Prof. Dr. med. Gottfried Rudofsky (Chefarzt und Leiter des Stoffwechselzentrums) und Sibylle Reimann (Leitende Ernährungsberaterin des Stoffwechselzentrums des Kantonsspital Olten), zum Thema Magnesiummangel.
Herr Rudofsky, wie macht sich ein Magnesiummangel bemerkbar?
Es gibt keine eindeutigen Beschwerden für einen Magnesiummangel. Der Mangel kann symptomlos bleiben, aber auch vielerlei Beschwerden verursachen. Die häufigsten Symptome wie Lidzucken, Wadenkrämpfe oder Krämpfe der Kaumuskulatur, treten allerdings schnell auf. Doch auch andere untypische Symptome wie Nervosität, Vergesslichkeit, Herzstolpern können auf einen Mangel des Mineralstoffes hindeuten.
Was können die Auslöser für einen Magnesiummangel sein?
Ein Magnesiummangel entsteht entweder durch eine zu geringe Aufnahme von Magnesium im Darm, zum Beispiel durch eine einseitige Ernährung oder durch einen erhöhten Verlust. Man geht davon aus, dass bis zu 20 Prozent der Bevölkerung unter einem allfälligen Magnesiummangel leiden. Der Körper verfügt eigentlich über Mechanismen die verhindern, dass zu viel Magnesium ausgeschieden wird und die zudem die Magnesiumaufnahme aus dem Darm fördern. Allerdings greifen diese zu wenig, wenn in der Nahrung das Magnesiumangebot zu niedrig ist, wie beispielsweise bei einer einseitigen Ernährung durch Fast-Food oder Softdrinks. Ein Magnesiummangel kann unter anderem auch bei Essstörungen, übermässigem Alkoholgenuss oder chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Zöliakie auftreten – oder aber auch nach Darmoperationen. Weitere mögliche Auslöser sind Diabetes mellitus oder Funktionsstörungen der Nebenschilddrüsen oder der Schilddrüse. Ferner können Medikamente wie Entwässerungstabletten (sogenannte Diuretika), Abführmittel, Cortison und Magensäureblocker einen Magnesiummangel hervorrufen.
Ab wann sollte man auf Magnesiumpräparate zurückgreifen?
Eine leichte Hypomagnesiämie kann oftmals durch eine magnesiumhaltige Ernährung ausgeglichen werden. Daher ist eine ausgewogene und magnesiumbetonte Ernährung immer eine Basismassnahme. Sollte dies alleine nicht ausreichen, kommen Magnesiumpräparate zum Einsatz. Die Qualität der Produkte ist allerdings sehr unterschiedlich. Die im Supermarkt erhältlichen Magnesiumbrausetabletten sind in der Regel Magnesiumdioxide, aus denen das Magnesium nur gut zur Hälfte resorbiert werden kann. Magnesiumpräparate aus der Apotheke sind Carbonate oder Citrate und man erhält sie freiverkäuflich. Hier ist die Aufnahme des Magnesiums besser. Also kann man getrost mal mit dem Produkt aus dem Supermarkt starten und bei weiterbestehenden Beschwerden auf das Apothekenprodukt wechseln. Gut zu wissen ist, dass beim gesunden Menschen eine Magnesiumüberdosierung durch die Einnahme praktisch nicht möglich ist, da überschüssiges Magnesium über den Urin ausgeschieden wird. Bei stark eingeschränkter Nierenfunktion kann es allerdings zu einer Anreicherung von Magnesium kommen. Menschen mit Nierenerkrankungen sollten daher vor einer Einnahme von Magnesium unbedingt mit ihrem Arzt sprechen.
Was gilt es bei der Einnahme der Präparate zu beachten?
Diese sollten über den Tag verteilt immer wieder dem Körper zur Verwertung zur Verfügung gestellt werden, da die Transportmenge des Magnesiums vom Darm ins Blut begrenzt ist. Wird zu viel Magnesium auf einmal eingenommen, so scheidet dies der Körper wieder aus. Dies kann auch zu Durchfällen führen. Weiter ist dabei zu berücksichtigen, dass nur circa 30 bis 50% des Magnesiums aufgenommen werden kann. Das betrifft sowohl Magnesium aus Nahrungsmitteln als auch aus Nahrungsergänzungsmitteln. Ebenso muss bei der Einnahme berücksichtigt werden, dass bestimmte Faktoren die Magnesium-Resorption weiter reduzieren können, zum Beispiel eine zu hohe gleichzeitige Calcium-Einnahme. Ausserdem braucht der Körper Vitamin D3 für die Verwertung.
Wann ist es sinnvoll einen Arzt zu konsultieren?
Bei Verdacht auf Magnesiummangel mit häufigen schweren Krämpfen ist es ratsam, zunächst mit einem Arzt zu sprechen. Er kann andere Ursachen für nächtliche Wadenkrämpfe, Schwindel oder Müdigkeit gezielt ausschliessen und wird dann die geeignete Therapie einleiten, um den Magnesiummangel zu behandeln.
Welche Tipps zur Vorbeugung eines Magnesiummangels geben Sie?
Die beste Selbsthilfe und Vorbeugung ist eine gesunde, abwechslungsreiche und frische Ernährung. An Getränken sollten magnesiumreiche Mineralwasser vorgezogen und Softdrinks wie Cola vermieden werden. In Phasen eines erhöhten Bedarfs und Verlustes, beispielsweise beim Sport, kann die prophylaktische Einnahme von mit Magnesiumbrause-angereichtem Trinkwasser helfen, Symptomen vorzubeugen. Beim Joggen nehme ich zum Beispiel immer eine Banane, da ich so keine Krämpfe bekomme.
Frau Reimann, wie viel Magnesium sollte man täglich zu sich nehmen?
Der tägliche Bedarf ist je nach Alter und Begleitumständen unterschiedlich hoch. Für gesunde Erwachsene beträgt er circa 300 bis 400 mg pro Tag. Es gibt aber auch Situationen, in den der physiologische Bedarf höher liegt. Während einer Schwangerschaft liegt er um die 700 mg pro Tag.
Kann der Körper Magnesium selbst produzieren?
Leider nein. Da es sich um einen Mineralstoff, wie Calcium, Natrium oder Kalium handelt, ist der Körper zwingend auf eine regelmässige Aufnahme über die Nahrung und Getränke angewiesen.
Bei welchen Lebensmitteln ist der Magnesiumgehalt besonders hoch?
Nüsse (vor allem in Wal-, Erd- und Cashewnüssen), Sonnenblumenkerne, Sesamsaaten und Weizenkeimen, sowie Bananen, Beerenobst und Trockenfrüchte. Aber auch Schokolade ist reich an Magnesium. Vollkornbrot ist etwas schwieriger, da es auch Produkte enthalten kann, die das Magnesium binden können.
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