«Jeder neunte Mann erhält im Laufe seines Lebens die Diagnose Prostatakrebs.»

Prostata


Krankheiten

Quelle: TCS MyMed


Im Interview mit TCS MyMed klärt Herr Dr. med. (RO) Christian Buchwald, Beleg- und Konsiliararzt Uroviva Klinik im Spital Limmattal, viele wichtige Fragen rund um das Thema Prostatavergrösserung und Prostatakrebs.

Herr Buchwald, was bedeutet die gutartige Vergrösserung der Prostata bei Männern?
Eine Vergrösserung der Prostata ist eine häufige Alterserscheinung bei Männern. Sie ist bedingt durch das Testosteron im männlichen Hormonhaushalt sowie die genetische Veranlagung. Die Prostatagrösse ist sehr variabel und eine Prostatavergrösserung ist nicht zwangsläufig krankhaft. Zudem müssen beispielsweise Beschwerden beim Wasserlösen nicht immer mit einer Prostatavergrösserung zusammenhängen. Heutzutage spricht man weniger von einer Prostatavergrösserung als von einem benignen (gutartigen) Prostatasyndrom, das sich hauptsächlich auf die Symptome stützt, welche die Prostataobstruktion (Obstruktion = Verschluss) verursacht.

Woran erkennt man eine vergrösserte Prostata?
Die Prostata ist ein Organ, das die männliche Harnröhre umschliesst. Sobald die Prostata wächst, wird die Harnröhre zugedrückt, und es entstehen häufig Symptome, die mit dem Wasserlösen zusammenhängen. Hauptsächlich handelt es sich um einen abgeschwächten Harnstrahl, einen häufigeren Harndrang, einen verspäteten Beginn der Blasenentleerung und um nächtlichen Harndrang. Diese Symptome werden gesammelt als LUTS (Lower Urinary Tract Symptoms) bezeichnet, also «Symptome des unteren Harntrakts».

Gibt es auch bösartige Veränderungen der Prostata?
Ja, der Prostatakrebs ist der häufigste Krebs bei Männern. In der Schweiz werden jährlich über 6’000 Neuerkrankungen registriert. Erfreulich ist, dass der Prostatakrebs deutlich seltener tödlich verläuft als viele andere Krebsarten. Jeder neunte Mann erhält im Laufe seines Lebens die Diagnose Prostatakrebs, jedoch muss die Erkrankung nicht immer zwingend behandelt werden. Im Falle einer entsprechenden Diagnose gibt es heutzutage eine sehr gezielte Vorgehensweise. Die verschiedenen Prostatakrebsformen sind ausserdem sehr unterschiedlich. Danach richtet sich die Behandlung.

Ist es sinnvoll, die Prostata kontrollieren zu lassen?
Prostatakontrollen sind auf jeden Fall sinnvoll. Jedoch praktizieren wir eine «risikoadaptierte Vorsorge», ein sogenanntes Smart Screening: Die Untersuchungen und Kontrollen nach bestimmten Risikogruppen haben sich etabliert. Zur Identifikation des Risikopotenzials stehen hauptsächlich der PSA-Wert (PSA = prostataspezifisches Antigen) sowie weitere Risikokalkulatoren zur Verfügung. Je nach Resultat werden die Untersuchungssequenzen definiert.

Wer hat ein erhöhtes Risiko für Prostatakrebs?
Männer, bei denen Prostatakrebs bereits in der Familie vorkommt, haben ein deutlich höheres Erkrankungsrisiko – bis um das Vierfache. Daher empfehlen wir Personen, deren Familienmitglieder ersten Grades bereits einmal an Prostatakrebs erkrankten, sich frühzeitig untersuchen zu lassen – idealerweise im Alter zwischen 40 oder 45 Jahren. Ansonsten ist eine Vorsorgeuntersuchung ab 50 Jahren angezeigt.

Woraus besteht eine Vorsorgeuntersuchung?
Die Vorsorgeuntersuchung besteht aus einer Abtastung der Prostata, einer Prüfung der Blasenentleerung und einer Messung der Prostatagrösse. Eine sehr wichtige Rolle spielt der PSA-Wert. Der PSA-Wert ist ein Blutwert, der mit recht grosser Genauigkeit frühzeitig eine Entwicklung des Prostatakrebses anzeigen kann. Die PSA-Bestimmung im Blut ist eine einfache Untersuchung; sie ist nicht teuer und kann sowohl vom Hausarzt als auch vom Urologen veranlasst werden. Wichtig ist darüber hinaus die Verfolgung des PSA-Werts, um zu sehen, ob und – falls ja – welche Veränderungen auftreten.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Prostataproblemen?
Je nach Diagnose muss die Behandlung angepasst werden. Meistens sind die Probleme beim Wasserlösen bei gutartiger Vergrösserung mit Medikamenten behandelbar. Erst wenn die Medikamente nicht ausreichend wirken, kommen operative Behandlungen in Frage. Ganz anders ist es beim Prostatakrebs. Der Prostatakrebs muss durch eine Biopsie beziehungsweise eine Prostataprobeentnahme bestätigt werden. Aufgrund des PSA-Werts, der Prostatabiopsie-Ergebnisse und der Gewebebeschaffenheit kann für jeden Patienten eine Risikokonstellation erstellt werden.

Wie geht es dann weiter?
Aufgrund der Risikokonstellation erfolgt dann eine interdisziplinäre Empfehlung zur Behandlung. Die interdisziplinäre Empfehlung wird von einem sogenannten Tumorboard beraten, das onkologische, urologische und radiologische Fachpersonen sowie Strahlentherapeutinnen und -therapeuten einbindet. So können wir die optimale Therapie für den jeweiligen Patienten festlegen. Somit ist die Behandlung immer individualisiert.

Ist Prostatakrebs heute heilbar?
Je nach Stadium des Tumors ist Prostatakrebs heilbar. Falls der Tumor auf die Prostata begrenzt ist, kommt eine operative Behandlung oder eine Strahlentherapie der Prostata in Frage. Die optimale Lösung findet immer in Absprache mit dem Patienten – abhängig von den persönlichen Wünschen, dem allgemeinen Gesundheitszustand und den individuellen Eigenheiten – statt.

Gibt es präventive Massnahmen bei Prostatakrebs?
Es gibt kaum spezifische Faktoren, die die Entstehung von Prostatakrebs beeinflussen können. Die genetische Veranlagung kann leider nicht geändert werden. Eine gesunde Lebensweise mit körperlicher Ertüchtigung und einer ausgewogenen Ernährung gelten jedoch immer als positive Einflussfaktoren gegen Krebserkrankungen. Da es keine spezifischen vorbeugenden Massnahmen gibt, ist der Stellenwert einer seriösen und individuell abgestimmten Prostatavorsorge umso höher.


Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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