Welt-Aids-Tag 2022: Auch heute ist Diskriminierung ein wichtiges Thema

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Welt-Aids-Tag 2022
Welt-Aids-Tag 2022
Quelle: TCS MyMed

Heute ist der Welt-Aids-Tag, der seit 1988 immer am 1. Dezember stattfindet. Es ist wichtig, die Menschen in der Schweiz und der ganzen Welt zu sensibilisieren, damit keine Vorurteile verbreitet werden. Jan Müller von der Aids-Hilfe Schweiz klärt wichtige Fragen.

Herr Müller, was ist das Ziel dieses Tages und worauf liegt der Fokus in diesem Jahr?
Wir gedenken der an Aids Verstorbenen, wir trauern um sie, halten ihre Geschichten lebendig und erinnern uns an den langjährigen Kampf, den so viele Menschen geführt haben. An diesem Tag wird dazu aufgerufen, Solidarität mit den von HIV betroffenen Menschen zu zeigen. Denn diese leiden auch in der Schweiz noch häufig unter Diskriminierung im Alltag.

Wo kommt es am häufigsten zu Diskriminierung?
Am häufigsten erleben Menschen mit HIV Diskriminierung im Gesundheitswesen, fast ein Drittel der gemeldeten Diskriminierungsfälle betreffen diesen Sektor. Die Botschaft der Aids-Hilfe Schweiz am diesjährigen Welt-Aids-Tag richtet sich deshalb besonders an Fachpersonen im Gesundheitswesen: Bleiben Sie entspannt, Menschen mit HIV unter erfolgreicher Therapie übertragen das Virus nicht.

Viele wissen nicht, dass HIV nicht gleich Aids ist. Worin liegt der Unterschied?
HIV ist wohl der bekannteste sexuell übertragbare Virus. Wenn eine HIV-Infektion nicht behandelt wird, entwickelt sich daraus Aids (Acquired Immunodeficiency Syndrome – erworbenes Immunschwächesyndrom). Dann funktioniert die körpereigene Abwehr nicht mehr, und deshalb ist Aids tödlich. Eine HIV-Infektion sollte aus diesem Grund rasch mit einem Test erkannt und behandelt werden. Das ist wichtig, damit das Virus das Immunsystem nicht weiter schädigen und sich aus dem HIV-Virus kein Aids entwickeln kann.

Wie wird HIV behandelt?
HIV ist nicht heilbar, aber behandelbar. Die HIV-Medikamente verhindern im Körper eines HIV-positiven Menschen die Vermehrung des Virus. Nach einiger Zeit ist bei einer gut wirksamen Therapie kein HIV im Blut mehr nachweisbar. Man spricht dann von einer «Viruslast unter der Nachweisgrenze». Eine Übertragung von HIV ist nicht mehr möglich.

Welche Schutzmassnahmen kann man ergreifen, um eine Infektion zu vermeiden?
Als Safer Sex gilt: Anal- und Vaginalsex mit Kondom oder mit PrEP – die Einnahme von Medikamenten zum Schutz vor HIV. Von Personen mit HIV, die unter wirksamer Therapie stehen, geht kein Ansteckungsrisiko aus. Ist man in einer exklusiven Partnerschaft, sollten anfangs der Beziehung ein Test gemacht und Abmachungen getroffen werden. Individualisierte Empfehlungen gibt der Safer-Sex-Check auf lovelife.ch. Doch Safer Sex bedeutet nicht nur, sich beim Sex konsequent zu schützen. Mindestens ebenso wichtig ist, dass man handelt, wenn etwas passiert ist. Safer Sex schützt sehr gut vor HIV, aber andere sexuell übertragbare Infektionen (STI) wie Chlamydien, Syphilis usw. können trotzdem übertragen werden.

Was sollte man tun, wenn das Risiko einer Ansteckung besteht?
Nach ungeschütztem Anal- oder Vaginalsex gibt es die HIV-Notfallbehandlung PEP. Sie muss innert Stunden begonnen werden, um wirksam zu sein. PEP steht für Post-Expositionsprophylaxe und ist eine medizinische Notfall-Behandlung, welche eine mögliche HIV-Ansteckung nach einer Risikosituation verhindern kann. Die Behandlung mit Medikamenten dauert vier Wochen und wird ärztlich verschrieben. Bei einer medizinischen Begleitung werden Risiken und Nebenwirkungen abgeklärt. Weitere Infos zu PEP.

Auch heute noch kämpfen viele Betroffene mit Vorurteilen. Wie stark schränkt die HIV-Infektion Betroffene im Alltag ein?
Menschen, die mit HIV leben, erfahren in vielen Bereichen des Alltags Diskriminierung: im Versicherungsbereich, im Datenschutz, im Gesundheitswesen und in vielen weiteren Sektoren. Während HIV medizinisch gut behandelbar ist, führt Diskriminierung bei Menschen mit HIV zu Beeinträchtigungen der psychischen Gesundheit. Für die betroffenen Personen ist das eine grosse Einschränkung im Alltag. Deshalb erinnert die Aids-Hilfe Schweiz immer wieder aufs Neue, dass Menschen mit HIV unter erfolgreicher Therapie das Virus nicht übertragen!

Gibt es Zahlen, wie es um die Ansteckungen in der Schweiz steht?
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) veröffentlicht jährlich die Zahlen der neuen HIV- und STI-Infektionen in der Schweiz. Seit längerer Zeit stagnieren die jährlich neu gemeldeten HIV-Ansteckungen. Im Jahr 2021 wurden dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) insgesamt 318 neue HIV-Diagnosen gemeldet. Das sind mehr Meldungen als im Vorjahr (291 Fälle). Der Anstieg muss aber im Kontext der Covid-19-Pandemie relativiert werden. Weitere Informationen gibt es auf aids.ch.

Die Aids-Hilfe Schweiz engagiert sich schweizweit für Menschen mit HIV, ihre Partner und Partnerinnen. Welches Angebot haben Sie für Betroffene und deren Angehörige?
Die Aids-Hilfe Schweiz bietet für Menschen mit HIV eine Vielzahl an Informationen medizinischer und rechtlicher Art auf der Website, in Broschüren und regelmässigen Publikationen. Weiter unterstützt sie mit einer schnellen und unbürokratischen Finanzhilfe Menschen mit HIV oder Aids, die in finanzielle Not geraten sind. Nicht zuletzt können sich Menschen mit HIV/Aids und ihre Angehörigen mit Rechtsfragen, die in direktem Zusammenhang mit HIV/Aids stehen, telefonisch oder schriftlich an die kostenlose Rechtsberatung der Aids-Hilfe Schweiz wenden.

Quelle und Zusammenarbeit mit der Aids-Hilfe Schweiz (www.aids.ch).

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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