Wie sich Sportverletzungen von Frauen und Männern unterscheiden

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Quelle: TCS Info Feed & UniversitätsSpital Zürich (USZ)

Dass Frauenherzen anders schlagen als Männerherzen, ist bekannt. Was viele nicht wissen: Frauen und Männer sind unterschiedlich anfällig auf gewisse Krankheiten und Verletzungen. So auch bei Sportverletzungen. Wir haben uns darüber mit Prof. Dr. med. Dagmar Keller Lang, Direktorin des Instituts für Notfallmedizin, und Prof. Dr. med. Hans-Christoph Pape, Direktor der Klinik für Traumatologie, unterhalten.

Wie beeinflusst das Geschlecht die Diagnosestellung von Sportverletzungen im Notfall?
Prof. Keller: Bei der Abklärung gelten geschlechterunabhängige Standards – natürlich immer unter Einhaltung der normalen Massnahmen. Beispielsweise röntgen wir bei schwangeren Frauen nur mit geringster Strahlendosis und nur bei absoluter Notwendigkeit und unter entsprechenden Schutzmassnahmen. Ausnahmen sind Athletinnen, bei welchen eine durch eine Ess- und damit zusammenhängender Hormonstörung ausgelöste Osteoporose vermutet wird. Diese Frauen erleiden häufiger Ermüdungsbrüche durch die dauerhafte Überlastung ihrer Knochen. Solche Stressfrakturen werden oft in einem Röntgenbild nicht gesehen und müssen deshalb spezifisch mittels CT oder MRI gesucht werden. Wir haben festgestellt, dass Frauen eher etwas abwarten, bevor sie auf die Notfallstation kommen – das hat man auch beim akuten Herzinfarkt festgestellt. Sie können jedoch meistens gut erklären, wie es zur Verletzung kam.

Gibt es Sportverletzungen, die Männer oder Frauen häufiger erleiden?
Prof. Pape: Frauen erleiden häufiger Überlastungsschäden wie zum Beispiel die erwähnten Stressfrakturen. Gründe dafür könnten Zyklusunregelmässigkeiten sein, oder ein geringerer Muskelmantel bei höherem Fettanteil, eine geringere Knochendichte, oder dass Frauen häufiger X-Beine haben. Auch weisen Frauen ein erhöhtes Risiko für Kreuzbandrisse auf. Diese entstehen oft beim Ballsport. Zudem treten Seitenbandverletzungen und Meniskusschäden bei Frauen häufiger auf. Männer haben häufiger O-Beine, weshalb es öfter zu Schäden am Innenmeniskus und den mittleren Bändern kommen kann. Auch spielen sie häufiger Fussball und dabei kommt es oft zu dieser Art von Verletzung.

Werden Frauen mit Sportverletzungen anders behandelt als Männer mit Sportverletzungen?
Prof. Pape: Männer und Frauen werden gleichbehandelt. Beim Vorbeugen von Verletzungen ergeben sich jedoch gewisse geschlechtsspezifische Unterschiede.

Wie können Männer und Frauen Sportverletzungen vorbeugen?
Prof. Pape: Beide Geschlechter sollten ihre Trainingsbelastung und –intensität an ihren aktuellen muskulären Status anpassen. Frauen empfehlen wir, gezielt die Oberschenkelmuskulatur zu trainieren. Das stärkt und schützt die Kniebandstrukturen. Dazu gibt es sehr gute, etablierte Trainingsprogramme. Männer hingegen neigen dazu, sich zu wenig aufzuwärmen. Dadurch belasten sie ihre Gelenke schnell sehr stark. Deshalb immer zuerst gut einspielen!

Das UniversitätsSpital Zürich (USZ) steht jeden Tag allen Menschen offen und bietet medizinische Grundversorgung und Spitzenmedizin an zentraler Lage in Zürich. Das USZ nutzt seinen universitären Wissensvorsprung, um verschiedenste Gesundheitsprobleme zu lösen: nah am Menschen, hochspezialisiert und auf dem neuesten Stand der Forschung. Mehr Infos: www.usz.ch

Für Anregungen und Inputs, können Sie uns gerne per Mail kontaktieren: med@tcs.ch

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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