In seiner reinen Form ist Chlor gefährlich für den Menschen – verdünnt mit Wasser hat Chlor jedoch einen positiven Effekt.
Ohne Chemikalien wird es trüb im Schwimmbecken, da die Algen spriessen. Chlor tötet Mikroorganismen ab, die durch Haut, Haare, Schweiss und Spucke ins Wasser geraten. Es senkt dadurch die Gefahr für Infektionen.
Wie viel Chlor im Badewasser enthalten ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Wasserqualität, Anzahl Schwimmer, Leistungsfähigkeit der Aufbereitungsanlage, und Sonnenschein, da sich Chlor unter der UV-Strahlung leichter abbaut. Experten weisen darauf hin, dass aus Chlor, sobald es sich mit organischen Stoffen wie Schweiss, Urin oder Haaren verbindet, gebundenes Chlor entsteht, sogenannte Chloramine. Dazu gehört auch der Reizstoff Trichloramin, der durch eine Reaktion von Chlor und Urin zustande kommt.
Bronchienentzündung
Die Chloramine können die Schleimhäute angreifen, in die Atemwege und in die Augen gelangen – letzteres führt dazu, dass Kinder nach dem Schwimmen mit geröteten Augen nach Hause kommen. Da sich die Lungen von Kindern, speziell von Kleinkindern unter drei Jahren, noch in der Entwicklung befinden, können diese besonders empfindlich sein.
Das Chlor kann bei Kindern eine Bronchienentzündung provozieren, die wiederrum zu einem erhöhten Risiko einer Atemwegserkrankung führen kann. Wenn es in der Luft im Hallenbad stark nach Chlor riecht, sind das die Chloramine.
Weil der pH-Wert von Wasser bei 7.0 bis 8.6 liegt, während der pH-Wert der Haut 4.1 bis 5.8 beträgt, trocknet Wasser den Körper aus. Ist zusätzlich Chlor im Wasser enthalten, wird dieser Prozess beschleunigt. Daher ist es wichtig, sich nach dem Chlorbad gut abzuduschen und die Haut mit einer Feuchtigkeitscreme zu pflegen.
Prof. Dr. med. Aristomenis Exadaktylos, Chefarzt und Klinikdirektor Universitäres Notfallzentrum (Inselspital Bern), zum Thema Chlorwasser.
Herr Exadaktylos, Grippe, Norovirus, Pilzinfektion – tötet Chlor im Schwimmbadwasser wirklich alle Viren und Bakterien ab?
Nein, es muss eine Balance zwischen der höchstmöglichen «Desinfizierung» des Schwimmwassers und den giftigen Chlor-Schwellenwerten eingehalten werden. Wer es 100 Prozent sauber möchte, badet am besten in seiner eigenen Badewanne, hier ist man mit seinen Keimen allein. Wenn wir den Fusspilz ausklammern, dann sind Schwimmbäder nicht gefährlicher als öffentliche Verkehrsmittel. In der Schweiz und im zentraleuropäischen Raum werden Schwimmbäder übrigens kontrolliert, und neben Chlor werden auch andere moderne Desinfektionsmethoden eingesetzt.
Wie gefährlich ist es, wenn man Chlorwasser schluckt?
Unser Magendarmtrakt ist einiges gewohnt, deshalb kann uns ein wenig Schwimmbadwasser nicht viel anhaben. Versagt jedoch die Wasserdesinfektion, ist unser Magendarmtrakt bereits geschwächt. Zudem können Durchfall, Bauchkrämpfe, Übelkeit und Fieber auftreten, wenn eine hohe Konzentration an Erregern besteht. Menschen mit einem geschwächten Immunsystem und sehr kleine Kinder können selten auch schwerer erkranken. Keime können übrigens auch durch andere Öffnungen in den Körper eindringen und lokale oder systemische Infektionen hervorrufen.
Augenrötung durch Chlorwasser, was hilft dagegen?
Spülen, spülen, spülen. Und zwar mit Leitungswasser. Vorbeugung ist auch eine gute Sache, beispielsweise durch das Tragen von Schwimmbrillen.
Kann Chlorwasser schlimme Hautkrankheiten hervorrufen?
Eigentlich nicht, lediglich bei Personen mit sehr empfindlicher Haut kann es gelegentlich zu Rötungen kommen.
Können die Chloramine für Babys lebensgefährlich sein?
Amine sind ziemlich aggressiv und können unsere Schleimhäute reizen. Die Reizungen fallen je nach Alter und Konzentration der Amine stärker aus. Augen, Nase, Rachen, aber auch Lungen können gereizt werden. Grundsätzlich ist das keine Tragödie, jedoch ist bei sehr kleinen Kindern unter drei Jahren und Menschen mit Asthma oder Hauterkrankungen Vorsicht geboten. Eine gründliche Dusche vor und nach dem Bad versteht sich von selbst. Tränen die Augen, tritt Husten auf oder brennt der Nasenrachenraum, sollte besser auf den Badespass verzichtet werden. Lebensgefährlich sind diese Symptome aber nicht.
Dem Badespass steht also nichts im Weg?
Schwimmen ist nicht nur gesund, sondern auch sozial wertvoll – und im Zweifelsfall überlebenswichtig. Beim Schwimmunterricht lernen die Kinder viel fürs Leben, daher ist Panikmache absolut falsch. Natürlich ist Vorsicht geboten und man sollte auf die Sicherheit im Schwimmbad achten. Vor allem die Pumpanalagen in Swimmingpools entwickeln sich zu gefährlichen Fallen, wenn diese nicht richtig gesichert sind.
Badespass: Wie schädlich ist Chlorwasser wirklich?
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Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.