Welche Lebensmittel sind gut für unseren Darm? Der Experte klärt auf

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Darmgesundheit
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Quelle: TCS MyMed
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Prof. Dr. med. Jan Hendrik Niess, Leitender Arzt Gastroenterologie/Hepatologie bei Clarunis – Universitäres Bauchzentrum Basel, erklärt im Interview mit TCS MyMed, was gut und was schlecht für unseren Darm ist.

Herr Niess, welche Lebensmittel sind schlecht oder gar schädlich für unseren Darm?
Wichtig ist eine ausgewogene Ernährung, massvoll können alle Lebensmittel genossen werden. Besonders gut für den Darm und den Menschen ist eine mediterrane Ernährung mit viel Gemüse, Obst und Ballaststoffen. Weniger geeignet sind einfacher Zucker aus Weissmehl sowie raffinierter Zucker, gepökelte und geräucherte Wurst- und Fleischwaren, Nahrungszusatzstoffe wie Emulgatoren und eine fettreiche und kohlenhydratreiche Ernährung. Weissmehl und raffinierter Zucker sind in Brötchen, Schokolade und Süssigkeiten enthalten. Mit etwas Zurückhaltung schaden Gebäck, Süssigkeiten und Geräuchertes aber nicht.

Woran merkt man, dass die Darmschleimhaut nicht ausreichend mit den richtigen Nährstoffen versorgt wurde?
Die Darmschleimhaut wird in der Regel gut mit Nährstoffen versorgt. Problematisch ist, dass wir häufig eine zu fett- und kohlenhydratreiche Nahrung mit zu wenigen Ballaststoffen zu uns nehmen. Es gibt seltene Durchblutungsstörungen, die mit einer unzureichenden Versorgung mit Nährstoffen einhergehen. Eine solche kann Bauchschmerzen und Diarrhöen zur Folge haben, was vorwiegend bei älteren Menschen auftritt.

Welche Langzeitfolgen kann eine falsche Ernährung für unseren Darm haben?
Die Darmflora, und in der Folge auch die Darmschleimhaut, kann sich aufgrund einer fett- und kohlenhydratreichen Ernährung verändern. Überzeugende Hinweise, dass eine einseitige Ernährung zu einer Schädigung des Darms führt, sind mir nicht bekannt. Folgen einer fett- und kohlenhydratreichen Ernährung sind Übergewicht, Diabetes, Fettleber sowie Herz- und Kreislauferkrankungen.

Kann sich ein kranker Darm wieder vollständig regenerieren?
Ja, der Darm hat eine hohe Regenerationsfähigkeit. Seine innerste Schutzschicht erneuert sich alle zwei bis drei Tage, sodass sich ein kranker Darm vollständig erholen kann.

Wie kann man sich vor Darmerkrankungen schützen?
Bei der Entstehung von Darmerkrankungen spielen viele Einflüsse eine Rolle: die familiäre Belastung, aber auch Umweltfaktoren wie Rauchen und Bewegungsmangel. Mit einer ausgewogenen Ernährung, die aus Fisch, Kartoffeln, Obst, Graubrot, Hülsenfrüchte wie Erbsen und Bohnen besteht, kann man sich vor Übergewicht, Diabetes, Fettleber sowie Herz- und Kreislauferkrankungen schützen. Der häufige Verzehr von gepökeltem Fleisch kann zudem die Entstehung von Darmkrebs begünstigen, sodass es nur massvoll konsumiert werden sollte.

Stimmt es, dass vor allem ballaststoffhaltige Lebensmittel gut für unseren Darm sind?
Eine ballaststoffhaltige Ernährung ist gut für unseren Darm und unsere Darmflora. Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse legen nahe, dass eine ballaststoffhaltige Diät das Wachstum «guter» Darmbakterien fördert und die Vermehrung «schlechter» Darmbakterien hemmt. Jedoch handelt es sich hierbei um Erkenntnisse aus experimentellen Modellen. Ob dies im täglichen Leben tatsächlich der Fall ist, wurde noch nicht abschliessend bewiesen.

Wie viele Ballaststoffe sollte eine erwachsene Person am Tag zu sich nehmen?
Täglich sollten 20 bis 30 Gramm Ballaststoffe aufgenommen werden. Allerdings ist die Literatur kontrovers – kontrollierte Studien fehlen, die die optimale Dosierung der Ballaststoffe, ihre Herkunft in der Nahrung und ihre Art untersucht haben.

Welche Lebensmittel empfehlen Sie?
In der Regel gilt, dass eine ballaststoffhaltige Ernährung weniger tierische Lebensmittel und Fette, weniger Cholesterin, weniger Zucker und weniger Kalorien enthält – dafür mehr Stärke. Ballaststoffreiche Nahrungsmittel sind beispielsweise Mehle mit hoher Typenzahl; das Weizenmehl Typ 1050 enthält mehr Ballaststoffe als das Weizenmehl Typ 405, und Roggenmehle enthalten in der Regel mehr Ballaststoffe als Weizenmehle. Grünkohl, Fenchel, Broccoli und Karotten enthalten mehr Ballaststoffe als Kohlrabi, Rettich, Spargel und Tomate. Himbeeren, Johannisbeeren, Brombeeren und Äpfel enthalten mehr Ballaststoffe als Ananas, Pflaume und Pfirsich. Hülsenfrüchte wie Erbsen und Bohnen sowie Nüsse wie Haselnüsse, Erdnüsse, Mandeln und Sonnenblumenkerne enthalten viele Ballaststoffe. Sie können die Nahrung zusätzlich über Weizenkleie, Haferkleie und Leinsamen mit Ballaststoffen anreichern.

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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