Fastenzeit: Wie gesund ist Fasten wirklich?

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Fastenzeit
Fastenzeit
Quelle: TCS MyMed

Celina Just, Ernährungsberaterin in Ausbildung (Bsc Ernährung und Diätetik) der Spital STS AG in Thun, zum Thema Fasten.

Frau Just, zwischen März und April ist Fastenzeit – wie gesund ist das?
Bei dem sogenannten Heilfasten oder dem religiösen Fasten vor Ostern, mit einer Fastenzeit von 4 bis 21 Tagen und einer täglichen Kalorieneinnahme von 250 bis 1000 kcal (individuell), konnten in einer Beobachtungsstudie keine gesundheitlichen Bedenken festgestellt werden. Fasten für das Erzielen einer Gewichtsreduktion wird jedoch nicht empfohlen. Durch den Verzicht auf Nahrung wird der Körper enorm gestresst und er reduziert seinen Energiebedarf auf ein Minimum. Bei wieder Zuführen von Lebensmitteln ist ein Jojo-Effekt garantiert.

Kommt es nicht zu Vitamin- und Mineralstoffmangel?
Auch hier wurde bei einer Fastenzeit von 4 bis 21 Tagen kein Vitamin- oder Mineralstoffmangel festgestellt. Fasten über diese Zeit hinaus kann jedoch zu diversen Vitamin- und Mineralstoffmängeln führen und wird deshalb nicht empfohlen.

Welche positiven Effekte ruft eine Fastenzeit hervor?
Es gibt diverse positive Effekte, welche durch die Fastenzeit hervorgerufen werden. Dazu gehören die Verbesserung des Blutdrucks in Richtung des Normalbereiches, die Verbesserung des Wohlbefindens sowie der Blutzucker- und Blutfettwerte. Zudem findet in dieser Zeit eine Sensibilisierung für die Themen Verzicht, Genuss und Überfluss statt.

Worauf sollte beim Fasten besonders geachtet werden?
Das Wasser, welches normalerweise zusätzlich aus der Nahrung kommt, fällt weg. Deshalb ist die ausreichende Zufuhr an Flüssigkeit während einer Fastenzeit umso wichtiger. Die empfohlene Trinkmenge, damit der Grundbedarf gedeckt ist, liegt bei 30 Milliliter pro Kilogramm Köpergewicht. Genügend zu trinken ist das A und O während dieser Zeit.

Es heisst, Schwangere und Kinder sollten nicht fasten. Wer darf fasten und wer nicht?
Kinder und Jugendliche befinden sich in einer Wachstumsphase und sind deshalb auf eine ausreichende Energiezufuhr angewiesen. Auch bei Schwangeren und Stillenden sollte, aufgrund des erhöhten Bedarfs, eine bedarfsdeckende Energiezufuhr vorliegen. Bei der Einnahme von diversen Medikamenten wie zum Beispiel Antirheumatika, Kortikoide, Bluthochdruckmedikamenten, Diabetiker-Medikamenten, Psychopharmaka sowie bei der Antibaby-Pille müsste man gegebenenfalls eine Anpassung vornehmen. Hierbei ist es ratsam, mit dem zuständigen Arzt Kontakt aufzunehmen. Ebenfalls nicht empfohlen wird Fasten bei Menschen mit Essstörungen, Diabetes oder Herzkreislauferkrankungen.

Was passiert während des Fasten mit dem Körper? Wird in dieser Zeit nicht nur Fett, sondern auch Muskelmasse abgebaut?
In den ersten paar Stunden der Fastenzeit versorgt sich unser Körper durch die Entleerung des Glykogenspeichers der Leber. Da dieses Glykogen an Wasser gebunden ist, ist die rasche Gewichtsabnahme zu Beginn der Fastenkur durch den Verlust des Wassers erklärbar. Zusätzlich wird Fett abgebaut. Die freigesetzten Fettsäuren kann unser Körper als Energiequelle verwenden. Hält der Fastenstoffwechsel weiter an, kann der Körper aus Eiweissen, welche in grossen Mengen in den Muskeln vorhanden sind, Glukose herstellen.

Was ist die Folge?
Die Folge davon ist ein Muskelabbau. Die während einer Diät verlorenen Kilos resultieren also nicht nur aus einem Verlust von Fett, sondern auch durch einen Verlust von Wasser und Muskeln. Glücklicherweise kann sich unser Körper rasch an neue Gegebenheiten anpassen und reduziert während der Fastenzeit seinen Grundbedarf an, was einen lebensgefährlichen Proteinabbau verhindert. Neben der Stoffwechselumstellung finden auch einige hormonelle Veränderungen statt. Folgen davon sind ein stärkeres Kälteempfinden, anfänglich starke Hungergefühle sowie positive Glücksgefühle.

Welche Nebenwirkungen können beim Fasten auftreten?
Zu den häufigsten von den Patienten berichteten Nebenwirkungen während einer Fastenzeit gehören Schlafstörungen, Müdigkeit, trockener Mund, Rückenschmerzen, Hunger, Kopfschmerzen sowie Schwindel und Blutdruckabfall bei zu grosser Anstrengung.

Zu welchem Zeitpunkt sollte die Fastenkur abgebrochen werden?
Bei Auftreten von Herzrhythmusstörungen, Magenproblemen, saurem Aufstossen, allgemeinem Unwohlsein, ernsten Elektrolytstörungen oder bei einem Kreislaufkollaps sollte das Fasten abgebrochen und ein Arzt konsultiert werden.

Darf man beim Fasten Sport treiben?
Während der Fastenzeit Sport zu treiben, ist nicht sinnvoll. Regelmässige Bewegung wird jedoch empfohlen, um dem Muskelabbau entgegenzuwirken.

Sollte während dieser Zeit eine Überwachung durch einen Arzt stattfinden?
Fasten über längere Zeit sollte unbedingt mit ärztlicher Überwachung geschehen.

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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