Reisekrankheiten: «Es geht darum, gefährliche Krankheiten nicht zu verpassen»



Krankheiten

Quelle: TCS MyMed


Dr. med. Beat Sonderegger, Leitender Arzt Infektiologie am Kantonsspital Luzern, zum Thema Reisekrankheiten.

Herr Sonderegger, auf welche gesundheitlichen Veränderungen nach den Ferien sollte man hauptsächlich ein Augenmerk legen?
Etwa die Hälfte unserer Reiserückkehrer leidet unter Durchfall. Ein Drittel beklagt Fieber und etwa 15 Prozent kommen wegen Hautsymptomen (Rötungen, Stiche usw.) zu uns.  Während Fieber und Durchfall offensichtlich vom Patienten bemerkt werden, sind die Hautveränderungen je nach Körperlokalisation schwieriger zu detektieren.

Wie gross kann die Zeitspanne zwischen der Ansteckung und den ersten Symptomen sein?

Die sogenannten «Inkubationszeiten» variieren je nach Erreger. Salmonellen oder Shigellen (bakterielle Durchfallerkrankung) können bereits 12 Stunden nach Einnahme der Erreger zu Fieber und Durchfällen führen, wogegen sich eine Malaria frühestens nach einer Woche mit Gliederschmerzen und Fieber bemerkbar macht. Die momentan in den Medien sehr präsenten, von Mücken übertragenen Infektionen, wie Dengue-Fieber oder Chikungunya, haben eine Inkubationszeit von 3 bis maximal 14 Tagen. Das heisst, wenn das Fieber erst vier Wochen nach Reiserückkehr beginnt, sind diese beiden Erreger ausgeschlossen.

Wann sollte ein Arzt aufgesucht werden?
Es geht darum, gefährliche Krankheiten nicht zu verpassen. An einer Malaria (tropica) kann man sterben, deshalb ist bei Fieber nach Rückkehr aus einem potenziellen Malariagebiet Vorsicht geboten. Zudem empfehlen wir, bei blutigem Durchfall oder einem Durchfall, welcher länger als 14 Tage dauert, einen Arzt aufzusuchen. 

Ist es sinnvoll, bei Magen-Darm-Problemen direkt eine Probe (Stuhl, Urin, Erbrochenes) dem Arzt mitzubringen?
Nein, ein Arzt wird in der Sprechstunde entscheiden, welche Analysen im Einzelfall zu veranlassen sind.

Welche Angaben zu den Ferien sollte man beim Arzt machen?
Die Patienten und Patientinnen werden jeweils sehr detailliert zu ihrer Reise (Reiseroute, - beginn, -rückkehr) befragt. Dies wird unter anderem deshalb gemacht, um aufgrund der Inkubationszeiten die Liste der möglichen Erreger einzugrenzen. Ferner wird versucht, in Erfahrung zu bringen, ob spezifische Risikofaktoren für Erkrankungen vorhanden waren, zum Beispiel Essgewohnheiten, Baden in Süsswasser, ungeschützter Sexualkontakt sowie Tierkontakt.

Sollte man den Impfausweis mitnehmen, damit der richtige Impfschutz kontrolliert werden kann?
Dies ist sehr hilfreich, da die Reiseimpfungen (insbesondere Hepatitis A/B und Gelbfieber) sehr gut schützen und eine Infektion mit diesen Erregern somit praktisch ausgeschlossen ist. Die Impfungen können übrigens auch auf meineimpfungen.ch eingetragen werden und vom Reisenden überall online eingesehen werden.

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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