viele Leute reisen für eine Behandlung ins Ausland. Wieso ist die Behandlung dort günstiger?
Der Preisunterschied ist wahrscheinlich mit den tieferen Lohn- sowie Infrastrukturkosten zu begründen. Zudem werden preiswertere Materialien, Implantate und eine billigere zahntechnische Versorgung verwendet.
Gibt es bei Implantaten welche im Ausland eingesetzt wurden Qualitätsunterschiede?
Personen, die mit Ihrer Behandlung zufrieden sind, sehen wir in der Regel nicht. Allerdings sehe ich nicht selten Betroffene, die mit ihren im Ausland gesetzten Implantaten, teilweise gravierende Probleme haben. Hierbei handelt es sich um fehlerhaft eingesetzte Implantate, die eine nicht korrekte Position oder Ausrichtung aufweisen oder solche, die eine ungenügende Knochenbedeckung besitzen. In diesen Fällen muss man das Implantat meist entfernen. Es handelt sich dann in der Regel nicht nur um ein zahnmedizinisches Problem, sondern auch um ein finanzielles. Fast immer haben dann die Patienten grosse Schwierigkeiten ihren Anspruch auf Kulanz oder Rückerstattung geltend zu machen.
Welche Risiken nimmt man durch die Behandlung ausserhalb der Schweiz in Kauf?
Neben den genannten Aspekten, sind die zahntechnischen Rekonstruktionen, also die Kronen und Brücken, ein gewisses Problem. In den meisten Fällen werden diese nicht nach Schweizer Qualitätsstandards gemacht und sind nicht oder nur schlecht putzbar. Auch dadurch kann es zu Implantat-Entzündungen kommen, welche nur mit grossem Aufwand zu behandeln sind. Um einen Langzeiterfolg mit einem Implantat zu erzielen, ist die Putzbarkeit und die Mundhygiene das A und O.
Wer übernimmt die Nachbehandlung bei Implantaten aus dem Ausland?
Hier wird der Patient oder die Patientin meist alleine gelassen. Sollte die betroffene Person bei Problemen den Weg zu einem Schweizer Zahnarzt wählen, so wird häufig nur ein Antibiotikum verschrieben und die erneute Reise ins Ausland vorgeschlagen. Die Behandlung von Entzündungen um Implantate ist allerdings zeitaufwendig, so dass in solchen Fällen das Implantat eher entfernt wird. Nicht selten kann ein Schweizer Zahnarzt das betreffende Implantat auch gar nicht mehr behandeln, da manche Implantat-Systeme hier gar nicht gebräuchlich sind.
Für Anregungen und Inputs, können Sie uns gerne per Mail kontaktieren: med@tcs.ch