Flüssigkeitsmangel: Wie viel sollte man wirklich trinken?



Ernährung

Quelle: TCS MyMed


Dr. med. Johanna Jenny, Oberärztin Medizin des Spitals Wattwil, zum Thema Flüssigkeitsmangel.

Frau Jenny, wie viel sollte man durchschnittlich pro Tag trinken?
Eine allgemein gültige Antwort ist darauf nicht möglich, denn je nach Wetter oder körperlicher Belastung (Arbeit oder Sport), kann das sehr unterschiedlich sein. Unter «Normalbedingungen» verliert der Mensch circa 2,5 Liter Wasser pro Tag – den Grossteil über den Urin. Diese Flüssigkeit sollte man ersetzen. Einen Teil davon nimmt man über die Nahrung auf und ein kleiner Teil der Flüssigkeit entsteht bei Stoffwechselvorgängen. Den grössten Teil jedoch nehmen wir als Getränke zu uns: unter «Normalbedingungen» sind dafür 1,3 bis 1,5 Liter pro Tag für gesunde Menschen ein guter Richtwert. Bei Patienten, die spezielle Medikamente einnehmen, an Herz- oder Nierenerkrankungen leiden oder Veränderungen im Hormonsystem haben – um nur einige zu nennen – kann der Richtwert anders sein und man sollte sich bezüglich der optimalen Trinkmenge mit dem Arzt absprechen.

Gibt es Risikogruppen, bei denen erhöhte Gefahr von Flüssigkeitsmangel besteht?
Vor allem bei älteren Menschen kommt es häufig vor, dass diese zu wenig trinken. Was sich auf das abnehmende Durstgefühl im Alter zurückführen lässt.

Woran erkennt man einen Flüssigkeitsmangel?
Die Symptome sind vielfältig. Sie reichen von Mundtrockenheit, Schwäche und Verstopfung über Schwindel, Verwirrtheitszustände bis hin zu Kreislauf- und Nierenversagen. Bei einem vermuteten Flüssigkeitsmangel kann ein Trink- und Ernährungsprotokoll Hinweise liefern.

Stimmt es, dass sich bei zu wenig Flüssigkeit der Urin dunkler färbt?
Der Urin wird bei Flüssigkeitsmangel konzentrierter und dadurch dunkler. Allerdings verhindern bestimmte Krankheiten und manche Medikamente die Konzentrationsfähigkeit der Niere. Dadurch kann der Urin hell wirken, obwohl ein Flüssigkeitsmangel besteht.

Welche langfristigen Folgen kann die zu geringe Zufuhr mit sich bringen?
Zu den langfristigen Folgen gehört beispielsweise die Leistungsminderung, Einschränkung der Nierenfunktion, erhöhte Sturzneigung oder veränderte Medikamentenwirkung – um nur einige zu nennen.

Genügt es, wenn bei auftretenden Mangelerscheinungen wieder mehr getrunken wird oder gibt es weitere Behandlungsmethoden, welche angewendet werden?
Bei grundsätzlich gesunden Menschen reicht es in vielen Fällen, wenn genügend getrunken wird. Gelegentlich kann auch eine Therapie mit Infusionen notwendig sein. Für Personen, die vorerkrankt sind (insbesondere an Herz oder Nieren), ist es sinnvoll, den Hausarzt um Rat zu fragen. Allenfalls kann es zu längeren Hospitalisationen kommen.

Welche Faktoren können den Flüssigkeitshaushalt negativ beeinflussen?
Neben diversen Erkrankungen können zum einen äussere Einflüsse, wie zum Beispiel eine ungenügende Flüssigkeitsaufnahme bei grosser Hitze oder starker körperlicher Anstrengung, zum anderen ein vermindertes Durstgefühl und Änderungen im Hormonhaushalt, den Flüssigkeitshaushalt negativ beeinflussen.

Was sollte man bei heissen Sommertagen beachten?
Trinken Sie ausreichend. Stellen Sie Ihre Trinkmenge am besten schon morgens bereit. Am besten ist normales Wasser oder Mineralwasser. Kräuter- und Früchtetees und verdünnte Fruchtsäfte sind gute Ergänzungen. Ebenso trägt wasserreiches Obst und Gemüse positiv zum Wasserhaushalt bei. Ausserdem sollten Sie darauf achten, sich körperlich nicht zu sehr anzustrengen. Die Pause in der Mittagszeit hat sich in südlichen Ländern seit Langem bewährt.

Kann man auch zu viel trinken und wie gefährlich ist das?
Im Regelfall kann man nicht zu viel trinken. Man merkt, wann man genug getrunken hat. Es gibt jedoch Erkrankungen, bei denen die Patienten weit über ihren Bedarf hinaus Flüssigkeit zu sich nehmen. Das kann zu gefährlichen, manchmal lebensbedrohlichen Elektrolyt-Veränderungen führen. Extremsportler sollten bei der erhöhten Flüssigkeitszufuhr auf die richtige Zusammensetzung der Getränke achten.



Für Anregungen und Inputs, können Sie uns gerne per Mail kontaktieren: med@tcs.ch

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