Hypochondrie: Wenn die Angst vor Krankheiten krank macht



Krankheiten

Quelle: TCS MyMed


Dr. med. Patrick Weihs, Leitender Arzt Psychosomatik PSOMA Bern der Privatklinik Wyss AG, zum Thema Hypochondrie.

Herr Weihs, was versteht man unter dem Begriff Hypochondrie?
Die Hypochondrie ist eine Erkrankung, bei der die Betroffenen überzeugt sind, an einer schweren Krankheit zu leiden oder Angst davor haben. Diese Überzeugung oder Angst besteht, obwohl die erhobenen medizinischen Befunde keinen Hinweis darauf geben.

Gibt es Risikogruppen, welche besonders oft davon betroffen sind?
Es können keine klaren Risikogruppen definiert werden. Missbrauchserfahrungen, welche in der Kindheit stattgefunden haben, können jedoch das Risiko, an einer Hypochondrie zu erkranken, etwas erhöhen.

Unterscheidet man zwischen verschiedene Arten von Hypochondrie?
Der Begriff der Hypochondrie ist aktuell im Wandel. In den USA wird sie aktuell «Illness Anxiety Disorder» (Krankheitsangst-Störung) genannt und unterscheidet einen Krankheits-Typen, bei dem die Betroffenen eine Behandlung suchen und einen, bei dem das Gegenteil der Fall ist. In Europa wird in der neuen Klassifikation der Erkrankungen, dem DSM 11, eine Unterteilung zwischen Erkrankten getroffen, die teilweise in der Lage sind, ihre Krankheitsängste zu hinterfragen, und denen, die es nicht können.

Wodurch wird die Angst ausgelöst?
Eine eindeutige Ursache gibt es nicht, es sind aber meistens lebensgeschichtliche Belastungen vorhanden.

Hypochonder berichten oft über körperliche Beschwerden – woher kommen diese Empfindungen?
Man geht davon aus, dass Menschen, die an Hypochondrie leiden, die «normalen» Symptome und Empfindungen aus ihrem Körper sensibler aufnehmen und ihre Aufmerksamkeit stark darauf richten.

Wer ist die richtige Ansprechperson bei Hypochondrie?
Psychosomatisch geschulte und tätige Ärztinnen und Ärzte, die sowohl somatische als auch psychotherapeutische Kompetenzen haben. Dies sind oft Fachärztinnen und Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie, aber auch Fachärztinnen und Fachärzte anderer Fachrichtungen, mit einer psychosomatischen Zusatzqualifikation wie z.B. dem Fähigkeitsausweis der SAPPM (Schweizerische Akademie für Psychosoziale und Psychosomatische Medizin).

Wie wird die Krankheit behandelt?
Bei der Hypochondrie ist die Psychotherapie die richtige Behandlungsmethode. Jedoch ist auch immer wieder eine somatisch orientierte Aufklärung und Psychoedukation notwendig. Durch die Bearbeitung sowohl von psychischen als auch von somatischen Themen soll den Betroffenen geholfen werden, die Symptome besser einzuordnen und Zusammenhänge zwischen Psyche und Körper herzustellen.

Kann eine vollständige Heilung erzielt werden?
Ja, eine vollständige Heilung ist möglich.

Wie stark beeinflusst die Hypochondrie Betroffene im Alltag?
Die Beeinflussung im Alltag ist sehr unterschiedlich. Es sind sowohl leichte und vorübergehende Krankheitsverläufe möglich, als auch lang andauernde und invalidisierende.



Für Anregungen und Inputs, können Sie uns gerne per Mail kontaktieren: med@tcs.ch

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