Frau Dr. Isabelle Pache, Fachärztin FHM in Gastroenterologie und Hepatologie, erklärt uns, welche Funktion und Bedeutung Zink für den Organismus hat.
Dr. Pache, was ist Zink?
Zink ist ein Mineralsalz, auch Spurenelement genannt, das für den menschlichen Organismus lebenswichtig ist. Der menschliche Körper speichert wenig davon (ein bis drei Gramm). Davon müssen 0,1 Prozent täglich zugeführt werden. Zink findet man hauptsächlich in den Knochen, Zähnen, Haaren, in der Haut, der Leber, den Muskeln, den weissen Blutkörperchen und den Hoden.
Wozu braucht der Körper Zink?
Zink ist Bestandteil zahlreicher Enzyme und an einer Vielzahl von Reaktionen beteiligt. Zink ist für das Immunsystem wichtig, für die Bildung von Proteinen, für die Wundheilung, die Bildung der Zellkernsubstanz (DNS), die Zellteilung bei der Reproduktion, für Wachstum und Entwicklung während der Schwangerschaft und Kindheit, für den Geruchs- und Geschmackssinn sowie für die Fortpflanzung.
Woher bezieht der Körper Zink?
Zink befindet sich auf natürliche Weise in einigen Lebensmitteln, wie in Austern, rotem Fleisch, Schweinefleisch, Geflügel, Fisch, einigen Krustentieren (Krabben, Hummer), Erbsen, grünem Gemüse (Kopfsalat, Brokkoli, Kraut, ...), Milchprodukten, einigen Getreidearten, Nüssen (Cashew, Mandeln, Hasel- und Pekannüsse) und Körnern (Sonnenblumen- und Kürbiskerne) sowie Kichererbsen. Zink ist ausserdem in den im Handel erhältlichen Multivitamin- und Spurenelement-Präparaten zur Nahrungsergänzung oder in höherer Konzentration in Zinkglukonat-Präparaten enthalten.
Woher kommt ein Zinkmangel?
Es gibt zahlreiche Ursachen für einen Zinkmangel. Eine Ursache kann eine unzureichende Zinkzufuhr sein (eine an tierischen Proteinen arme Diät, eine an Fertigprodukten reiche Ernährung). Auch der Aufnahmeprozess im Dünndarm kann gestört sein. Dies kann genetisch bedingt sein, was sehr selten ist, oder an einer hohen Zufuhr von Phytaten liegen, d.h. von Fasern, die in einigen Lebensmitteln (Gemüse, Getreide, Körner) enthalten sind und die Aufnahme von Zink oder anderen Spurenelementen (vor allem Calcium und Phosphat) verhindern, an einer verminderten Aufnahme infolge einer Erkrankung der Leber oder Bauchspeicheldrüse, an einer chronischen Darmentzündung oder an der Einnahme bestimmter Medikamente.
Gibt es auch Mangelerscheinungen aufgrund eines hohen Zinkverlusts?
Manche Menschen haben hohe Zinkverluste, sei es im Verdauungstrakt (schwere oder chronische Diarrhö, sei es über den Urin (Zirrhose, Diabetes, Nierenerkrankungen, Anämie durch den Zerfall roter Blutkörperchen, schwere Infektion, Verbrennungen), durch eine Dialyse oder durch Medikamenteneinnahme (einige Diuretika oder Antiepileptika). Auch ein hoher Alkoholkonsum kann für einen Zinkmangel verantwortlich sein. Daneben gibt es seltenere medizinische Ursachen.
Welches sind die Symptome eines Zinkmangels?
Bei Kindern äussert sich ein schwerer Zinkmangel durch ein verzögertes Wachstum, eine Geschmacksbeeinträchtigung und eine Störung der Geschlechtsreifung. Bei Kindern und Erwachsenen kann ein Zinkmangel zu Haarausfall (Alopezie), zu häufigeren Infektionen aufgrund einer Schwächung des Immunsystems, zu Appetitlosigkeit und in der Folge zu einer Gewichtsabnahme, zu Hautreizungen (Dermatitis), brüchigen Nägeln, zu Nachtblindheit, Anämie, einer langsamen Wundheilung und Überempfindlichkeit führen.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen einem Zinkmangel und dem Alter?
Der Bedarf steigt in der Kindheit allmählich an und ist während der Schwangerschaft und in der Stillzeit erhöht. Einige Studien haben gezeigt, dass Kinder und Menschen über 65 Jahren, die ein erhöhtes Risiko für chronische Erkrankungen haben und Medikamente nehmen, täglich weniger Zink über die Nahrung aufnehmen, als sie brauchen, und daher ein grösseres Risiko aufweisen, Symptome zu entwickeln.
Betrifft dieses Problem eher Männer oder Frauen?
Der tägliche Bedarf ist bei den Männern etwas höher, aber das Risiko eines Zinkmangels mit Symptomen ist bei ihnen nicht erhöht. Der Bedarf bei schwangeren oder stillenden Frauen wird oft durch die Nahrung und durch Vitamin- und Spurenelementpräparate gedeckt, die während der Schwangerschaft verschrieben werden.
Ist der Zinkmangel auch genetisch bedingt?
Es gibt nur eine genetische, sehr seltene Krankheit (1 Person von 500 000), die die Aufnahme von Zink stark herabsetzt. Sie heisst Akrodermatitis enteropathica und tritt im Kleinkindalter auf.
Wie hoch ist der Anteil der Schweizer Bevölkerung, der von einem Zinkmangel betroffen ist?
Über die Bevölkerung in der Schweiz sind keine genauen Daten bekannt. Aber aufgrund von Studien in anderen Ländern wird davon ausgegangen, dass weniger als fünf Prozent der Bevölkerung Symptome aufgrund von Zinkmangel aufweisen.
Wie wird ein Zinkmangel behandelt?
Zunächst besteht die Behandlung darin, eine ausreichende Zufuhr über Lebensmittel zu erreichen, mit einer Ergänzung durch Vitaminkomplexe und Spurenelemente. Liegen Symptome vor, kann eine höhere Dosis in Form von Zinkglukonat verabreicht werden.
Kann man nicht einfach Nahrungsergänzungsmittel kaufen und eine Selbstmedikation vornehmen?
Nein, die Art der Nahrungsergänzungsmittel muss stets verschrieben und unter ärztlicher Kontrolle eingenommen werden, vor allem wenn eine Nierenerkrankung vorliegt. Ausserdem gibt es Wechselwirkungen zwischen der Zufuhr von Zink und der Aufnahme anderer Spurenelemente und einigen Medikamenten. Daher ist es besser, vor der Einnahme einer höheren Dosis seinen behandelnden Arzt zu konsultieren. Zudem kann eine zu grosse Zinkzufuhr toxisch wirken.
Kann man dieses Problem dauerhaft lösen?
Mit einer ausgewogenen Ernährung und einer niedrig dosierten Zugabe, wenn die Gefahr eines Mangels besteht (bestimmte Diät, chronische Krankheit), kann einem Mangel auf einfache Weise vorgebeugt werden.