Kann eine Blasenentzündung während der Schwangerschaft gefährlich sein?

Prof. Dr. med. Verena Geissbühler, Leitende Ärztin Interdisziplinäres Beckenbodenzentrum des Claraspitals


Schwangerschaft & Familie

Quelle: TCS MyMed


Frauen leiden häufiger an einer Blasenentzündung als Männer. Weshalb das so ist und worauf man besonders in der Schwangerschaft achten sollte, erklärt Frau Prof. Dr. med. Verena Geissbühler, Leitende Ärztin Interdisziplinäres Beckenbodenzentrum des Claraspitals.

Frau Geissbühler, warum treten Blasenentzündungen bei Frauen häufig auf?
Da Frauen eine kurze Harnröhre haben und sich der Harnröhrenausgang nahe am After befindet, können die häufigen E.Coli Bakterien aus der Darmflora relativ einfach zur Harnröhre gelangen und in die Blase «aufsteigen». Dort vermehren sich die Bakterien, und es kommt zu einer Entzündung. Sieht man sich die Ergebnisse der bakteriellen Infektionen an, welche in einer gynäkologischen Praxis behandelt werden, sind Blasenentzündungen die am häufigsten resultierenden Folgen.

Symptome einer Blasenentzündung

  • Schmerzen beim Wasserlösen
  • häufiges Wasserlassen
  • Drangbeschwerden
  • Schmerzen in der Harnblase

Welche Symptome deuten auf eine Blasenentzündung hin und wie wird sie diagnostiziert?
Um eine Blasenentzündung zu diagnostizieren, wird in der Regel eine Urinuntersuchung durchgeführt. Dies wird mithilfe eines Urin-Schnelltests und/oder einer Urinkultur gemacht. Dabei wird der Urin auf das Vorhandensein von Bakterien und Entzündungszellen untersucht.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es und wie lange dauert es, bis die Symptome abklingen?
Bei unkomplizierten Blasenentzündungen ist es wichtig, viel zu trinken (1500 bis 2000 ml), sodass die Bakterien «ausgeschwemmt» werden. Zusätzlich sollten abschwellende Schmerzmittel eingenommen werden und bei Weiterbestehen der Beschwerden – nach zwei bis drei Tagen – oder Auftreten von Fieber, eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden.

Kann eine unbehandelte Blasenentzündung chronisch werden und zu weiteren gesundheitlichen Problemen führen?
Ja, eine unbehandelte Blasenentzündung kann chronisch werden respektive immer wieder auftreten (Rezidive), wenn Risikofaktoren bestehen. Es ist daher wichtig, eine Blasenentzündung frühzeitig zu erkennen und angemessen zu behandeln, um mögliche Komplikationen zu vermeiden.

Welche Risikofaktoren begünstigen die Entwicklung einer Blasenentzündung?
Häufige Risikofaktoren respektive prädisponierende Faktoren können die Folgenden sein:

  • Resturin beispielsweise bei Blasensenkung
  • die nicht vollständige Entleerung der Harnblase
  • eine ungenügend eingestellte Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
  • ein Harnblasenkatheter über längere Zeit
  • eine reduzierte Immunabwehr
  • eine Schwangerschaft


Kann eine Blasenentzündung während der Schwangerschaft gefährlich sein?
Eine Blasenentzündung mit Beschwerden bei einer Schwangeren sollte mit Antibiotika behandelt werden – unbehandelt kann es zu Fieber und Nierenentzündungen kommen und als Folge davon zu vorzeitiger Wehentätigkeit.

Gibt es spezielle Empfehlungen für die Behandlung bei Schwangeren?
Schwangere mit Blasenentzündungen sollen gezielt mit Antibiotika behandelt werden. Es empfiehlt sich, den Urin auf Bakterien zu untersuchen, um die richtigen Antibiotika zu definieren (Urinkultur mit Resistenzprüfung).

Können Männer auch an einer Blasenentzündung leiden oder ist dies hauptsächlich ein Problem bei Frauen? Wie äussert sie sich beim Mann?
Ja, auch Männer können an einer Blasenentzündung leiden, jedoch kommt sie nur halb so häufig vor wie bei Frauen. Bei Männern muss man z.B. an die Möglichkeit einer vergrösserten Prostata oder eines Tumors denken.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Harnwegsinfektionen und Blasenentzündungen?
Harnwegsinfektionen (HWI) betreffen die Harnblase, die Harnröhre sowie die Harnleiter/Nieren. Aus einer Blasenentzündung kann eine Harnwegsinfektion mit Mitbeteiligung der Nieren entstehen, und damit ist ein Zusammenhang gegeben.

Gibt es spezielle Empfehlungen für die Hygiene im Intimbereich, um das Risiko zu verringern?
Wichtig ist, keine übertriebene Hygiene mit häufiger Anwendung von Seifen und Feuchtigkeitstüchlein durchzuführen. Dadurch wird die natürliche Hautschutzschicht, die die Bakterien abwehrt, beeinträchtig. Des Weiteren sollte eine Reinigung in Richtung des Afters durchgeführt werden, nicht umgekehrt.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Spricht die betroffene Person nicht auf die Behandlung mit nicht-antibiotischen Medikamenten an oder kommt es zu Fieber sowie zu einer Verschlechterung des Allgemeinzustandes, sollte immer eine Ärztin oder ein Arzt konsultiert werden.

Wie kann man einer Blasenentzündung vorbeugen?
Um einer Blasenentzündung vorzubeugen, sind die richtige Hygiene sowie die vollständige Entleerung der Blase (kein Resturin) wichtige Faktoren. Zudem sollten die Lactobazillen in der Scheide nicht zerstört und eventuell zugeführt werden. Um das Risiko zu minimieren, sollte auch ausreichend getrunken werden. Bei Frauen, welche sich in der Menopause befinden, sollten Hormone (Oestriol) am Scheideneingang und in der Scheide aufgetragen werden. Die Einnahme von D-Mannose, Cranberry-Kapseln oder -Saft und diverse pflanzliche Präparate kann zusätzlich vorbeugen.


Das zertifizierte Beckenbodenzentrum am Claraspital Basel
Das Beckenbodenzentrum am Claraspital deckt mit einem spezialisierten interdisziplinären Team das ganze Spektrum von gut- und bösartigen Erkrankungen des Enddarmes und Afters sowie von Senkungsbeschwerden des Beckenbodens ab. Ein Schwerpunkt des Zentrums sind die Abklärung und Behandlung von chronischer Verstopfung und Kontinenzstörungen für Urin und Stuhl.

www.claraspital.ch/beckenbodenzentrum


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