Dr. med. Mirjam Nägeli, Oberärztin Dermatologie Universitätsspital Zürich, zum Thema Krätze.
Frau Nägeli, man liest immer wieder, Krätze sei eigentlich schon lange ausgestorben. Stimmt das?
Die Krätze, medizinisch die Skabies, ist eine häufige und weltweit verbreitete und stark juckende Parasiteninfektion der Haut durch eine Krätzmilbe (Sarcoptes scabiei hominis). Der Juckreiz wird durch die Infektion verursacht, welche aufgrund der Milbenbestandteile geschieht. Die Hautveränderungen variieren je nach Alter der Erkrankung, der individuellen Reaktionslage und Intensität der Körperpflege.
Welche Faktoren begünstigen eine Infektion?
Eine Übertragung erfolgt in der Regel durch einen direkten Haut-zu-Haut-Kontakt, welcher länger bestehen muss – also beispielsweise nicht durch einfaches Händeschütteln. Als Risikogruppen gelten Obdachlose und Menschen, die auf engstem Raum zusammenleben. Dies vor allem, wenn sich in der Gruppe auch Menschen mit geschwächtem Immunsystem befinden (Alten- und Kinderheime, Gefängnisse, Behinderteneinrichtungen). Eingeschränkte Abwehrlage (Immunsuppression), schlechte hygienische Verhältnisse, enges Zusammenleben fördern somit eine Infektion. Die Krätzmilbe überlebt bei uns in der Regel nicht länger als 48 Stunden ausserhalb vom Menschen.
Wie erkennt man eine Krätze-Infektion?
Rote Papeln, Schuppen (ekzematöse Hautveränderungen) und Juckreiz, besonders in der Nacht. Dieser kommt vor allem in den Fingerzwischenräumen, Ellbogen, Brustwarzenhof, Nabel, Gürtelregion und am Penis vor. Der Kopf und Nacken sind selten befallen. Eventuell sind weitere Familienmitglieder oder enge Kontaktpersonen ebenso plötzlich befallen.
Was empfehlen Sie Betroffenen?
Bei den oben genannten Symptomen sollte man unbedingt beim Hautarzt oder Dermatologen vorstellig werden. Mit seinem Dermatoskop oder mit einer Hautprobe (Hautschuppe) kann dieser den Nachweis von Milbengängen untersuchen. Anhand des klinischen Bildes wird eine passende Therapie verschrieben.
Und wie wird man Krätze wieder los?
Indem man die Parasiten bei Patienten und Kontaktpersonen abtötet. Dies geschieht mit 5 % Permethrin Creme. In der Schweiz ist aktuell nur ein Präparat zugelassen, die Scabi-med 5 % Creme. Auch Tabletten (Ivermectin) wirken, diese müssten allerdings zum Beispiel aus Deutschland bezogen werden.
Kann man sich gegen Krätze impfen?
Nein, eine Impfung ist nicht möglich. Es handelt sich nicht um einen Virus, sondern um einen Parasiten.
Für Anregungen und Inputs, können Sie uns gerne per Mail kontaktieren: med@tcs.ch