Schlemmen über die Festtage: Das passiert in unserem Körper

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Festtage
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Quelle: TCS MyMed
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Die Weihnachtstage stehen vor der Türe und mit ihnen meistens auch zahlreiche Schlemmertage mit deftigem Essen und viel Süssem. Doch was passiert bei der Aufnahme dieser Lebensmittel in unserem Körper? Hinterlassen die Festtage Spuren? Frau Evelyne Weibel, Ernährungsberaterin des Spitals Bülach, klärt auf.

Frau Weibel, ein Glühwein zum Apéro, ein Glas Wein zum Essen und ein Schnaps danach – wie schädlich ist der erhöhte Alkoholkonsum über die Festtage für unseren Körper?
Gegen ein Glas Wein zum Essen oder einen Glühwein zum Apéro ist sicherlich nichts einzuwenden. Erst in grösseren Mengen und bei regelmässigem Konsum kann der Körper durch den Alkohol Schaden nehmen. Als risikoarmer Alkoholkonsum gelten zwei Standardgläser pro Tag für Männer und ein Standardglas pro Tag für Frauen (1 Standardglas = 1 dl Wein oder 3 dl Bier). Neben dem Alkohol enthalten solche Getränke aber auch jede Menge Kalorien. Zudem verzögert der Alkohol die Fettverbrennung im Körper, und gerade Apérogetränke sind dafür bekannt, den Appetit anzuregen. Auch über die Festtage empfiehlt es sich, immer wieder alkoholfreie Tage einzulegen.

In der Weihnachtszeit wird oft deftig und schwer gegessen. Was passiert in unserem Körper, wenn wir deftiges Essen zu uns nehmen?
Unter deftigem Essen wird vor allem viel Fett und grosse Mengen an Nahrung verstanden. Dies liefert einerseits übermässig Kalorien, welche zu diesem Zeitpunkt vom Körper in diesem Umfang nicht gebraucht werden. Somit wird ein grosser Teil der Kalorien ins Fettgewebe eingespeichert. Anderseits braucht fettiges Essen mehr Verdauungsleistung, u. a von Magen und Darm. Viele Menschen bemerken dies durch eine verlangsamte Verdauung, Magenschmerzen, Blähungen, Aufstossen (Reflux), aber auch Müdigkeit.

Wie kann man dem aufkommenden Unwohlsein entgegenwirken?
Entgegen der allgemeinen Vermutung verhilft ein Schnaps nach dem Essen nicht zu einer besseren Verdauung, sondern verlangsamt diese sogar. Besser ist ein Spaziergang, um die Verdauung anzuregen. Unter dem Strich kann gesagt werden, dass üppige Mahlzeiten ruhig genossen werden dürfen, solange man danach wieder zur normalen, ausgewogenen Ernährung zurückkehrt.

Hinzu kommen die vielen Kekse, die verspeist werden. Wie schädlich ist der darin vorhandene Zucker?
Zucker ist kaum die alleinige Ursache eines Problems, sondern einer von vielen Faktoren. Erfahrungsgemäss ist der gesamte Lebensstil entscheidend. Oft führt eine generell zu hohe Energieaufnahme kombiniert mit Bewegungsmangel zu Folgen wie Übergewicht oder Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck oder erhöhten Blutfettwerten. Biochemisch betrachtet ist Zucker schlicht der Haupttreibstoff für uns Menschen.

Was heisst das genau?
Der Zucker ist die schnellste und einfachste Form der Energiezufuhr. Problematisch wird es erst, wenn der Zucker in zu grossen Mengen aufgenommen wird. Dabei spielt es keine Rolle, ob Rübenzucker, Rohrzucker, Traubenzucker oder andere Formen von Zucker konsumiert werden. Somit schadet ein massvoller Zuckerkonsum dem Körper nicht. Um die Zuckermenge im Blick zu behalten, vermeiden Sie es, im Vorbeigehen in die Guetzli-Dose zu greifen und zu naschen, sondern versuchen Sie, die Süssigkeiten generell bewusst wahrzunehmen und zu geniessen.

Zu den Keksen wird nicht selten ein leckerer Kaffee genossen. Was passiert, wenn Kaffee in zu hohen Mengen konsumiert wird?
Das im Kaffee enthaltene Koffein wirkt anregend und kann bei empfindlich reagierenden Menschen zu Sodbrennen, Aufstossen und Schlafproblemen führen. Bei einem regelmässigen Kaffeekonsum gewöhnt sich der Körper daran, und die Wirkung des Koffeins verringert sich. Generell sind nach zwei bis drei Tassen Kaffee pro Tag keine negativen Wirkungen bekannt; sie wirken auch nicht harntreibend. Kaffee kann zwar zur Flüssigkeitsmenge gezählt werden, ist jedoch ein Genussmittel und soll demzufolge massvoll getrunken werden.

Ab Januar starten wir dann mit guten Vorsätzen und einem gesunden Lebensstil. Wie lange macht sich das ungesunde Essen über die Festtage bemerkbar und beeinflusst unsere Gesundheit?
Selten sind die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr bestimmend, sondern die Tage zwischen Neujahr und Weihnachten. Dazu sollen die guten Vorsätze möglichst realistisch gehalten werden und nicht vom schlechten Gewissen beeinflusst sein. Sonst folgt auf den anfänglichen Tatendrang bald eine negative Bilanz. Je spezifischer und realistischer der Vorsatz, umso eher kann er umgesetzt werden. Wer sich vornimmt, «etwas für die Gesundheit zu tun», wird wahrscheinlich weniger lange durchhalten als jemand, der sich spezifisch vornimmt, wöchentlich dreimal eine Stunde spazieren zu gehen. Kleine Schritte sorgen für kleine Erfolgserlebnisse, welche helfen, die Motivation langfristig zu erhalten.

Was raten Sie, um auch die Festtage möglichst gesund und doch ohne Verzicht zu verbringen?
In erster Linie: Gehen sie entspannt in die Festtage und geniessen Sie die Zeit mit Ihrer Familie und Ihren Freunden. Haben Sie kein schlechtes Gewissen, wenn Sie einen zweiten Teller schöpfen. Aber essen Sie langsam und bewusst. Es empfiehlt sich, wie gewohnt drei Mahlzeiten täglich zu sich zu nehmen. So verhindern Sie, dass Sie sich aus Heisshunger bereits beim Apéro überessen. Minimieren Sie Snacks zwischen den Mahlzeiten, da diese durch den Insulinanstieg im Blut den Appetit vermehrt anregen. Falls es für zwischendurch trotzdem etwas Kleines braucht, können auf einem Teller etwas Obst, Gemüse oder Nüsse bereitgelegt werden. So wird eher eine gesunde Variante konsumiert, als dass man erneut in die Guetzli-Dose greift. Gehen Sie zudem regelmässig nach draussen, machen Sie einen Verdauungsspaziergang oder gehen Sie mit Ihren Liebsten Schlitteln oder Schlittschuhlaufen.

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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